Himmelskrieg: Roman (German Edition)
einem Pulver, das schnell weggeweht wurde. Es strömte an ihren Beinen vorbei, als würde es durch Konvektion oder den Luftzug in Bewegung versetzt.
Zusammen mit drei weiteren in einer Umhüllung steckenden Menschen hockte sie auf dem Boden. »Dale!«, kreischte sie so laut sie konnte. Aber wie sich herausstellte, klang es nur in ihren eigenen Ohren laut. Es war, als würde sie unter Wasser schreien.
Etwas musste er aber gehört haben, denn die Gestalt, die ihr am nächsten war, drehte sich zu ihr um, nickte heftig und vollführte flatternde Gesten mit den eingehüllten Händen. Dale rappelte sich auf die Füße … ein bisschen wackelig … und streckte einen Arm nach ihr aus.
Währenddessen half eine andere Gestalt – Zack? – der vierten Person beim Aufstehen. Vermutlich handelte es sich um Williams.
»Valya, kannst du mich hören?«, fragte Dale.
Zu ihrer Verwunderung hörte sie ihn tatsächlich, allerdings hatte sie den Eindruck, dass es nicht ihre Ohren waren, die den Schall aufnahmen; die »Töne« schienen in den Knochen hinter ihren Ohren zu entstehen. Womöglich hatten sie es hier mit einer Art Induktanz zu tun. »Ja.«
»Wie fühlst du dich?«
»Wie eine Wurst in der Pelle.«
Der Wind peitschte das Pulver durch die Gegend. Die vier Risse in der Innenwand schienen größer geworden zu sein. »Hoffentlich gibt es hier einen Mechanismus, der die Lecks wieder versiegelt«, sagte Valya.
Dann legte sich völlig überraschend eine Hand auf Valyas Schulter. Damit hatte sie nicht rechnen können, denn Dale stand rechts von ihr und hinter ihm befanden sich Zack und Williams.
Es war Makali. In ihrem Schutzanzug hatte sie sich durch die Außenwand der Kammer gezwängt. »Wir müssen sofort weg von hier«, sagte sie.
Es war, als würden sie aus einem zusammenbrechenden Zirkuszelt flüchten. Die Außenwand dieser Erweiterung der Kaverne hatte eine stoffähnliche Beschaffenheit. Durch ihr Hin- und Herlaufen hatte Makali eine Öffnung geschaffen, die in dem nun ziemlich kräftigen Luftstrom beständig größer wurde.
Hintereinander schlüpften sie durch die Lücke und gelangten in eine dunkle Felsenkammer, die Valya an einen modernen Minenschacht erinnerte. Die Kaverne war breit, annähernd zwei Meter hoch und eindeutig aus dem Gestein geschlagen worden.
In einer Entfernung von rund hundert Metern erkannte sie einen hellen Fleck. Die Augenpartie von Valyas Skinsuit passte sich an den Übergang von Dunkel zu Hell an, ohne die typische grüne Nuance eines Nachtsichtgeräts. Valya war verblüfft. Nun ja, in technologischer Hinsicht waren die Architekten den Menschen möglicherweise um Tausende von Jahren überlegen, das beste Beispiel waren die wiedergeborenen Tiere und diese Skinsuits, eine Technik, die buchstäblich an Magie grenzte.
Ein optisches System, das mit Restlicht arbeitete, war ihr da schon viel weniger unheimlich.
Die Anzüge der anderen justierten sich auf dieselbe Weise. »Ich glaube, jetzt ist auf Keanu der Tag angebrochen«, sagte Makali. »Die Sonne scheint direkt auf den Grund des Vesuv-Schlots hinunter.«
Zack stand schweigend da und nahm die Umgebung in Augenschein. Valya dachte sich, dass dies wohl die Route war, die er vor einer Woche eingeschlagen hatte. Endlich sagte er etwas. »Wie geht es euch allen?«
Seine Frage wurde mit kaum verständlichem Murmeln quittiert. »Hat jemand Schwierigkeiten beim Atmen?«
»Ich habe meine Brille verloren«, quengelte Williams.
»Wie gut können Sie sehen?« Valya interessierte sich wirklich für die Antwort, denn sie merkte, dass der Skinsuit ihre Sehkraft verstärkte.
»Eigentlich sehe ich viel besser als früher, mit der Brille«, erklärte Williams. »Was immer dieser Anzug sein mag, er korrigiert Sehschwächen.«
»Ich wüsste gern, woher der Sauerstoff und das Wasser kommen, und wie die Wärme abgeleitet wird«, warf Zack ein. Er deutete auf die Wülste an Makalis Hüften. »An diesen Stellen scheinen sich Lebenserhaltungssysteme zu befinden.«
»Ähnlich wie die Sachen, die im Innern der Vesikel entstanden«, ergänzte Makali.
Williams zeigte auf Valya. »Es sieht aus, als hätten Sie eine zusätzliche Ausstülpung an Ihrem Anzug.«
»Das ist meine Handtasche«, erklärte sie. Sie war froh, dass sie das Teil nicht verloren hatte, obwohl es ihr im Moment nichts nützte.
»Und Ihr Anzug beult sich ebenfalls an einer anderen Stelle«, sagte Williams und deutete auf eine kleinere Wölbung an Dales Hüfte.
Dale tastete die Beule ab.
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