Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Versuchsperson vorgeschlagen, um die etwaige Gefährlichkeit dieses Nahrungsmittels zu testen. »Und? Wie fühlen Sie sich jetzt?«
Zhao musste erst einmal nachdenken. Sein Magen war leer gewesen. Das bisschen Essen, das er in den letzten vier Tagen zu sich genommen hatte, hatte er als fremd und nahezu un genießbar empfunden. Deshalb war allein schon die Ausgangs position für dieses Experiment eine Herausforderung.
Doch während der nächsten ein, zwei Minuten schien es, als würde der blaue Riegel ihm gut bekommen.
Dann passierte es.
»Entschuldigen Sie mich …«
Er rannte so schnell er konnte die Rampe hinunter und aus dem Tempel, wo er sich vor Gabriel Jones und Sasha Blaine erbrach.
Weldon war ihm gefolgt, weniger aus Besorgnis, argwöhnte Zhao, sondern eher, weil er neugierig war.
Zum Glück blieb es bei dieser einmaligen Episode. Und anders als bei seinen früheren Lebensmittelvergiftungen – noch eine Heimsuchung, die er mit warmen Klimazonen assoziierte – ging es Zhao sehr schnell wieder besser.
Weldon erklärte Jones und Sasha Blaine, die das schlafende Baby in den Armen hielt, was es mit diesem Experiment auf sich hatte.
Und all das führte dazu, dass Zhao an diesem Tag eine zweite bedeutsame Beobachtung machte: Irgendwo in der Nähe des Lake Ganges musste etwas Schlimmes vorgefallen sein. Ob jemand ertrunken war? Zhao konnte sich nicht sicher sein, aber die Stimmen und die Körpersprache der Menschen verrieten ihm, dass es einen Todesfall gegeben hatte.
Jetzt sind es schon zwei Tote . Wenn das so weiterging, dann würde es in drei Monaten keine lebenden Seelen mehr auf Keanu geben. Natürlich war das eine pessimistische Einstellung. So geradlinig verliefen die Dinge nur selten.
Trotzdem waren die Aussichten alles andere als rosig.
Jones schlug einen lauteren Tonfall an. »Hat Zack sich schon gemeldet?«
»Vor ungefähr einer halben Stunde erhielt Harley eine Nachricht von Dale«, sagte Weldon. »Wir sollten Ausschau nach weiteren Tieren aus dem Bienenstock halten, wurde uns gesagt.«
»Das wird ja immer schöner«, brummte Jones.
Harley Drake und Vikram Nayar kamen aus dem Tempel heraus. Nayar schob den Rollstuhl. Der blaue Nahrungsriegel lag auf Drakes Schoß.
»Sie haben sich ja schnell wieder erholt«, meinte Drake.
»Was fangen Sie mit diesem Zeug an?«, fragte Zhao.
»Ich schätze, ich werfe das Ding auf den Müll.«
»Lassen Sie mich noch mal davon kosten.«
»Haben Sie etwa eine masochistische Ader?«
Derselbe Gedanke war Zhao auch schon gekommen. »Seit vier Tagen fresse ich nichts als Scheiße. Wahrscheinlich habe ich den ganzen blauen Mist ausgekotzt.«
Drake zögerte, aber Weldon erkannte, wie wichtig ein weiterer Geschmacks- und Verträglichkeitstest war. »Wenn es ihn nicht umbringt, sind wir ein großes Stück weitergekommen«, meinte er. Er fügte nicht hinzu – was auch gar nicht nötig gewesen wäre –, dass er Zhao nicht vermissen würde, falls das neue Nahrungsmittel ihn tötete. Lächelnd reichte er ihm den Riegel. »Bon appétit.«
Zhao biss noch einen Happen ab, von ungefähr derselben Größe wie der vorherige. Er nutzte jeden Trick von Feedback und Disassoziation, den er kannte – und während seiner Ausbildung in Guoanbu hatte er viele solcher Techniken gelernt –, um den aufkommenden Brechreiz zu unterdrücken.
Doch dann stellte er fest, dass das völlig unnötig war. Wie er schon bei seiner ersten Kostprobe vermutet hatte, ging seine Übelkeit schnell vorüber. Jaidev und sein Kollege hatten recht – dieses Ding war genießbar.
»So weit so gut«, verkündete er. »Ob der Riegel tatsächlich ein Energiespender ist, bleibt abzuwarten.«
»Ja, ja«, sagte Weldon. »Bis wir Bescheid wissen, wird es noch eine Weile dauern.« Er richtete das Wort wieder an die anderen Mitglieder des Rates. »Und währenddessen gibt es viel zu tun.« Dann führte er Jones und Nayar zum Tempel zurück.
Harley Drake schloss sich ihnen nicht an. Er gab Zhao den Rest des Riegels. »Wenn Ihnen das Zeug bekommt, können Sie es ruhig aufessen. Selbst wenn dies ein Kraftriegel sein sollte, nützt Ihnen ein einzelner Bissen herzlich wenig.«
Zhao nahm den Riegel an. Sasha sagte unvermittelt: »Harley, hast du kürzlich vielleicht Rachel gesehen? Oder Pav?«
»Seit Stunden sind mir die beiden nicht unter die Augen gekommen.« Er blickte erschrocken und schuldbewusst drein. »Wann hast du die beiden das letzte Mal gesehen?«
»Das war am Lake Ganges. Aber dort ist
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