Himmelskrieg: Roman (German Edition)
den Beinen und schob Harley Drake im Rollstuhl in seine Richtung.
Unterwegs wurden sie von Shane Weldon aufgehalten.
Dale Scott fand, jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um auf sich aufmerksam zu machen.
»Hey, Shane«, sagte er und unterbrach das intensive Gespräch. »Wollte dir nur für die Wahl morgen viel Glück wünschen.« Er bot ihm auch seine Hand an.
Weldon zögerte nicht. »Du bist also auch hier«, sagte er, doch es war ihm anzumerken, dass es ihn schon Überwindung kostete, die paar Worte auszusprechen.
Dann wandte Dale sich an Zack. »Hey, Zack, lange nicht gesehen. Seltsam, wohin es uns verschlagen hat, nicht wahr?«
» Seltsam ist noch milde ausgedrückt.«
»Tut mir leid, was mit Megan passiert ist, na ja, überhaupt alles.« Was immer das sein mochte. Es war schwierig gewesen, Vikram oder dessen kleinem Liebling, Makali, der sogenannten Exospezialistin, Informationen über diese »Wiederauferstehung« zu entlocken. Aber eine grobe Vorstellung hatte er.
»Danke.«
»Aber eine Frage muss ich dir stellen.« Er legte den Arm um Zacks Schultern und zwinkerte Harley Drake zu, der aussah, als würde er ihn am liebsten erschießen.
»Ja?«
»Zählt das hier als Weltraumflug?«
Totenstille! Oh, es war herrlich! Weder Zack noch Harley oder Weldon wussten, was sie dazu sagen sollten.
Schließlich fand Zack seine Stimme wieder. »Warum ist das wichtig?«
»Falls wir uns auf einem Weltraumflug befinden und du der Kommandant bist … könntest du dann deinen Einfluss geltend machen und wieder dafür sorgen, dass ich früher nach Hause geschickt werde?«
Er wartete auf eine Reaktion der drei Männer. Weldons Gesicht lief rot an. Harley rollte mit seinem Stuhl tatsächlich sechs Zoll näher.
Aber Zack glotzte nur.
»Hey, das sollte ein Witz sein«, sagte Dale. »Ich versuche nur … die Stimmung aufzulockern.« Er wich zurück. »Wir sehen uns bei den Wahlen!«
Er drehte sich um und war höchst zufrieden mit sich selbst.
Bis er merkte, dass Valya und Camilla verschwunden waren.
Scheiße. Scheißalien.
13
Ankunftstag: VALYA
»Wohin führst du mich?«, fragte Valya Camilla, als die beiden den Tempel und die Gruppen aus Houston und Bangalore verließen.
»Ich möchte dir etwas zeigen.«
»Sollten die anderen es nicht auch sehen? Commander Stewart und Mr. Nayar?«
Das Mädchen lächelte und schüttelte den Kopf. Die Geste drückte Geringschätzung und Verachtung aus. »Hier bist du die Einzige, die mich versteht.«
Sie blickte auf die Handtasche, die Valya ständig bei sich trug. Der Riemen lag über der Schulter, die Tasche selbst hatte sie unter den rechten Arm geklemmt. »Darf ich sehen, was in deiner Tasche ist?«
»Wenn wir zurückkommen, kannst du einen Blick reinwerfen. Das verspreche ich dir.«
Zutraulich fasste Camilla nach Valyas Hand – und schien wieder eine ganz normale Neunjährige zu sein.
Valya Makarova hatte in ihrem Leben schon viele merkwürdige Gespräche geführt, hauptsächlich dann, wenn sie ins Ausland reiste. Ihre Sprachbegabung ermöglichte ihr, sich mit den Leuten zu unterhalten, und da sie häufig als Dolmetscherin tätig war, geriet sie zwangsläufig in Situationen, in denen Menschen sich nicht auf direktem Weg miteinander verständigen konnten. Manchmal traf sie in Bussen oder in Restaurants mit Leuten zusammen, die merkten, dass diese im Grunde ziemlich grimmig dreinschauende Russin sich gern mit ihnen in ein Gespräch einließ, und diese Unterredungen waren oft vergnüglich und ergiebig.
Nach dem Ende der amerikanischen Besatzung arbeitete sie eine Weile in Bagdad. Eines Morgens verließ sie ihr Hotel, um sich ein wenig Bewegung zu verschaffen, ehe es zu heiß wurde. Dabei begegnete sie einem mageren alten Mann in Jeans und Unterhemd, auf dem Kopf die Mütze irgendeines amerikanischen Sportteams, der Freiübungen machte. Währenddessen intonierte er unverständliche Verse, und als sie sich nach der Sprache erkundigte, behauptete er, es sei die Ursprache der Menschheit. Sie war fasziniert. Es entspann sich eine Unterhaltung, die in Arabisch begann und dann ins amerikanische Englisch überwechselte. Leider wurden sie unterbrochen, als sich ein privater irakischer Sicherheitsdienst näherte. Dieser in teressante alte Mann machte sich aus dem Staub, ehe Valya ihn nach seinem Namen oder seiner Handynummer fragen konnte.
Aber keines der Gespräche hatte sie auf Camilla Munaretto vorbereitet.
Selbst wenn man berücksichtigte, dass Portugiesisch nicht zu den
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