Himmelskrieg: Roman (German Edition)
hineinquetschen … dann könnte man fünfzehn Leute transportieren. Auf Keanu befinden sich aber einhundertsiebenundachtzig Seelen! Was tun? Eine verdammte Lotterie veranstalten?«
»Eigentlich sind es nur noch einhundertsechsundachtzig«, warf Harley ein.« Als keine Reaktion erfolgte, fügte er hinzu: »Bynum ist ausgeschieden.«
Auf Weldons Gesicht zeigte sich ein hässliches Grinsen. »Nun ja, das verbessert die Situation. Wir müssten nur noch einhunderteinundsiebzig Menschen zum Tode verurteilen.«
»Halten Sie den Mund!« Makali Pillay baute sich vor Weldon auf, der – vermutlich zu seiner großen Verblüffung – nicht größer war als sie. Im Gegenteil. Und dann schubste sie den Mann auch noch einen Schritt zurück. »Seit wann drückt sich die NASA vor einer Herausforderung?«
»Seit ich da bin«, sagte Harley so leise, dass nur Zack ihn hören konnte. Und der musste unwillkürlich lachen.
»Shane, Sie reden genauso wie meine Mutter.« Makali wandte sich an Nayar. Sie wollte auch ihn nicht ungeschoren davonkommen lassen. »Das Gleiche gilt für Sie. Zack spricht lediglich über eine Option, eine mögliche Chance, weiter nichts. Rechnen kann er auch, er weiß, dass nicht jeder von uns gerettet werden kann. Aber ein paar Leute könnten vielleicht zur Erde zurückgeholt werden! Und die anderen … na ja, wäre es nicht herrlich, mit Versorgungsgütern beliefert zu werden? Mit unserem Heimatplaneten in Kontakt zu bleiben? Wir wären Exilanten, aber wir wären nicht allein! Und worin besteht der Unterschied zwischen Kolonisten auf dem Mond oder dem Mars? Na schön, wir haben uns nicht freiwillig gemeldet … aber jetzt sind wir hier! Wir sollten das Beste aus der Situation machen!«
Die Kombination aus Jugend, Schönheit, Enthusiasmus – und aufrichtiger Wut – verfehlte nicht ihre Wirkung. Weldon wurde tatsächlich rot. »Ein gutes Argument«, sagte er. »Tut mir leid, Zack, ich …«
»Kein Problem.« Wahrscheinlich war es ganz gut, dass Weldon die Gelegenheit bekommen hatte, sich abzureagieren. Er war ein echter Soldatentyp, beklagte sich dauernd und meldete berechtigte Bedenken an, doch hatte er erst einmal Dampf abgelassen, war er bereit, die Festung zu stürmen. »Haben wir für morgen schon einen Plan?« fragte er. »Zuerst die Wahl, dann ziehen die meisten los, um Nahrung, Wasser und Schutz zu suchen, während sich ein paar von uns als Kundschafter betätigen?«
Jeder stimmte diesem Schema zu, aber die Stimmung war gedämpft. Zack staunte, wie schnell der anfängliche Schwung sich gelegt hatte. Für ihn galt dasselbe. Noch vor fünf Minuten wäre er bereit gewesen, die hintersten Winkel des Tempels zu erforschen, und jetzt wollte er nichts weiter als sich wieder hinsetzen und ausruhen.
Als er den Rücken erneut an die Wand lehnte, kam Xavier zu ihm und grinste ihn schelmisch an. »Sagen Sie, Boss, kennen Sie diese Gemüsefrüchte, von denen hier ständig die Rede ist? Als ob es sich um eine von Aliens erzeugte Speise handelt?«
»Was ist damit?«
»Habt ihr eigentlich noch nie eine Papaya gesehen?« Xavier kicherte. »Denn das sind eindeutig Papayas.« Selbstgefällig schnürte er davon, und Zack konnte ihm nicht verübeln, dass er innerlich triumphierte. Sämtliche hier versammelten Genies konnten es nicht mit einem jugendlichen Burgerbrater aus den Bayous aufnehmen.
Zack nahm sich vor, Xavier gut im Auge zu behalten. Dieser gewitzte Bursche konnte vielleicht noch mit mehr nützlichen Informationen aufwarten. Genauso wenig konnte man allerdings ausschließen, dass er für unverhoffte Probleme sorgen würde.
Doch dann erinnerte sich Zack wieder an sein Training. Dies war wie ein langer Tag in der Internationalen Raumstation ISS . Kurz bevor man sich schlafen legte, wurde der Ar beitsplan für den kommenden Tag hochgeladen. Und in Zacks gedanklicher Checkliste stand: Rückkehr zum Bienenstock.
16
Ankunftstag: PAV
Nachdem er vier Stunden lang Gemüseobst und Herky-Jerky gesucht, gefunden und seine Ausbeute binnen zehn Minuten gierig verschlungen hatte, entschied Pav Radhakrishnan, er brauche ein bisschen Zeit für sich selbst.
Also wanderte er tiefer in das Habitat hinein, weg vom Tempel und den verrückten Leuten, und entdeckte einen Felsen, gegen den er sich lehnen und ausruhen konnte.
Makali Pillay hatte ihm versichert, hier gäbe es keine frei herumlaufenden Ungeheuer, keine unheimlichen exotischen Schlangen oder ähnlichen Scheiß. Natürlich war er nicht davon
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