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Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Himmelskrieg: Roman (German Edition)

Titel: Himmelskrieg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Goyer
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Cedric. Aber sie vermisste auch ihren Vater. Sie ertappte sich dabei, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.
    Es tröstete sie keineswegs, dass sie in den Gesichtern der Leute, an denen sie vorbeikam, dieselben Emotionen entdeckte. Die Menschen befanden sich in einem Zustand, der schon mit einem Kollaps zu vergleichen war. Sie hatten Nahrung bekommen und waren satt, aber vor ihnen lag eine ungewisse Zukunft. Wahrscheinlich dachte jetzt jeder an einen Menschen, den er daheim auf der Erde zurückgelassen hatte – an einen Ehemann oder eine Ehefrau, an Eltern oder Kinder, Freunde, Arbeitskollegen. Das Alltagsleben, wie sie es gekannt hatten, existierte nicht mehr, und vermutlich würde es nie wieder zurückkehren.
    »Cedric«, sagte sie laut, »hilf mir, die Dinge in den Griff zu bekommen.« Sie hatte die schlechte Angewohnheit entwickelt, sich mit ihm zu unterhalten, als sei er bei ihr. In der Tat basierte ihre ganze Beziehung darauf, dass sie ihm etwas über sich erzählte. Anfangs waren es Ausflüchte und Entschuldigungen gewesen. Makali Pillay konnte einfach nicht mit Geld umgehen, diesen Aspekt ihres Lebens hatte sie nie beherrscht. Cedric Houghton war der Schuldenberater gewesen, zu dem man sie geschickte hatte, als ihre Kreditkartenrechnungen ausuferten.
    Natürlich hatte er sie nicht von ihrer Kaufsucht heilen können. Aber er gab ihr eine gewisse Stabilität – und eroberte ihr Herz, jedenfalls vorläufig.
    Immer wenn sie an Cedric dachte, hellte sich ihre Stimmung auf, und das hatte einen ganz besonderen Grund: An dem Tag, als das Objekt das Bangalore Control Center traf, beliefen sich Makali Pillays Schulden immer noch auf dreiundvierzigtausend US -Dollar, verteilt auf fünf verschiedene Kreditkarten.
    Und obwohl sie Cedric oder ihren Vater wahrscheinlich nie wiedersehen würde, hatte der Vorfall auch eine gute Seite: Sie brauchte die Schulden nicht abzuzahlen.

15
    Ankunftstag: ZACK
    Langsam wurde es ihm zu viel. Das Bizarre, der Verlust, der dauernde Stress.
    Zack war im Tempel kollabiert. Er lag da, den Rücken gegen eine der viel zu hohen Wände gelehnt – in derselben Kammer, in der er und Megan dem Architekten oder seinem Avatar begegnet waren –, und konnte sich nicht mehr bewegen.
    Er konnte auch nicht mehr denken.
    Zwei Meter von ihm entfernt unterhielten sich Vikram Nayar, Shane Weldon und Harley Drake mit Makali Pillay. Behutsam fragten sie sie aus, was sie während ihres Ausflugs in dem seltsamen Zwielicht, das hier auf Keanu herrschte, erlebt hatte. Zack vernahm Ausdrücke wie Mehltau und Tote Zone, ohne zu begreifen, worum es ging.
    Nicht, dass es ihn auch nur im Geringsten interessiert hätte. Er hatte nur noch Kraft für Rachel, und die war im Augenblick nirgendwo zu sehen. Ihm war klar, dass er als ihr Vater, als eine Art Führungsperson, wissen sollte, wo sie steckte und mit wem sie zusammen war.
    Schließlich war dies kein normaler Freitagabend in Houston.
    Und dass er absolut keine Ahnung hatte, wo und in welcher Gesellschaft sich seine Tochter befand, sagte ihm, dass er seine persönliche Belastbarkeitsgrenze überschritten hatte. Er konnte nicht mehr.
    Er war wie gelähmt.
    Das Einzige, was noch seine Aufmerksamkeit auf sich zog, war der Hund, der durch die Menge strolchte, auf der Suche nach Futter oder Wasser oder Streicheleinheiten – oder seinem Herrn. Zack war kein Hundenarr, aber in diesem Moment freute er sich über die Anwesenheit des Tieres. Der Hund war ebenfalls ein Revenant. Und offenbar immun gegen all das, was menschliche Revenants schon nach wenigen Tagen wieder zerstörte. Warum? Weil er nicht von der strapaziösen Kommunikation verschlissen wurde, mit der die Architekten die Verbindung zu den Menschen herstellten?
    »Hey, Zack, hörst du gar nicht zu?«
    Harley Drake rollte mit seinem Stuhl näher heran und beugte sich zu Zack hinunter. Der gab einen Grunzer von sich, dann krächzte er: »Doch, ja.« Zu mehr fehlte ihm die Energie.
    »Du brauchst Wasser.«
    »Ich brauche alles«, erwiderte er und merkte, wie sehr es ihn anstrengte, diese drei Worte hintereinander zu sprechen.
    Harley bot ihm eine Flasche mit Wasser an. Er musste sie festhalten, damit Zack daraus trinken konnte. Als Zacks Durst gestillt war, fragte er: »Hast du mitgekriegt, was Pillay erzählt hat?«
    »Nein.«
    Resigniert blickte Harley ihn an. »Ich habe keine Lust, das alles noch mal wiederzukäuen.« Trotzdem schilderte er zumindest die wichtigsten Punkte, erzählte Zack von dem

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