Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Wiederauferstehungssache könnte einen glatt in Versuchung bringen.«
»Wovon sprichst du?«, fragte Harley.
»Schon in Houston war Bynum eine Nervensäge, und jetzt ist er noch schlimmer. Außerdem könnte er scheißgefährlich sein.«
»Da gebe ich dir recht. Und weiter?«
»Wenn man weiß, dass der Tod hier nicht endgültig ist … gerätst du nicht wenigstens ein bisschen in Versuchung, diesen Kerl noch einmal kaltzustellen?«
Harley schüttelte nur den Kopf. Vielleicht merkte er, dass Xavier sie hören konnte, denn er sagte: »Ich möchte den Tempel jetzt verlassen. Kommst du mit?«
Weldon schob Harleys Rollstuhl zum Ausgang.
Die Bemerkung des NASA -Typen machte Xavier nervös. Er hatte versucht, sich auszumalen, wie es auf der Erde zugehen würde, wenn jeder mit Sicherheit wüsste, dass der Tod nicht das Ende bedeutete … dass ein Teil von ihnen, ein elektrisches Gedächtnis, in einen neuen Körper heruntergeladen werden konnte. Momma zum Beispiel … sie starb langsam an Krebs, die Chemotherapien und die Bestrahlungen ließen sie durch die Hölle gehen, und man schnitt Teile ihres Körpers ab.
Wenn die Revenant-Technologie auf der Erde existierte, blieben vielen Menschen dann nicht Schmerzen und Elend erspart? Konnte man dann nicht einfach einen Gnadentod sterben und hinterher zurückgeholt werden, mit einem gesunden, nicht von Krebs zerfressenen Körper?
Und das gälte nicht nur für gute Menschen wie seine Momma. Dieser Mr. Weldon zum Beispiel – er war kein Krimineller und kein Mörder. Aber weil er wusste, dass der Tod nur vorübergehend war … schwafelte er davon, Mr. Bynum zu töten, nur um ein Problem zu beseitigen.
Wie viele Menschen würden seine Ansicht teilen?
Xavier war sich keineswegs sicher, dass er in einer Welt mit Revenant-Technologie leben wollte.
Aber die Erde mit dieser Technologie zu beglücken war ohnehin keine Option. Nicht, solange die Bedrohung durch diese Reivers aktuell war.
Xavier schätzte Bynums Energie und Zuversicht. Er war wie ein TV -Evangelist, der einen davon überzeugte, dass Engel etwas Reales waren … bis man fünf Minuten später auf einen anderen Kanal umschaltete.
Was den Krieg anbetraf, so war Xavier geneigt, sich Shane Weldons Meinung anzuschließen. Käfer waren ein Problem. Xavier verabscheute die meisten Insekten.
Aber wie war es möglich, dass die Architekten, eine Spezies, die Keanu gebaut hatte, zwischen den Sternen umherreiste, Macht über Leben und Tod ausübte … wie zum Teufel konnte es geschehen, dass dieses hochentwickelte Volk ernsthaft von Termiten bedroht wurde?
Die im Dämmerlicht liegende Landschaft des Habitats wirkte ausgesprochen friedlich. Xavier hatte hier bereits nette Freunde gefunden, wobei manche aus Houston, manche aus Bangalore stammten. Er fände es schrecklich, wenn sie ums Leben kämen, selbst wenn sie wiedergeboren werden konnten.
Harley und Weldon kehrten zu der Gruppe zurück. »Okay«, sagte Harley, »der Bürgermeister hat Folgendes entschieden: Vikram und Bynum, Sie arbeiten einen Plan aus, wie man diese Käfer ausrotten kann. Es ist mir egal, welche Chemika lien dazu entwickelt werden müssen, ich will Ergebnisse sehen. Und zwar schnell.«
»Schön«, sagte Nayar. »Und was kommt danach?«
»Danach überlegen wir, wie wir den Tempel schützen können. Er stellt jetzt unsere wichtigste Quelle für Nahrung und Wasser dar, und er ist der einzige Ort, an dem wir Zugang zu Wasser und Hightech haben.«
»Von Eigeninitiative halten Sie wohl nichts«, bemerkte Bynum. »In zwei Tagen werden die Reivers diesen Ort überrannt haben. Und das ist kein Spaß. Jeder, der ihnen in die Quere kommt, wird sterben.«
Ehe Harley etwas erwidern konnte, passierten drei Dinge schnell nacheinander.
Zuerst sagte eine Stimme hinter Xavier: »Hey, Leute!« Gabriel Jones stand nicht nur auf den Füßen, er sah fast wieder so aus wie früher, als es ihm noch gut ging. »Bin ich der Einzige hier, der Augen im Kopf hat?«
Er zeigte auf den Tempeleingang, wo sich die zweite merkwürdige Sache abspielte:
Sasha Blaine stand dort. In ihrer Begleitung befand sich Camilla, deren Augen vor Angst weit aufgerissen waren.
Drittens ertönte ein Schrei, der irgendwo aus den Tiefen des Habitats zu kommen schien.
SECHSTER TEIL
Der Gefangene
Der ehemalige Gefangene hatte nun Gefährten. Oder Feinde.
Oder Beute, die ihm als Nahrung diente.
Das Leben auf der Heimatwelt lag sieben mal sieben mal sieben Zyklen in der Vergangenheit. Für
Weitere Kostenlose Bücher