Himmelsschatten
Lily Valdez und einer anderen Person, die Harley nicht einordnen konnte.
Die wütende Diskussion, die Harley durch die Tür gehört hatte, brach einfach ab. Alle Beteiligten sahen ihn an wie ertappte Schulkinder, wenn der Lehrer früher als erwartet zurückkommt. »Seid ihr euch eigentlich darüber im Klaren, dass wir dabei sind, das verrückteste Manöver in der Geschichte der Raumfahrt zu planen?«, fragte Harley.
»Allerdings«, erwiderte Sasha Blaine und deutete auf den großen Schirm hinter den potenziellen Faustkämpfern. Die Destiny hatte sich Keanu so weit angenähert, dass die NEO -Landschaft das Bild komplett ausfüllte.
»Dann verrate mir mal jemand, was zum Teufel hier vorgeht!«
Blaine lächelte und wurde rot. »Wir glauben, wir haben den Code der Architekten geknackt.«
»Was soll das heißen?«
Wade Williams rüstete sich für ein ausgefeiltes Statement. »Es hat sich herausgestellt, dass diese Markierungen Informationen gesendet und empfangen habe…«
»Nein, Wade, das ist unpräzise«, fiel Lily Valdez ihm ins Wort. »Wir konnten etwas isolieren, was unserer Ansicht nach zwei reziprokalen Funktionen entspricht.«
Williams blickte Creel um die übliche Unterstützung heischend an. »Das hab ich doch gerade gesagt, oder?«
»Nicht ganz«, warf Sasha Blaine ein. Sie wandte sich an Harley. »Wir haben lediglich herausgefunden, dass anscheinend Informationspakete in die Markierungen hineinfließen beziehungsweise aus ihnen herausströmen. Das Team in Bangalore konnte von beiden Vorgängen kurze Aufzeichnungen machen, als Zack und Taj sich zum ersten Mal diesen Markierungen näherten. Logischerweise und auf Erfahrung beruhend muss man davon ausgehen, dass die Botschaft Warnungen enthalten könnte oder auch Anweisungen, die das Eindringen in Keanu betreffen …«
»Vielleicht wird man gebeten, Schuhe und Kopfbe deckung abzulegen«, kommentierte Creel, größtenteils zu seiner eigenen Erheiterung.
»Wir wissen gar nichts!« Valdez blieb unerbittlich.
»O ihr Kleingläubigen«, rief Williams, nicht bereit, das Feld zu räumen. »Wir haben die Signale aufgezeichnet und können sie reproduzieren. Das, junge Dame, bedeutet Kommunikation. Wenn wir einem Marsianer begegneten, der eine von uns ausgesandte Nachricht aufzeichnen und sie zurückschicken würde, wäre das für uns ein Beweis, wir hätten den ganz großen Durchbruch geschafft.«
»Wir sind nicht die Architekten!«, schnappte Harley. »Wie zum Teufel funktioniert das?«
Blaine hob an: »Es ist nur eine eigentümliche Frequenz …«
»… die ein bisschen der gleicht, mit der das Terahertz-Funkgerät der Brahma operiert«, ergänzte Williams.
»Schön!«, sagte Harley, dessen Nervosität stieg. »Ihr seid also bereit, diese Signale auf Kommando einfach an die Architekten zurückzuschicken?«
Fragend blickte Blaine in die Runde. »Ja.«
»Hat jemand eine Vorstellung, was dann passieren könnte? Auf einer Skala von eins bis zehn, wobei eins gar nichts bedeutet und zehn, dass Keanu explodiert?«
Valdez antwortete schnell: »Zwei, irgendeine Reaktion, wahrscheinlich automatisch. Wir müssen von der Prämisse ausgehen, dass die Architekten mindestens so fortgeschritten sind wie wir, und um bei Wades Vergleich mit dem Marsianer zu bleiben – wir würden antworten, wenn unser Signal auf nicht reflektiertem Weg zu uns zurückkäme.«
»Gut«, sagte Harley, der keine Ahnung hatte, welchen Wert dieser Vorgang haben könnte. »Wenn wir uns entschließen, es zu versuchen …«
»Oh, ihr werdet es versuchen!«, behauptete Williams.
Aber dieses Mal war Harley nicht bereit, das Feld zu räumen. »Wir haben ein größeres Problem zu lösen.« Er teilte dem Home-Team mit, dass das Center evakuiert werden sollte und nur eine kleine Crew in der Mission Control bliebe. »Die NASA ist der Meinung, dass ihr euer Leben riskiert, wenn ihr nicht von hier verschwindet. Es steht euch frei, sofort zu gehen.«
Im Raum herrschte Schweigen.
»Was, und uns dann durch den dichten Verkehr kämpfen?«, maulte Wade Williams. Ein paar der anderen lachten.
»Denken alle von euch genauso?«
Lily Valdez meinte: »Auch wenn wir uns nicht immer gut vertragen, Mr. Drake, aber wir sind intelligent genug, um die Situation richtig einzuschätzen. Wir werden hier gebraucht.«
Harley hätte sie am liebsten geküsst. Offenbar wurde er weichherzig. Na ja, wenn er weichherzig genug war, um Rachel Stewart zu erlauben, den erwarteten Aufprall des Objekts gemeinsam mit ihm
Weitere Kostenlose Bücher