Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Begriff zu sagen, doch dann prallte er mit einem groß gewachsenen jungen Hindu zusammen. »Sorry«, sagte Zack und kam sich auf einmal alt und müde vor, besonders als der junge Bursche ihn wütend anfunkelte, den Kopf schüttelte und sich energisch an ihm vorbeischob.
Irgendetwas an dem Jungen machte Zack stutzig. Nicht sein unhöfliches Benehmen, sondern das Gefühl, er hätte ihn schon einmal gesehen. Aber wo? Oder erlebte er nur ein Déjà-vu, ausgelöst durch extreme Erschöpfung?
Als sie sich der Gruppe von Frauen näherten, die sich für die Latrinenbenutzung anstellten, kam Rachel zu Zack. »Was war denn mit Pav los?«, wollte sie wissen.
»Wer?«
»Pavak Radhakrishnan. Du bist vorhin mit ihm zusammengestoßen.«
Das war es also! Kein Wunder, dass der Junge ihm so bekannt vorkam! Er war der Sohn von Taj Radhakrishnan, dem Kommandanten der BRAHMA -Mission. In der internationalen Astronautengemeinschaft war Taj Zacks bester Freund.
»Ich habe ihn nicht erkannt.«
»Erkennst du überhaupt mal jemanden?«
»Komm schon! Als ich ihn das letzte Mal sah, war er zwei Jahre jünger. Außerdem hatte er einen anderen Haarschnitt und keine Piercings oder Tattoos.« Vor Erleichterung hätte er am liebsten gelacht oder geschrien. Seit Wochen war dies das erste normale Gespräch zwischen Vater und Tochter, das er mit Rachel führte. »Aber ich hab kapiert.«
»Entschuldigung.« Sie ging weg.
»Die allgemeine Stimmung ist gereizt«, sagte Zack, als er und Weldon ihren Rückweg zum Tempel wieder aufnahmen.
»Und sie wird nicht besser werden. Nicht, bevor die Leute etwas gegessen und sich ausgeruht haben.«
»Und am nächsten Tag fängt das Ganze wieder von vorn an.«
»Wir müssen uns so schnell wie möglich organisieren«, meinte Weldon.
»Richtig. Wir müssen einen Anführer und so etwas wie einen Stadtrat wählen. Leute, die Aufgaben verteilen und bei Streitigkeiten als Schlichter auftreten.«
Weldon lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich schlage dich vor.« Sie erreichten nun eine andere Gruppe von Männern, die die Latrine aufgesucht hatten. Unter ihnen befanden sich Harley Drake, Gabriel Jones, Vikram Nayar und etliche Typen, die Zack nicht kannte. Man merkte ihnen an, dass sie Ingenieure und Astronauten waren, dachte sich Zack. Sie pinkelten nicht einfach an die nächste Wand, sondern warteten lieber geduldig. Zack war nicht dabei gewesen, als sein an den Rollstuhl gefesselter Freund die wie auch immer gearteten Manöver durchführte, die erforderlich waren, damit er urinieren konnte. Ganz unproblematisch war dieser Vorgang für Harley Drake sicherlich nicht.
»Hey, Harls«, begann Weldon. »Gerade habe ich Zack gesagt, dass er unser oberster Anführer sein sollte.«
Gabriel Jones mischte sich ein. Das hier war sein Fachgebiet. »Nichts für ungut, Vikram«, sagte er zu dem Leiter der BRAHMA -Mission. »Damit meint Shane, dass er Zack als Kandidaten für das Amt des … Bürgermeisters unserer beiden Gruppen vorschlägt. Selbstverständlich steht dieser Job auch für jemanden aus Bangalore offen.« Mit einem Enthusiasmus, der so aufrichtig wirkte, dass Zack ihm wirklich glaubte, fuhr er fort: »Offen gesagt gäben Sie selbst einen ausgezeichneten Kandidaten ab. Vorausgesetzt, dass Sie ebenfalls der Meinung sind, wir brauchten hier so etwas wie eine Struktur, damit wir nicht im Chaos versinken.«
Abwehrend hob Nayar die Hände. »Ich weiß nichts über diesen Ort. Für diesen Posten bin ich genauso wenig geeignet wie das Baby. Wählen Sie Stewart zum Bürgermeister. Er war der Kommandant der DESTINY und hat sich länger hier aufgehalten als jeder andere von uns.«
Zack gefiel die Richtung nicht, die dieser politische Prozess einschlug. »Hört mal«, sagte er, »ihr alle seid zwei Tage lang durch die Hölle gegangen, aber ich bin seit zehn Tagen nicht mehr zur Ruhe gekommen. Zurzeit ist auf mein Urteilsvermögen kein Verlass.«
»Ein Grund mehr, um deine Proteste zu ignorieren«, fand Harley.
Zack wandte sich an Jones. »Gabe, für diesen Job wären Sie genau der richtige Mann. Sie verfügen über entsprechende Erfahrung und kennen sogar ein paar Leute aus Bangalore.« Zack vergegenwärtigte sich, dass er den JSC -Direktor früher nur mit »Dr. Jones« angeredet hatte. Die äußeren Um stände fördern nicht gerade höfliche Umgangsformen, sagte er sich.
Aber Gabriel Jones riss sich ebenso wenig um dieses Amt wie Zack. »Ich bin ein Bürokrat, Zack. Was wir hier brauchen, ist eher
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