Himmelskrieg: Roman (German Edition)

unverschlüsselt sind.«
    Weldon lachte. »Jetzt hat er’s Ihnen aber gegeben, Gabriel.«
    Nayar mischte sich ein. »Woher haben Sie die Waffe?«
    »Sie befand sich in dem Zeug, das in dem Objekt herumdriftete.«
    »Ach, und Sie haben sie wohl rein zufällig gefunden.« Nayar war offensichtlich skeptisch, aber damit hatte Zhao gerechnet.
    »Ja«, bestätigte er. »Ich trage keine Waffen bei mir.«
    Weldon hielt die Glock in die Höhe. »Aber Sie sind ein sehr guter Schütze.«
    »Das war auch Bestandteil seiner Ausbildung«, steuerte Nayar bei.
    »Was soll das denn heißen?«, fragte Stewart.
    Mit einer abfälligen Geste deutete Nayar auf Zhao. »Er ist ein chinesischer Spion . Alle von denen waren Spione.«
    »Von welchen Leuten reden Sie?«, hakte Weldon nach.
    »Von den Chinesen, die geschickt wurden, um die BRAHMA - Mission zu unterstützen.«
    Weldon wandte sich an Zhao. »Stimmt das, Mr. Zhao?«
    Zhao wusste, alles, was er sagen würde, wäre suspekt. Aber seine Ausbildung erforderte, dass er sich an seine Tarnung hielt – und seine Coverstory hatte den großen Vorteil einer guten Lüge, sie entsprach zufällig der Wahrheit. »Ich bin Netz werkspezialist und stellvertretender Programmmanager bei der China National Space Agency. Wenn Sie wollen, kann ich Sie zu Tode langweilen, indem ich Ihnen was über ITU -Frequenzbänder und die Selbstreinigungsfähigkeit wasserabweisender mikro-nanostrukturierter Oberflächen, den sogenannten Lotuseffekt, erzähle.«
    »Sie streiten aber nicht ab, dass Sie ein Spion sind«, entgegnete Stewart.
    Vor seiner Abreise aus Peking hatte Zhao ein Briefing über die Crews der BRAHMA und der DESTINY erhalten. Die BRAHMA -Besatzung spielte natürlich keine Rolle mehr, und dasselbe galt für drei der vier amerikanischen DESTINY -Astro nauten.
    Aber Zack Stewart war hier. »Hochintelligent«, hatte der Guoanbu-Analytiker geschrieben. »Seine ungewöhnlich stark ausgeprägte soziale Anpassungsfähigkeit ermöglichte es ihm, dass er seine Laufbahn als Akademiker und Wissenschaftler aufgab und erfolgreich im operativen Bereich der NASA mitwirkte.
    Sein Fehler ist seine Zögerlichkeit. Er überdenkt sämtliche Optionen fünfmal, ehe er aktiv wird .
    An diese Worte hatte Zhao sich erinnert, als er sah, wie Stewart auf Bynums Auftritt reagierte. Ein Mann, der zum schnellen Handeln neigte, hätte diesem Typen längst Einhalt geboten, bevor Zhao gezwungen war einzuschreiten.
    Nun konzentrierte der Amerikaner seine Aufmerksamkeit auf Zhao. »Sie wissen doch, wie das läuft, Mr. Stewart. Jedes Mal, wenn NASA -Ingenieure im Ausland waren, müssen sie sich einem Debriefing unterziehen. In China ist das genauso.«
    Weldon ergriff das Wort. »Sie haben es immer noch nicht abgestritten.«
    »Was macht das für einen Unterschied?«, schnappte Nayar. »China, Indien, die USA , wen kümmert das jetzt noch? Wir sind zwei Gruppen, die sich zu einer einzigen Gruppe zusammentun müssen.«
    »Aber die Tatsache bleibt bestehen, dass er einen Mord begangen hat«, betonte Gabriel Jones.
    Das konnte Zhao nicht so durchgehen lassen. »Ich habe einen Mann getötet, der eine ernsthafte Bedrohung darstellte.« Nun wandte er die übliche Technik an, die man ihm jahrelang eingedrillt hatte, und ging in die Offensive. »Und was wollen Sie jetzt ganz konkret mit mir machen?« Mit dem Kinn deutete er auf Weldon, der immer noch die Glock in der Hand hielt. »Im Magazin stecken noch mindestens vier Schuss. Aber Sie werden mich nicht exekutieren.«
    »Da seien Sie sich mal nicht so sicher«, wandte Weldon ein. »Und um Sie zu töten, brauche ich keine Pistole.« Doch Zhao wusste, dass er nur bluffte, und entschied sich, diesen Punkt im Beisein aller weiter zu erörtern.
    »Wenn wir hier überleben wollen, benötigen wir jeden, der imstande ist zu arbeiten. Und trotz allem, was Mr. Nayar weiß oder zu wissen glaubt … ich habe eine technische Ausbildung. Das könnte sich als nützlich erweisen.«
    Weldon sah Jones, Drake und Stewart an. Keiner der drei forderte Zhaos Hinrichtung. Dann wandte Weldon sich an Nayar. »Irgendwelche Vorschläge?«
    Nayar schüttelte den Kopf. »Machen Sie mit ihm, was Sie wollen.« Er wirkte müde und geistesabwesend. Zhao fand, dass der Leiter der BRAHMA -Mission keine Bedeutung mehr hatte.
    Aber Zack Stewart betrachtete ihn mit einem zynischen Lächeln. »Mr. Zhao, Sie scheinen ganz genau zu wissen, wie die Dinge gehandhabt werden. Angenommen, die Situation wäre umgekehrt und Sie müssten