Himmelskrieg: Roman (German Edition)
da?«, fragte Yvonne.
»Ich teste unseren Freund«, sagte Zhao. »Es scheint ihm nicht gut zu gehen.«
»Zur Kenntnis genommen«, sagte Yvonne. »Und was jetzt?«
Zhao deutete auf Rachel. »Rachel hat uns von ihrer Mutter erzählt. Ich dachte mir, vielleicht kennt der Architekt sie und Zack Stewart.«
Als Zacks Name fiel, regte sich der Architekt, er stellte sich auf die Füße und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Pav fand, es sah aus, als würde ein Gebäude errichtet, und der Vorgang nahm viel Zeit in Anspruch. Sie sind langsam, dachte er.
»Er versucht, mir etwas mitzuteilen«, sagte Yvonne. Sie presste sich die Hände an den Kopf und stöhnte. »Mein Gott, es ist furchtbar laut!«
Zhao legte seine Hände auf Yvonnes Schultern und massierte sie, wie ein Trainer einen Boxer durchkneten würde. »Entspannen Sie sich, konzentrieren Sie sich auf die Botschaft … offenbar will er mit uns kommunizieren. Sie müssen es nur zulassen.«
Abrupt fiel der gequälte Ausdruck von ihr ab. Pav kam sie vor wie jemand, der in einem Radio den richtigen Kanal gefunden hat. »Er sagt: ›Ich bin die Erbauer oder die Designer oder die Architekten.‹ Er spricht im Plural.«
»Steckt in ihm vielleicht mehr als ein Individuum?«, überlegte Pav. Eine Kreatur dieser Größe konnte bestimmt multiple Persönlichkeiten in sich beherbergen.
»Er sagt: ›Wir haben keine Zeit für Diskussionen oder Belehrungen.‹« Yvonne sah Rachel an. »›Wir kennen deinen Elternteil.‹«
»Welchen?«, fragte Rachel. »Meine Mutter? Meinen Vater?«
»›Beide‹! Das betont er mit Nachdruck.« Sie schloss einen Moment lang die Augen. Auf ihren Wangen glänzten Tränen. »Er zeigte mir Bilder und … o mein Gott, er ließ mich die Emotionen deiner Mutter fühlen. Es tut mir ja so leid, Rachel … das hatte ich nicht gewusst.«
Pav musste sich beherrschen, damit sein Mund vor Staunen nicht einfach aufklappte. Nur auf Keanu konnte eine Frau, die von den Toten auferstanden war, Mitleid mit einem Mädchen empfinden, das seine Mutter verloren hatte – und wurde Yvonne von ihren Gefühlen überwältigt, weil Rachels Mutter ins Leben zurückgeholt wurde, nur um kurz darauf ein zweites Mal den Tod zu finden?
»Kennt er meine Mutter? Kann er mit ihr reden?«
Der Architekt machte eine Geste, als wolle er die ganze Gruppe in seine vier Arme schließen. Die Gebärde fiel so heftig aus, dass der Hund anfing zu bellen.
Der Architekt beugte sich hinunter, um den Hund zu betrachten, der daraufhin nur noch hektischer kläffte. »Ver dammt, jemand muss das Tier kontrollieren!«, schimpfte Zhao. »Na los, Pav!« Pav amüsierte sich über diese Aufforderung, denn Cowboy hörte nicht auf ihn.
Aber er kniete sich hin und versuchte, den Hund zu beruhigen. Nun hockte er direkt im Schatten des gigantischen Architekten. Kein Wunder, dass der Hund sich so aufgeregt gebärdete.
»Was ist mit meiner Mutter passiert?«, fragte Rachel. Sie war beinahe hysterisch. »Ich will wissen, was mit ihr passiert ist!«
»›Sie starb.‹«
»Als ob ich das nicht wüsste! Ich habe doch ihre Leiche gesehen! Aber wie kam sie ums Leben?«
»›Konflikt mit der Spezies der Bewahrer‹«, sagte Yvonne.
»Sind damit die Wächter gemeint?«, hakte Rachel nach. »Ja, mein Vater erzählte mir, ein Wächter hätte sie getötet.«
»Ein Wächter tötete auch Pogo Downey«, warf Yvonne ein. »Als er das erste Mal starb.«
Rachel hüpfte vor Ungeduld auf und ab.
»›Dein Vater lebt. Er ist ein Gefangener der Wächter.‹«
Diese Nachricht schlug bei ihnen ein wie eine Bombe. »Wie konnte das geschehen?«, fragte Zhao. »Sind die Wächter in das Habitat der Menschen eingedrungen?«
»›Dein Elternteil hat das Habitat verlassen‹«, sagte Yvonne. »›Er kämpft denselben Krieg wie wir.‹«
»Was ist das für ein Krieg?«, mischte Pav sich nun ein. Er konnte nicht nur still dasitzen und versuchen, den Hund zu bändigen.
»›Es ist der Krieg, den wir verlieren werden.‹«
Zhao wurde immer kribbeliger, und ausnahmsweise hatte Pav an dem chinesischen Agenten nichts auszusetzen. Er selbst platzte auch fast vor Ungeduld. »Gegen wen sollen wir kämpfen und warum?«
»›Ich oder wir haben die Reivers eingedämmmt‹«, sagte Yvonne. »Wer immer damit gemeint ist. Aber mit diesem Begriff gehen eine unglaubliche Angst und Abscheu einher. ›Ihr habt die Reivers freigelassen‹«, fuhr Yvonne fort und fügte hinzu: »Im Grunde habe ich keine Ahnung, wovon er
Weitere Kostenlose Bücher