Himmelskrieg: Roman (German Edition)
»Fühlt sich an wie die Reißschiene.«
»Dann wurde alles, was wir bei uns tragen, auch in diese Umhüllung eingeschlossen?«, fragte Valya.
Zack deutete ein Schulterzucken an, soweit der Anzug ihm diese Bewegung erlaubte. »Sieht ganz danach aus.«
»Woher beziehen wir Nahrung und Wasser?«, fragte Makali.
»Vielleicht sind die Anzüge nicht mit derlei Vorrichtungen ausgestattet«, mutmaßte Dale. »Vielleicht sind sie nur für Notfälle gedacht. Es ist nicht vorgesehen, dass man so lange in ihnen bleibt, um hungrig oder durstig zu werden.«
»Verdammt noch mal«, brauste Williams auf, »sogar wenn es Notfallanzüge sind, ausgelegt für eine begrenzte Zeitspanne, dann wissen wir immer noch nichts über den Zeitbegriff dieser Architekten. Diese Wesen könnten zwanzig Jahre lang problemlos in einem solchen Anzug überleben – oder auch nur zwanzig Minuten.«
»Mit Bestimmtheit weiß ich nur«, hielt Zack dagegen, »dass diese Anzüge uns passen. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Lebenserhaltungssysteme auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten sind.«
Dale hatte noch weitere Fragen. »Mich würde mal interessieren, wie zum Teufel das passiert ist? Wieso stecken wir plötzlich in Raumanzügen, die für Menschen geeignet sind?«
Makali zeigte zurück auf die zerstörte Kammer. »Es ist fast so, als seien diese Anzüge ein Teil der Membran. Ihr seid in den ›Ankleideraum‹ eingetaucht, und der hat euch dann in diese Hüllen eingewickelt.« Sie zappelte ein bisschen, und Valya interpretierte das als Lachen. »Das soll aber nicht heißen, dass wir die beste Methode gewählt haben, um in einen solchen Schutzanzug hineinzugelangen.«
»Ich kapiere nicht, wie oder warum man vier verschiedene Menschen in einen Bottich wirft, und wenn sie dann herauskommen, trägt jeder von ihnen einen Anzug, der ihm passt«, sagte Dale. »Und da wäre noch was – wenn wir irgendwann mal wieder in eine Umgebung mit Druckausgleich gelangen, wie werden wir diese Dinger wieder los?«
»Ich versuche immer noch, das System zu verstehen, das die Seele eines toten Menschen im Universum entdecken, identifizieren und zurückholen kann«, sagte Zack. »Diese An züge gleichen sehr der zweiten Haut, in der die Revenants wiedergeboren werden.« Valya hatte den Eindruck, als spräche Zack zu sich selbst. »Diese Sache mit den Skinsuits … auf einer Skala nähme sie die Nummer zehn ein, während das Bergen und Wiederbeleben von Seelen mindestens bei tausend läge.«
Er blickte den Tunnel hinunter, in die Richtung, in der sich das Licht befand.
Dale packte ihn bei der Schulter und drehte ihn um, sodass er sein Gesicht der Kammer zukehrte. »Gottverdammt, Zack! Lass uns sofort umkehren und wieder da hineinkriechen! Durch ein Loch, das groß genug ist, um einen derart starken Luftstrom entweichen zu lassen, passen wir mit Leich tigkeit hindurch!«
Zack und Makali gingen ein paar Schritte auf die Kammer zu. An den Rändern der Lücke flatterten immer noch Fetzen der textilähnlichen Substanz. »Was denken Sie?«, wandte sich Zack an Makali.
»Dieses Leck wird nicht die gesamte Luft aus dem Habitat herausziehen«, meinte sie. »Die Erweiterung, gewissermaßen der ›Anbau‹, durch den wir gekommen sind, ist vom eigentlichen Bienenstock durch dichte Wände getrennt.« Sie wollte nach einem Materialfetzen greifen. Doch ehe ihre behandschuhten Finger damit in Berührung kamen, kollabierte die gesamte Kammer. »Alle Mann zurück!«, brüllte Zack.
Es war ein seltsamer Anblick. Beinahe im Zeitlupentempo verschwand das »Zelt« unter einer Kaskade aus Felsen und Erdreich. Eine Staubwolke gab es nicht, im Vakuum und bei der geringen Schwerkraft fielen die Partikel einfach nach unten.
Eine geraume Weile herrschte Schweigen. Schließlich sagte Drake: »Ich ziehe meinen Vorschlag zurück.«
Jetzt fand auch Williams die Sprache wieder. »Schön und gut, aber was machen wir jetzt?«
»Wir gehen raus an die Oberfläche«, bestimmte Zack. »Äh … die Schwerkraft dort könnte noch niedriger sein als hier. Versucht zu gleiten anstatt zu laufen.«
Ehe sie in das harsche Sonnenlicht hinaustraten, das in den Vesuv-Schlot einfiel, gelangten sie an eine Kreuzung, an der vier Tunnel in unterschiedliche Richtungen abzweigten.
»Wohin führen die?«, fragte Williams.
»Uns fehlte die Zeit, um das zu ergründen«, sagte Zack. »Wir haben uns zu sehr auf das da konzentriert.«
Er zeigte auf die Markierung, eine Steintafel, die mindestens zwei Meter über
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