Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg
Erscheinen des Buches noch auf mich zukommen würde. Ich hatte mir ziemlich naiv vorgestellt, ich bräuchte nur das Buch zu schreiben und das wäre es dann.
An einem Samstag im Frühjahr nach der Veröffentlichung des Buches beschloss ich, mir etwas Zeit für mich selbst zu gönnen. Ich wollte ein verwandtes Ehepaar besuchen, das in einem Haus in einem sehr abgelegenen Tal irgendwo in den Wicklow-Bergen wohnt. Die Landschaft dort ist atemberaubend. Daher machte ich mich früh auf den Weg, denn ich hatte vor, meinen Besuch kurz zu halten, um noch ein wenig Zeit ganz allein für mich in den Wicklow-Bergen zu haben.
Es war zwar Frühjahr, aber nicht sehr warm. Der Himmel war leicht bedeckt, aber hin und wieder kam die Sonne durch. Es sah überhaupt nicht nach Regen aus. Die Bergstraßen waren sehr schmal, und ich bog einfach willkürlich ab, bis ich mich schließlich auf dem Gipfel eines Berges wiederfand. Irische Berge sind vergleichsweise niedrig, daher sprechen wir manchmal von Hügeln und manchmal von Bergen. Der höchste Berg in Wicklow ist nicht einmal 1000 Meter hoch. Auf dem Gipfel ebendieses Berges befand ich mich nun und parkte den Wagen neben der Straße. Dort oben wuchs nicht viel – ein wenig Ginster und Heidekraut –, zudem gab es jede Menge Felsen und Gestein. Die Landschaft war sehr weitläufig und offen, und in der Ferne konnte ich weitere Berge sehen. Einige waren sogar etwas höher. Außerdem konnte ich in ein Tal mit einem Fluss hinunterschauen.
Plötzlich wurde alles sehr hell. Zunächst dachte ich, es liege an der Sonne, aber dann merkte ich, dass dem nicht so war. Es wurde sehr ruhig, und es war, als stünde alles still. Ich wusste, dass gleich der Engel Jimazen erscheinen würde, und hatte große Angst.
Seitdem ich den Engel Jimazen zum ersten Mal gesehen habe, fürchte ich mich vor ihm und vor dem, was sein Erscheinen bedeutet. Das ist noch heute so. Jimazen ist sehr mächtig und enorm wichtig für unsere Erde. Er ist der Hüter unseres Planeten. In vielerlei Hinsicht könnte man ihn als den Schutzengel der Erde bezeichnen.
Wir müssen erkennen, dass unser Planet lebendig und sehr schön ist. Er ist ein Geschenk Gottes, aber eines, das wir uns mit anderen teilen. Es mag unglaublich klingen, aber unser Planet hat tatsächlich eine eigene Lebenskraft beziehungsweise einen eigenen Geist. Manche Religionen bringen dies durch die Bezeichnung »Mutter Erde« zum Ausdruck. Jimazen ist der Engel, der alles tut, um Mutter Erde zu beruhigen und zu besänftigen. Er sorgt dafür, dass sie ruhig bleibt.
Meine erste Begegnung mit Jimazen verlief ganz anders als bei allen anderen Engeln. Ich war damals etwa fünf Jahre alt, und wir wohnten noch in Old Kilmainham. Ich stand in unserem Garten und schaute über die Mauer zu den Apfelbäumen unseres Nachbarn. Dabei spielte ich mit ein paar Kieselsteinen. Plötzlich umgaben mich zahllose Engel. Sie sagten: »Lorna, schau mal, der Engel da drüben!« Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und spähte zwischen den Apfelbäumen hindurch, aber ich konnte nichts sehen.
»Der Engel versteckt sich wohl«, sagte ich. »Ich sehe bloß das Licht, das durch die Apfelbäume auf das Gras und die Wildblumen fällt.«
»Schau über die Apfelbäume, Lorna!«, sagten die Engel. Das tat ich, und da sah ich den riesigen Engel. Wie ein männlicher Riese stand er etwa fünf Meter vor mir über den Bäumen. Ich habe keine Ahnung, wie weit er in den Himmel hinaufreichte. Er trug eine Schutzrüstung in Gold und Rot mit einem schwarzen Schimmer. Sein Gesicht wirkte streng, doch in gewisser Weise auch sanft. Ich trat von der Mauer zurück, und die Engel um mich herum flüsterten mir ins Ohr: »Es ist alles in Ordnung, Lorna. Hab keine Angst.«
Dieser riesige Engel schaute zu mir herunter und lächelte. »Lorna, ich bin der Engel Jimazen.« Er streckte seine linke Hand aus und berührte mich. Für einen Sekundenbruchteil war es, als wäre ich neben ihm, als stünde ich neben seinem riesigen Fuß, und im nächsten Augenblick befand ich mich wieder neben der Gartenmauer. Es war richtig unheimlich.
»Atme, Lorna!«, sagte Jimazen. In seiner rechten Hand hielt er einen riesigen Holzstab, der fast so groß war wie er selbst. Der Stab war mächtig und riesig, aber das war Jimazen ja auch. Da fing der Stab an zu wachsen. Er wurde nach unten hin immer länger, bis er den Boden berührte. Jimazen tippte die Erde damit an, sodass sie erzitterte. Ich spürte das schwache Beben unter meinen
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