Himmelskrieg: Roman (German Edition)

laut.
    Aber Zack hatte sich bereits umgedreht. »Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte er. In seiner Ungeduld klang Zack genauso wie Dale – oder wie Zack, wenn er mit Dale sprach. Das bereitete Valya Sorgen. »Wie geht es Ihnen?«
    »Schrecklich«, gab sie zu.
    »Kommt, Valya, Dale«, drängte Makali. »Wir müssen weiter. Wieso muss hier über alles und jedes diskutiert werden?« Auch sie wirkte jetzt gereizt, was für sie völlig untypisch war.
    »Ihr solltet euch mal reden hören«, sagte Valya. »Wir sind alle nervös.«
    »Ist das ein Wunder?«, gab Dale zurück. Großer Gott, ging dieser Kerl ihr auf den Geist! Sie musste sich beherrschen, um ihn nicht zu schlagen …
    Bleib ruhig. Denk daran, was du entdeckt hast . »Diese Umgebung ist schuld daran«, sagte sie. »Bestenfalls sind wir mit Sauerstoff unterversorgt. Schlimmstenfalls werden wir vergiftet.«
    Zum Glück begriff Zack sofort, was sie meinte. »Sie haben recht. Seit wir hier hereinkamen, fiel mir das Atmen schwer. Und ich regte mich über alles auf, wurde immer misstrauischer. Ich dachte, ich sei einfach nur ausgelaugt.«
    »Wir sind alle am Ende unserer Kräfte«, sagte Valya.
    »Dann ist es umso wichtiger, dass wir schleunigst von hier wegkommen«, sagte Makali. Sie und Zack halfen Valya beim Aufstehen …
    Ihre Füße schmerzten. Bei jedem Schritt wurde noch mehr Haut abgescheuert. Aber sie wusste auch, dass Makali recht hatte. Ihr blieb gar nichts anderes übrig, als vorwärts zu laufen. Und seit sie das Habitat der Menschen verlassen hatten, hatten sie nichts anderes getan …
    Sie setzten ihren Gewaltmarsch fort, obwohl sie sich eher dahinschleppten als liefen. Dieses Ende des zerstörten Habitats war ein einziges Chaos. Valya fühlte sich an Japan oder Bangladesch erinnert, nachdem im letzten Jahrzehnt gigantische Tsunamis ganze Großstädte vom Antlitz der Erde getilgt hatten. Zuerst wurden diese Metropolen zu winzigen Stücken zermalmt und dann zu einer riesigen Müllhalde aufgehäuft. Hier war alles bis zur Unkenntlichkeit zertrüm mert – nicht, dass Valya damit gerechnet hätte, überhaupt etwas zu erkennen.
    Aber es führte ihnen die ungeheure Zerstörungskraft dessen vor Augen, was immer dieses Habitat ausgelöscht hatte.
    Gerade als sie zu Dash aufschlossen, schwenkte der Wächter plötzlich nach rechts ab. Vermutlich suchte er nach dem Ausgang.
    Valya wollte sich Makali zuwenden, als sie am Rande ihres Blickfelds einen Lichtblitz wahrnahm. Im nächsten Moment ertönte ein Krachen.
    Eine Kugel aus Licht stieg zur hohen Decke empor und schwebte dort. Die Mitte des Habitats sah aus, als sei plötzlich der Tag angebrochen, und die Verwüstung, die nun zu sehen war, überstieg Valyas Vorstellungskraft.
    Allerdings sah man in der Helligkeit auch, dass an dieser Stelle einige Strukturen intakt waren, runde, unregelmäßige Kuppeln, die drei- bis vierstöckigen Termitenhügeln glichen.
    »Das war ein Leuchtgeschoss«, erklärte Dale. »Irgendwer sucht hier nach jemand anderem.«
    »Cognatus«, sagte Dash. »Meine Verfolger.«
    Nun entdeckte Zack an der Nordwand des Habitats Gestalten, bei denen es sich um Wächter handeln konnte.
    »Scheiße!«, sagte Scott. »Wir hätten uns denken können, dass sie den verstopften Zugang freilegen und uns hierher folgen würden.«
    Dash legte weiter Tempo zu und rannte der Gruppe buchstäblich davon. Bald war er zwischen den beiden nächstgelegenen Termitenhügeln verschwunden.
    »Wieso lässt er uns zurück?«, fragte Dale.
    »Vielleicht hatte Valya recht«, sagte Makali. »Wir haben ihn befreit, und jetzt braucht er uns nicht mehr.«
    »Wir müssen ihm folgen, damit wir uns hier nicht verirren. Hinterher!«, rief Zack. Die Anstrengung hatte an seinen Kräften gezehrt. Seine Stimme klang matt.
    Valya war es schon schwergefallen, in einem mäßigen Tempo zu laufen. Und jetzt das Rennen war schlichtweg eine Tortur. Sie zockelte den anderen hinterher, die rasch in die schattigen, mit Schotter übersäten Passagen zwischen den Termitenhügeln eintauchten.
    Obwohl sie sich bemühte, mit den anderen Schritt zu halten – vor allen Dingen Makali drehte sich immer wieder nach ihr um – merkte Valya plötzlich, dass sie ganz allein war. Das trübe Licht, der mit Trümmerstücken bedeckte Boden und die schmalen Durchlässe zwischen den Strukturen hatten dafür gesorgt, dass sie von der Gruppe getrennt wurde.
    Sie blieb stehen. Sie sind höchstens ein paar Meter weit weg, sagte sie sich. »Zack!«,