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Himmelsschwingen

Himmelsschwingen

Titel: Himmelsschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Herz – was das Unglück, ihn an Luzifer zu verlieren, nur noch größer machen würde.
    »Ein Stern für deine Gedanken!« Aufmerksam betrachtete er sie.
    Vermutlich tut er das schon eine ganze Weile , dachte Iris. »Einen Stern? Schade, den kann ich gerade gar nicht gebrauchen.« Doch gleich darauf verschlug es ihr die Sprache. »Wow!« war alles, was sie beim Anblick des funkelnden Lichts sagen konnte, das er ihr ganz plötzlich wie einen exquisiten Brillanten in der offenen Handfläche präsentierte.
    »Bist du sicher, dass du diesen hier nicht gebrauchen kannst?«
    »Wie hast du das gemacht?« Zögernd streckte sie die Hand aus. Wie erwartet verstand er sich darauf, das Feuer, das allen Engeln innewohnte, nach seinem Willen zu formen. In dieser Vollkommenheit aber hatte sie diese Fähigkeit selten zuvor gesehen. Feuerbälle, die tödlichen Waffen, mit denen sie Dämonen und gefallene Engel, die sich dem Bösen verschrieben hatten, bekämpften, die konnten alle Krieger zum Tanzen bringen. Aber dies hier war einfach fantastisch.
    Mit einer Handbewegung, die jedem Taschenspieler zur Ehre gereicht hätte, ließ er den winzigen Stern verschwinden. »Vielleicht zeige ich es dir ein andermal.«
    Eitelkeit! Die Liste wuchs, und nicht alles, was sie darauf notierte, gefiel ihr gleichermaßen. »Dann willst du mir stattdessen vielleicht lieber verraten, warum du ausgerechnet in dieser Stadt bist?«
    »Die Weißen Nächte?«, bot er schmunzelnd an und wurde sofort danach ernst. »Wenn ich es dir erzähle, versprichst du mir etwas?«
    »Was?« Die Hoffnung, endlich mehr zu erfahren, hatte sie voreilig antworten lassen.
    Über den Tisch hinweg griff Samjiel nach ihrer Hand, zögerte aber, sie zu berühren, und zog seine Finger so hastig weg, als habe er sich verbrannt. »Versprich, dass du dich nicht einmischst.«
    »Das kann ich nicht.«
    Lange sah er sie schweigend an. »Vermutlich hast du recht. Es wäre zu viel verlangt von einer Wächterin wie dir.«
    »Was meinst du mit wie dir ? Keiner der Vigilien sähe tatenlos zu, wenn ein Unschuldiger getötet wird.«
    Es war ihm erneut gelungen, sie gegen sich aufzubringen, und jetzt grinste er auch noch, was ihn zu allem Überfluss unverschämt anziehend machte.
    Iris riss sich zusammen. Nur weil dieser Selbstgerechte seine wiederentdeckten Gefühle nicht kontrollierte, musste sie sich nicht von ihren eigenen Empfindungen zu unüberlegten Reaktionen verleiten lassen!
    »Also?«, fragte sie schärfer als beabsichtigt.
    »Ich meine …«, begann er so sanft, dass ihr Zweifel kamen, ob er wirklich zum Spielball der Gefühle geworden war, die ihn plagten. Womöglich wusste er genau, was er tat, und führte sie nur an der Nase herum. Samjiel schüttelte den Kopf. »Ich meine, dass du eine ausgesprochen spezielle Vigilie bist.«
    »Flirtest du mit mir?«
    »Nein.« Seine Miene zeigte kurz Verwirrung, dann hellte sie sich auf. »Würde dir das gefallen?«
    »Lass den Unfug!« Aber sie lächelte über sich selbst. Einem Flirt mit diesem brandgefährlichen Engel wäre sie in der Tat nicht abgeneigt. Das Spiel mit dem Feuer hatte schon immer zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört. Doch ihr persönliches Vergnügen musste leider zurückstehen. Viel wichtiger war es, herauszufinden, was er mit seiner Bemerkung gemeint hatte.
    Des Rätsels Lösung ließ nicht lange auf sich warten. »Du bist ein Schutzengel, stimmt’s?«
    Verd…! Woher wusste er das? »Sehe ich danach aus?«, gab sie schnippisch zurück.
    »Nein, wirklich nicht.« Jetzt lachte er sie aus, und in ihrer Verwirrung hätte sie beinahe überhört, was er leise hinzufügte: »Zum Glück.«
    Natürlich flirtet er mit dir , mahnte eine innere Stimme.
    Dem General eilte zwar nicht gerade der Ruf voraus, ein Charmeur zu sein, aber wie ging dieses Sprichwort noch gleich? Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Von Liebe war hier zwar keine Rede, doch dieser Krieger hatte mehr als eine Schlacht erfolgreich geschlagen, und der Posten war ihm gewiss nicht wegen seiner himmelblauen Augen übertragen worden. Er hatte Äonen Zeit gehabt, es im Fach Manipulation zu großer Meisterschaft zu bringen, und sie tat gut daran, dies nicht zu vergessen. Also versuchte sie das eigenartige Herzklopfen zu ignorieren, das seine letzte Bemerkung bei ihr ausgelöst hatte. Das strahlende Lächeln, mit dem sie ihm antwortete, fiel ihr nicht schwer. »Du willst doch nicht etwa sagen, dass es mir an dieser zauberhaften«, dabei spitzte sie die

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