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Himmelsschwingen

Himmelsschwingen

Titel: Himmelsschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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dich überallhin, wenn du mir verrätst, wie du das gemacht hast!«
    »Ganz bestimmt nicht.« Übermütig sprang sie auf. »Nun komm schon, ich habe Hunger.« Ohne eine Antwort abzuwarten, lief sie zur Wohnungstür.
    Doch er hielt sie zurück. »Und warum nicht?«
    »Na, weil es gegen die Regeln ist!« Iris interpretierte Samjiels Reaktion, die genau genommen gar keine war, wie es ihr gefiel, und stürmte die Treppe hinunter.
    Jetzt, nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hatte, war ihm von seinem gestrigen Zustand nichts mehr anzu merken. Nicht einmal Kopfschmerzen schienen ihn zu plagen, was sie insgeheim verdross, wenn sie an ihre keineswegs besonders bequeme Nacht dachte. Eine lange Nacht. Es war viel später, als sie ursprünglich geglaubt hatte. Beide hatten sie den halben Tag verschlafen; inzwischen war es schon später Nachmittag.
    Ein Monat, in dem die Sonne nie richtig unterging, konnte ganz schön verwirrend sein. Kein Wunder, dass die meisten Leute hier irgendwie mit einem entrückten Gesichtsausdruck herumlaufen – es ist die pure Erschöpfung.
    Mühelos hielt er mit ihr Schritt, was sie weit weniger irritierte als die Tatsache, dass er ihr nach dem unglücklichen Start in den neuen Tag überhaupt folgte. Hoffentlich überlegt er es sich nicht noch anders! Schnell lief sie die Stufen zur Metro hinab und entspannte sich erst wieder, als sie schon die prächtige Halle der Untergrundstation durchquerte und ihn immer noch an ihrer Seite wusste.
    Etwas außer Atem geraten, lehnte sie sich an eine der glatten Säulen, die das unterirdische Gewölbe stützten. »Ist das nicht wunderschön?«
    »Das ist es wahrhaftig.« Dabei glitzerten seine Augen ziemlich eigenartig. Die einfahrende U-Bahn enthob sie einer Antwort. Sie ließ sich einfach von der drängelnden Menge in den Zug spülen, achtete aber darauf, dass Samjiel ihr folgte. Iris hatte einen Plan, und nichts würde sie nun mehr aufhalten, alles daranzusetzen, diesen auch durch zuführen.
    Eine Station und etwa fünf Minuten Fußmarsch später zeigte sie auf ein nicht besonders beeindruckendes Gebäude. »Hier ist es.« Mit einem Lächeln, als wäre sie im Begriff, eine große Bühne zu betreten, ging Iris durch die hohen Türen hinein und blieb überwältigt von der würzigen Luft der Markthalle stehen.
    Die Marktstände waren reich gefüllt mit Lebensmitteln aller Art. Obst, Gemüse und duftende Brote wurden angeboten. Liebevoll präsentierte Kräuter, Kuchen oder riesige Torten sollten die zahllosen Besucher dazu verführen, stehen zu bleiben und weitere Köstlichkeiten zu entdecken. Würste hingen an glänzenden Metallhaken, und auch frisches Fleisch, die einstige Form der Tierkörper noch gut erkennbar.
    »Du lieber Himmel!« Samjiel neben ihr erstarrte.
    Möglicherweise war die Idee doch nicht besonders brillant, mit ihrem Vorhaben ausgerechnet hier weiterzumachen. An die Metzgereien hatte sie nicht gedacht. Doch Iris ließ sich nicht entmutigen, und außerdem hatte sie richtig Appetit. »Dort hinten!« Entschlossen ergriff sie seinen Ärmel und zog ihn in die entgegengesetzte Richtung.
    An einem Stand mit Milch und Käse blieb sie stehen. Die Verkäuferinnen mit ihren weißen Schürzen und Hauben erinnerten an vergangene Zeiten, in denen es an jeder Straßenecke einen Milchladen gegeben hatte. Dazu passten die weiß gekachelten Wände rundherum recht gut, obwohl hier und da eine Reparatur dringend notwendig gewesen wäre. Rund um die Stände zeigte die Keramik an einigen Stellen tiefe Risse oder war teilweise abgeplatzt, doch das störte Iris nicht. Nicht zum ersten Mal staunte sie über die vielen Käsesorten, die großen Schüsseln mit Joghurt, Quark und wer weiß, was sonst noch, vor denen handgeschriebene Schildchen aufgestellt waren, die über die Herkunft der ausgestellten Köstlichkeiten Auskunft gaben.
    »Hier, probieren Sie!« Eine kleine Frau war herbeigeeilt und hatte sich hastig die Hände an dem karierten Tuch abgewischt, das in ihrem Schürzenbund steckte. Mit einem Schälchen in der Hand beugte sie sich über den Tresen, um es ihnen zu reichen.
    Natürlich konnte Iris nicht widerstehen und griff zu. »Lecker!« Sie reichte die leere Schale zurück. »Und was ist das da?« Dabei zeigte sie auf eine Schüssel in der Verkaufstheke, in der sich etwas hellgrün Gesprenkeltes befand, das mit Minzsträußchen dekoriert war.
    »Quark mit frischen Kräutern vom Schwarzen Meer.« Die Verkäuferin gab einen großen Klecks in ein Probiergefäß,

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