Himmelskrieg: Roman (German Edition)
Licht ein.«
Die Beleuchtung war spärlich, aber sie reichte aus, um ihnen zu zeigen, dass sie sich in einem großen Tunnel befanden. »Aber wir wissen nicht, in welche Richtung der Hund gelaufen ist. Zwei Möglichkeiten kommen in Frage.«
»Was schlägst du vor? Sollen wir uns aufteilen und getrennt nach ihm suchen?«
»Bist du verrückt? Wir bleiben auf alle Fälle zusammen!«, sagte sie. »Kontaktiere meinen Vater.«
Er zeigte ihr das Display. »Keine Verbindung.«
Rachel entfernte sich ein Stück von ihm. »Cowboy!«, rief sie. »Nanu, das ist ja richtig unheimlich«, stellte sie fest.
Pav hatte es auch bemerkt. »Kein Echo.«
»Lass uns den Ausgang finden«, bestimmte sie.
»Wäre es nicht vernünftiger, an Ort und Stelle zu bleiben und darauf zu warten, dass uns jemand hier rausholt?«
»Wer sollte denn nach uns suchen?«
»Keine Ahnung. Aber wenn wir hierbleiben, können wir hören, wenn jemand droben uns ruft.«
»Wirklich? Ich habe gerade nach dem Hund gerufen, und das war ein Gefühl, als hätte ich ein Kissen über dem Kopf. Es scheint, als würde der Schall hier nicht weit tragen.«
»Na ja, nach oben klettern können wir nicht, und wir haben die Möglichkeit, in zwei Richtungen zu gehen. Welche schlägst du vor?« Er richtete den dünnen Lichtstrahl auf den Boden. »Dem Hund können wir nicht folgen, weil es auf dem Boden keine Spuren gibt.«
Rachel drehte sich um die eigene Achse, bis sie Pav gegen überstand, hinter dessen Rücken sich der Tunnel auftat. »Okay, zu dieser Seite liegt der Tempel. Als wir … meine Mom begruben, gingen wir … in diese Richtung.« Sie hob die rechte Hand. »Mein Dad sagte, auf diesem Weg gelangt man tiefer in das Habitat hinein. Und dort hatte er eine Passage und ein anderes großes Habitat gesehen.«
»Dann sollten wir in diese Richtung gehen«, fand er. »Äh … und wir sollten nach Möglichkeit das Licht ausschalten. Wir müssen die Batterien schonen.«
Rachel ließ die Schultern hängen. »Ja, gute Idee.«
Er schaltete das Gerät aus. »Unsere Augen werden sich anpassen.«
»Hoffentlich.«
4
V A L YA
Für Valya war das Eintauchen in die Reinkarnationskapsel und sich dem zu fügen, was immer dort mit ihr geschah, zehnmal schlimmer als die Entführung durch das Bangalore-Objekt.
Sie hatte keine Zeit, über das, was passierte, nachzudenken und es vielleicht zu begreifen. Sie hatte ihre Handtasche fest umklammert und sich von Zack Stewart helfen lassen, sich in das gruselige gelbe Licht der Wabenzelle hineinzubegeben.
Problemlos hatte sie die Innenwand der Kammer durchstoßen und war dann in die dahinter liegende, viel größere Wabe gefallen. Jedenfalls kam es ihr so vor. In der Dunkelheit konnte sie so gut wie nichts sehen. Sie schwamm in irgendeiner Substanz wie ein Insekt, aber sie war außerstande, die Seitenwände, den Boden oder die Decke der Kammer zu berühren.
Während sie herumzappelte, stieß sie mit etwas oder jemandem zusammen.
Kurz darauf spürte sie, wie sie von einer dicken Schicht umhüllt wurde. Diese Masse überzog ihre zerfetzte Kleidung und auch die Tasche, die sie eng an ihren Körper drückte. Es erinnerte sie an ein Schlammbad, das sie einmal während eines Kuraufenthaltes in einem Sanatorium genommen hatte. Diesen Luxus hatte sie sich nur ein einziges Mal in ihrem Leben gegönnt, ein denkwürdiges Erlebnis.
Die Masse, die sie nun umgab, drang in jede Körperöffnung ein . Sie schob sich in ihre Achselhöhlen, ihre Vagina und ihren Anus. Nicht einmal Augen, Nase und Mund blieben verschont. Ein paar qualvolle Sekunden lang war sie davon überzeugt, sie würde ertrinken. Doch die Substanz verflüssigte sich rasch, und falls sie in ihre Lungen eingedrungen war, löste sie sich entweder auf oder wurde vom Körper absorbiert.
Wie auch immer, sie bekam Luft und konnte sehen, wenn auch verschwommen.
Dann wurde es rings um sie wieder hell, und sie gewahrte menschliche Gestalten.
Wenn sie ihre Arme und Beine bewegte, konnte sie in gewisser Weise schwimmen, aber es ließ sich nicht ausschließen, dass die Flüssigkeit rings um sie her schwinden oder sich verändern würde.
Sie tat ihren ersten tiefen Atemzug und merkte, dass es ihr guttat. Das Atmen fiel ihr leicht, obwohl ihr Körper jetzt vollständig in einen Kokon eingekapselt war.
Die Flüssigkeit, die ihre Kammer angefüllt hatte, änderte ihre Konsistenz. Zuerst verwandelte sie sich in Blasen, die denen glichen, aus denen die Membran bestand. Danach wurde sie zu
Weitere Kostenlose Bücher