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Himmelsmechanik (German Edition)

Himmelsmechanik (German Edition)

Titel: Himmelsmechanik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurizio Maggiani
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Rest dessen, was von der Habe der Familie Borgioni übrig geblieben ist, ist jetzt vollständig den Leuten von hier zum Gebrauch überlassen.
    Dieses Haus ist groß, alt und schön, aber es ist auch das Haus, das niemand gewollt hat, und als man erfuhr, dass Aristo es sich zurückholen wollte, gingen mehrere von denen, die ihn mochten, los, um ihn zu überzeugen, es sein zu lassen. Es gibt Häuser, die irgendwann niemanden mehr in ihrer Nähe haben wollen. Glücklicherweise sind sie selten, doch im Revier zählt man etliche davon. Ich weiß von jenem, Bestio genannt, außerhalb von Corfino, vom Bauernhaus der Fratti in Sassi, das zum Glück schon bis zum Keller verfallen ist, und von dem in Careggine. Die Santarellina sagt, dass sie zu ihrer Zeit aus demselben Grund das Waisenheim, in dem sie aufwuchs, geschlossen haben; nicht, weil es ihm plötzlich an Waisenkindern gefehlt hätte, die man hätte hineinstecken können, sondern weil dieses Haus keine mehr sehen wollte; weder Waisenkinder noch Nonnen.
    Jene Häuser nennt man »die Feindseligen«, und man kann sie nicht anders nehmen, als sie sind. Zu Beginn sind sie wie alle anderen, und sie können so viele Generationen lang bleiben, dann, aus keinem Grund, den man erfahren würde, beginnen sie, dem, der dort wohnt, zu verstehen zu geben, dass die Zeit gekommen ist auszuziehen. Ein Fenster schließt nicht mehr, eine Tür wiederum geht nicht auf, der Kamin fängt an, Asche zu spucken, das Gitter eines Bettes rostet, das Dach lässt Schnee herein, die Keller lassen an den Eckmauern, die aus den besten Flusssteinen gebaut worden sind, Schlamm hindurch. Und so weiter. Bis sich schließlich der Schlüssel der Tür zur Straße nicht mehr im Schloss drehen lässt; oder er dreht sich, das Schloss schnappt auf, aber die Tür schlägt dir vor der Nase zu. Und wenn du vorher nicht dafür gesorgt hast, deine Sachen wegzubringen, wenn du dachtest, du würdest gewinnen, kannst du dich von allem verabschieden, denn da setzt du keinen Fuß mehr hinein. Und das so lange, bis jemand kommt, der dem Feindseligen gefällt, und dann ist es so, als wäre nie etwas gewesen. Vorausgesetzt, es kommt früher oder später jemand.
    Bevor er kam, war Aristos Haus mehr als fünfzig Jahre geschlossen gewesen; die Letzten, die darin wohnten, waren die Kinder des Gutsverwalters, die Buchhalter und Rechnungsführer wurden, als dieser langsam vertrottelte. Schmarotzer, die schließlich in Lucca oder Florenz praktizierten, wo sie, in der passenden Umgebung, weitere Schmarotzer zeugten, bis ans Ende der Zeiten. Das Haus hat sie hinausgeworfen, doch nicht aufgrund dessen, was sie waren: Andere Male sind gute Familien verjagt worden, weil das Feindselige auf eigene Art denkt, und die ist unergründlich. Sie haben mehrmals versucht, es zu verkaufen, aber schließlich hat niemand es kaufen wollen.
    Als ich ein Junge war, kam ein Engländer in sehr guter Absicht; sie öffneten ihm die Tür, und er sah, dass jenes Haus nichts hatte, was nicht annehmbar wäre, dass es gut erhalten und das richtige für ihn war. Er ging in Verhandlungen, und bevor er unterschrieb, wollte er noch einen letzten Blick daraufwerfen. So ging er mit dem Notar hin, und dem Notar fiel ein Fenster gegen den Hals. Dieser, schon froh, am Leben geblieben zu sein, erklärte sich unfähig, irgendeine Urkunde dieses Haus betreffend zu unterzeichnen. Der Engländer machte daraus eine Frage des Prinzips und bat den Pfarrer von Fabbriche, den Kauf zu segnen. Diesen Pfarrer nannten sie Il Bazzone, das Doppelkinn, denn er wog mehr als zwei Zentner, und die Hälfte davon steckte in seinem Kinn, einem dicken und wabbeligen Kinn, mit dem er wie ein Jungstier aussah. Don Bazzone hatte vor nichts Angst, er ging in die Wirtshäuser, um versprengte Ehemänner zu suchen, und zog sie an den Ohren wieder nach Hause, und er hatte vom Erzbischof die Erlaubnis, Exorzismus zu praktizieren. Er ließ sich den Schlüssel geben und ging mit dem Messdiener Schlüssel, Tür und Haus segnen. Hinter ihnen stand das ganze Dorf. Er pflanzte sich davor auf, sagte seine Stoßgebete, versprengte das Weihwasser und steckte den Schlüssel ins Schloss. Doch er hatte nicht einmal Zeit, ihn herumzudrehen, denn das Schloss spuckte ihm den Schlüssel entgegen. Es tat das mit einem so harten Stoß, dass alle es hörten und an einen Pistolenschuss glaubten: Sie wussten, dass Don Bazzone fähig war, mit einer Pistole im Priestergewand zum Segnen zu gehen. Dabei war es der Schlüssel

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