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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Goyer
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der in einem Zeitraum von zehn Tagen drei Raumspaziergänge erforderte. Hinterher war er fix und fertig, und seine Finger waren gekrümmt wie die einer alten Frau.
    Und er befand sich in einer miesen Laune. Als Zacks Expedition 31 langsam zu Ende ging und er sich darauf vorbereitete, von einer neuen Crew und Expedition 33 abgelöst zu werden, um dann nach Hause zu fliegen, merkte Dale, dass keiner mehr mit ihm sprach.
    Nun, das Leben an Bord der ISS war in etwa so, wie Dale sich das Leben an Bord eines Navy-Schiffs vorstellte, nur mit einer wesentlich kleineren Crew. Es gab Arbeitspläne, man machte ein paar wissenschaftliche Experimente, doch hauptsächlich beschäftigte man sich mit »Operationen« die Station betreffend, was im Wesentlichen auf Wartungsarbeiten hinauslief.
    Sportliche Betätigung war vorgeschrieben, jedes Crewmitglied musste jeden Tag über eine Stunde lang Fitnessübungen betreiben.
    Es mangelte an weiblicher Gesellschaft. Dale hatte nicht geahnt, welche Probleme ihm das bereiten würde – zum Teu fel, er hatte während zwei ausgedehnten Russlandaufenthalten gelebt wie ein Mönch, und zusammengerechnet waren diese beiden Phasen fast genauso lang wie die ISS -Mission. (Bei seinem ersten Besuch Russlands hatte er sich nicht in Enthaltsamkeit geübt. Aber die Sorge, er könnte sich mit einer Krankheit angesteckt haben sowie die Tatsache, dass ihm nach solchen Begegnungen Geld fehlte, hatten sein Vergnügen beeinträchtigt.) Es hatte die kleine Chance bestanden, einer seiner Crewkameraden könnte eine Frau sein, obwohl er nicht damit gerechnet hatte, Mitglied im Hundred-Mile-High-Club zu werden, indem er eine Astronautin oder Kosmonautin bumste. Er hatte lediglich gehofft, in der faden ISS -Atmosphäre einen Hauch Östrogen zu schnuppern.
    Dann war da dieses weitgehende Fehlen von Privatsphäre. Jedes Crewmitglied bekam eine »Kabine« zugewiesen, die nicht größer war als ein Sarg.
    Obendrein störte ihn dieser Lärm, das ständige Summen von Ventilatoren und Motoren. Im russischen Segment war der Dezibel-Level schlichtweg unerträglich. Die NASA hätte dafür von der amerikanischen Arbeitsschutzbehörde OSHA ein dickes Bußgeld aufgebrummt bekommen.
    Das alles machte ihn unleidlich, unglücklich, unproduktiv. Die ISS -Crews arbeiteten nach der Methode, dass jeder einfach alles machen musste. Die Kontrollzentren in Houston, Korolev/Europa und Japan schickten täglich Listen mit anfallenden Arbeiten hoch, die zusätzlich zu den üblichen operativen Aufgaben viele banale Jobs enthielten, die die Crewmitglieder unter sich aufteilten.
    Dale hörte auf, sich freiwillig für diese Beschäftigungen zu melden. Er entschied, dass er seine Arbeit machen würde. Wenn Houston wollte, dass er sich mit etwas anderem befasste, dann sollte Houston es ihm sagen.
    Das größere Problem war, dass es ihm an Motivation fehlte. Die Mission interessierte ihn nicht. Er hätte den Shuttle lie bend gern bei einem halben Dutzend Missionen geflogen oder wäre damit auf dem Mond gelandet. Aber ein sechsmonatiger Aufenthalt im Orbit? Das war nichts weiter als Sterne angaffen und in Becher schiffen.
    Trotzdem war er schockiert und wütend gewesen, als Kon dratko, der früher so witzige russische Kommandant, ihn eine Woche vor der Ankunft von Expedition 33 und Zack Stewarts Heimreise, zu einem persönlichen Gespräch in den lautesten Teil des Swesda-Moduls mitnahm. »Man glaubt, dass du hier nicht glücklich bist.«
    »Glücklich? Wer ist denn hier glücklich, Valery?«
    »Deine Gesundheit beeinträchtigt deine Arbeit.«
    »Wovon sprichst du, verdammt noch mal? Wann ist dieser Scheiß denn aufgekommen?«
    Während des jahrelangen Trainings war es Dale stets schwergefallen, Kondratkos Mimik und Gesten zu deuten. In der Mikrogravitation verschwanden sogar noch die kleinsten Anzeichen. Der untersetzte Russe schwebte einen Meter von ihm entfernt, mit ausdruckslosem Gesicht und leerem Blick. »Ich bekam letzte Woche einen Bericht. Und heute erhielt ich Anweisungen.«
    »Anweisungen wofür?«
    »Mit Houston zu sprechen.«
    Eine Stunde später unterhielt sich Dale über Funk mit Bettyjane Handler, der Chefin des Astronautenbüros, die die Nachricht bestätigte. »Ihr EKG ist seit drei Wochen nicht hundertprozentig in Ordnung.«
    »Und das sagen Sie mir jetzt? «
    »Wir bewegen uns auf einem schmalen Grat, Dale. Wenn es nur das EKG wäre, würden wir dieses Gespräch nicht füh ren. Wir mussten Ihre Ernährung umstellen, wissen Sie

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