Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg
wollten. Mit meiner Hilfe wollten sie die Fessel des Schmerzes lösen, die so viele Familien in ihrem Fortkommen behinderte. Sie wollten die Ketten zerbrechen und die Menschen befreien, damit durch das, was vor langer Zeit geschehen war, künftigen Generationen nicht noch weiterhin Schmerz und Unglück zugefügt würde.
Kapitel 17
Ich war ihre Torhüterin
Kurz nach unserer Rückkehr aus Mountshannon zogen wir in ein neugebautes Haus in Leixlip, einem Vorort von Dublin. Meine Eltern hatten noch nie ein eigenes Haus besessen, aber aufgrund einer Reihe verschiedener Ereignisse war es ihnen endlich gelungen, eins zu kaufen. Wir freuten uns alle schon sehr darauf. Auf eine seltsame Weise konnte ich immer noch die Gegenwart der beiden Geister aus Mountshannon spüren. Es war, als befänden sie sich auf einer Reise irgendwohin, aber sie kamen nicht zu mir. Irgendwie wusste ich, dass sie ins neue Haus zogen und dort auf mich warteten.
Am Tag unseres Umzugs nach Leixlip verließ ich unser altes Haus als Letzte. Paps war mit einem Wagen voller Leute und Umzugssachen vorausgefahren, und ich wartete nun darauf, dass er wiederkam, um mich, mein Kaninchen und meine Katze Tiger ins neue Haus zu bringen. Ich war ganz allein im alten Haus und machte mir gerade eine Tasse Tee, als Hosus erschien. Ich sah ihn mit Tränen in den Augen an und sagte: »Ich weiß, dass sie im neuen Haus auf mich warten. Aber warum? Warum muss ich noch so lange ihren Schmerz spüren? Ich mag das nicht, und manchmal macht es mir Angst. Ich habe Angst, Angst vor dem Unbekannten.«
Hosus tröstete mich. »Denk nicht weiter daran. Du weißt ja, es sind schöne Geister. Es müssen bestimmte Dinge geschehen, damit alle frei werden. Und du bist die Einzige, die alle befreien kann. Du bist zu ihrer Torhüterin ernannt worden.« Dann wies Hosus mich an, die Augen zu schließen. Ich wachte wieder auf, als ich Paps an die Tür klopfen hörte.
Auf der Fahrt nach Leixlip war ich sehr nervös, weil ich wusste, dass die Geister in dem neuen Haus sein würden. Ich wusste, dass sie gut waren und dass ich keine Angst zu haben brauchte, aber ich war dennoch nicht glücklich darüber. Als wir die Siedlung erreichten, konnte ich mir in meiner Vorstellung bereits ein Bild von dem Haus machen, obwohl ich es noch nie gesehen hatte, noch nicht einmal auf einem Foto. Ich wusste genau, wo mein Vater abbiegen und vor welchem Haus er anhalten würde. Ich erinnere mich daran, dass mir sehr seltsam zumute war, als ich die Wagentür öffnete. Die Gewissheit, dass die beiden Geister 24 Stunden am Tag in meiner Nähe sein würden, beunruhigte mich. Ich holte meine Katze aus dem Heck des Autos und versicherte ihr, dass alles in Ordnung sei. Dann ging die Haustür auf, und meine Mutter rief mir zu: »Beeil dich, komm rein.« Sehr vorsichtig trat ich ein, nicht etwa weil ich meine Katze in der Kiste trug, sondern weil ich spürte, dass ich sehr wachsam sein musste, damit die Geister mir keinen allzu großen Schrecken einjagten. Ich wusste ja nicht, wo sie sich aufhielten.
Wo waren sie? Ich setzte die Kiste ab, öffnete sie und holte die arme Tiger heraus. Sie war völlig verstört. Ich ging mit ihr in das nagelneue Esszimmer und in die Küche, zeigte ihr alles und versicherte ihr noch einmal, dass alles gut war. Die Geister waren nicht im Erdgeschoss – ich hatte mich überall umgesehen. Die Katze beruhigte sich schnell wieder und strich dann im ganzen Haus umher, wo sie alles ausgiebig beschnupperte. Sie hatte mehr Mut als ich, denn ich war bis jetzt nur im Erdgeschoss gewesen. Ich wollte nicht nach oben. Aber schließlich konnte ich es nicht mehr länger umgehen und ging in die Diele. Dort stand Edward auf der Treppe. »Warum stehst du da?«, fragte ich ihn, und er erwiderte: »Hier werde ich immer sein, solange ich hier sein muss.« Ich sagte ihm, dass er mir Angst mache. Darauf antwortete er: »Das tut mir leid, aber ich werde immer mit dir reden müssen, wenn du die Treppe hochgehst. Das gehört zu den Dingen, die wir tun müssen – und es gehört auch zu deinem Leben! Du hast Marie und mich befreit, aber wir werden erst gehen, wenn auch die anderen frei sind.«
»Das gefällt mir nicht. Dann renne ich einfach jedes Mal die Treppe hoch«, erwiderte ich. »Ich spüre deinen Schmerz, und wenn du von den anderen sprichst, dann ist es, als wären sie auch hier, selbst wenn ich ihre Gesichter nicht sehen kann.« Dann holte ich tief Luft und rannte, so schnell ich konnte, die Treppe
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