Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Flugzeugträgern aus. Jetzt teilte das Militär Piloten Jobs zu, bei denen nur noch mit einem Video spiel-Joystick von einem Bunker in Virginia aus geflogen wurde.
Die NASA ließ ihn nicht nur weiterhin Jets fliegen, man verlangte sogar von ihm, dass er zwanzig Stunden pro Monat flo g !
Nein, eine Rückkehr in die Navy war der schnellste Weg, um in Vergessenheit zu geraten. Eine beiläufige Anfrage an das Pentagon hatte es bestätigt: Der beste Job, auf den er hoffen konnte, bestand darin, einem »Kriegsführungsstab« in irgendeinem Stützpunkt in Afghanistan zugeteilt zu werden, während er auf seine Pensionierung wartete.
Also blieb er bei der NASA . Das Problem war nur, dass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als sich für den Dienst in der Weltraumstation zu qualifizieren. Das bedeutete (a), er musste lernen, wie man mittels Fernsteuerung die Manipulator- Arme der Station bediente, (b) stundenlang in einem Wasser tank das Arbeiten in Schwerelosigkeit trainieren, um für Außenbordeinsätze gerüstet zu sein, und (c), was ihm am schwersten fiel, Russisch so weit erlernen, dass er sich um gangssprachlich, aber nach Möglichkeit fließend verständigen konnte.
Ach ja, außerdem musste er sich zu einer fast drei Jahre dauernden missionsspezifischen Ausbildung an so hübschen Orten wie Moskau, Tsukuba in Japan und Westdeutschland verpflichten.
Es war die freudloseste Zeit seines Lebens, noch schlimmer als die Phase, in der seine Eltern sich scheiden ließen, schlimmer als seine zweite operative Tour nach 9/11, als man ihm massenhaft Abfangflüge aufhalste und er einmal davon über zeugt war, er müsse eine amerikanische Passagiermaschine her unterholen. Es war schrecklicher als seine erste Ehe, sogar noch deprimierender als seine Kontakte mit AGC Engineering.
Zum Beispiel hatte die NASA ihm gesagt, dass er von den zweiundeinhalb Jahren, in denen er der ISS zugeteilt war, zwölf Prozent seiner Zeit in Flughäfen verbringen würde. Das hatte er missverstanden. Er hatte geglaubt, es bedeutete »im Transit«. Aber nein, die Flugzeit war separat! Er hatte Hunderte von Stunden damit verplempert, nur in Scheißflughäfen herumzuhocken!
Als Folge davon war er jedesmal erschöpft, wenn er von Houston – wo er bald gar kein Privatleben mehr hatte und eine Reihe von Freundinnen verlor – nach Moskau flog, wo er anfing, ein bisschen zu viel zu trinken.
In den alten Zeiten wäre er damit nicht durchgekommen. Irgendein Ausbilder hätte ihn an das Management verpfiffen. Einer seiner Kollegen hätte an der richtigen Stelle ein paar passende Worte geäußert und – peng . Er wäre weg vom Fenster gewesen. Dale Scott wäre »krank« geworden, wahrscheinlich wegen »übermäßiger Strahlenbelastung«, und in aller Stille hätte man ihn aus dem Pool der ISS -Anwärter entfernt und an einen weniger stressigen Posten versetzt.
Aber dazu war es nicht gekommen. Vielleicht aufgrund der Tatsache, dass die NASA Mühe hatte, Freiwillige für ISS -Missionen zu finden – um 2011 verließen zwei Dutzend Astronauten lieber das Programm, als sich für ISS -Aufenthalte ausbilden zu lassen.
Jedenfalls absolvierte Dale erfolgreich sein Training. Er besaß eine hervorragende Hand-Augen-Koordination und lernte schnell. Und was noch besser war – er beherrschte nun die Kunst, zu lächeln, auch wenn er jemandem am liebsten eins in die Fresse gehauen hätte.
Und genau das war sein erster Impuls, als er erfuhr, dass er während einer ISS -Mission unter einem fünfunddreißig Jahre alten Russen dienen sollte, der nicht mal ein Scheißpilot war.
Mit einer Sojus brachte man Dale, seinen russischen Kommandanten und einen Ingenieur aus Japan zur Internationalen Raumstation. Dort stießen sie auf eine andere aus drei Mitgliedern bestehende Crew – zwei Russen und ein NASA -Astronaut namens Zack Stewart. Gemeinsam sollten sie die sogenannte Expedition 31/32 bewerkstelligen.
Und sofort war die Kacke am Dampfen – im buchstäblichen wie im übertragenen Sinn. Als Erstes ging die Toilette im amerikanischen Segment kaputt, und Dale war gezwungen, zusammen mit Zack die lästigen, von Gestank begleiteten Reparaturen durchzuführen.
Kaum waren sie damit fertig, da entstand an einer Ammoniakleitung an der Außenhülle der Station ein Leck, und das bedeutete, dass Zack und Dale auch diese Instandsetzung übernehmen mussten.
Dale hatte bewiesen, dass er sich für Außenbordeinsätze eignete, und erledigte in anerkennenswerter Weise seinen Job,
Weitere Kostenlose Bücher