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Himmelsschwingen

Himmelsschwingen

Titel: Himmelsschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Lippen und flötete die nächsten Worte, »und ätherischen Aura mangelt?«
    »Doch, das will ich. Und …«, fügte er hinzu, als habe sein Tonfall dies noch nicht ausreichend deutlich gemacht, »… ich würde nicht mit dir hier sitzen, wenn es anders wäre.«
    »Ich muss schon sagen, deine Komplimente sind außerordentlich raffiniert!« Als sich seine Miene daraufhin verfinsterte, fürchtete sie, zu weit gegangen zu sein und ihn beleidigt zu haben. Fragend sah sie ihn an.
    »Raffiniert ist genau das, was ich nicht bin«, sagte er schließlich zögerlich, aber mit großer Ernsthaftigkeit.
    Geneigt, ihm zu glauben, fand sie die möglicherweise einzig richtige Antwort. »Gut. Dann sehe ich große Chancen, dass wir die Situation vernünftig regeln werden.« Insgeheim fasste sie sich an den Kopf. Ging es noch unverbindlicher? Ihm war es hoch anzurechnen, fand Iris, dass er nicht näher darauf einging. »Gut, dann frage ich dich geradeheraus: Wer ist dein Job – und warum hast du ihn nicht schon längst erledigt?« Wichtig war selbstverständlich nur der zweite Teil ihrer Frage, die Antwort auf den ersten kannte sie längst. Reiß dich zusammen! Wieder störte sein feines Lächeln ihre Konzentration.
    »Hätte ich ihn erledigt , wärst du sicher nicht erfreut.«
    »Oh, lass die Wortklaubereien.«
    »Meinetwegen. Wenn du mir von deinem Auftrag erzählst …« Er ließ den Satz in der Luft hängen, offensichtlich überzeugt, dass sie ihr Geheimnis nicht preisgeben würde.
    Mit gleichgültiger Miene sagte sie: »Ich soll einen Typen beobachten, der in Schwierigkeiten geraten ist. Das Übliche eben.« Erfreut bemerkte sie, dass ihre Überraschung gelungen war. So gelungen sogar, dass er nicht weiter nachfragte und auf ihr »Jetzt du!« tatsächlich antwortete.
    »Du weißt doch, wer mich besonders interessiert.«
    Für einen kurzen euphorischen Augenblick genoss Iris die Vorstellung, er könnte sie meinen. Sie ließ den Wein in ihrem Glas kreisen, nahm einen Schluck und zeigte ihr bestes Mona-Lisa-Lächeln. »Aber warum?«
    »Ach, bitte! Jetzt enttäuschst du mich aber.«
    »Miljena ist ein ordentliches Mädchen, eine talentierte Tänzerin, sie hat eine große Karriere vor sich«, zählte Iris an ihren Finger ab. »Habe ich etwas übersehen? Gut, sie beschützt kleine, ungewaschene Taschendiebe. Seit wann kümmert sich die Garde der Gerechten um solche Lappalien?«
    »Jeder von ihnen ist wichtig, auch der Junge.«
    »Damit bin ich absolut d’accord! Warum also dieser Hass?«
    »Kein Hass. Eine Notwendigkeit. Sie sind Bastarde, die ihre Talente missbrauchen. Es sind unsere Gaben, die sie in sich tragen.« Samjiel beugte sich weiter vor. »Für diese Welt war das niemals vorgesehen.«
    »Was macht dich da so sicher?« Auch ihre Stimme hatte etwas von ihrer trügerischen Sanftheit verloren.
    »Es hätte niemals geschehen dürfen! Damals nicht, und nachdem wir wissen, was sie unter den Menschen angerichtet haben, heute noch viel weniger.«
    »Ihr könnt das Rad nicht mit Feuer zurückdrehen. Und dieses Mädchen – was hat sie getan, um deinen Zorn zu wecken? Du kannst sie doch unmöglich nur deshalb töten wollen, weil sie anders ist als die anderen.« Da war sie wieder, die alte Auseinandersetzung zwischen den Wächtern mit ihrer Herrin Nephthys und den Gerechten, mit Michael an der Spitze, den selbst die Menschen für nahezu unfehlbar hielten. Iris glaubte nicht, dass er es war, und sie hoffte, dass auch Samjiel Zweifel gekommen waren, an diesem sinnlosen Töten von gefallenen Engeln und ihren Nachkommen. »Versteh’ doch, ich will nicht streiten. Hast du dich schon gefragt, warum heute mehr Engel denn je verstoßen werden?«
    Samjiel lehnte sich zurück. Mit verschränkten Armen fragte er: »Warum?«
    War das nun Kapitulation oder Widerspenstigkeit? Ginge es nach seiner Frisur, konnte es nur Letzteres sein. Die Haare standen ihm in alle Richtungen vom Kopf ab, weil er während ihres Gesprächs unentwegt mit den Fingern durch sie hindurchgefahren war. Iris stellte sich vor, wie es wäre, die Hände in der blonden Mähne zu vergraben. Sie zöge ihn zu sich heran, bis sein Atem ihre Haut streifte und sie die Wärme seines Körpers spürte.
    »Iris?«
    »Oh! Wo waren wir?« Na klar, ausgerechnet jetzt musste ihre lebhafte Fantasie ihr einen Streich spielen. Was hatte sie sagen wollen? Ach ja. »Diese Engel werden verstoßen, weil sie den Gehorsam verweigern. Und warum tun sie das?« Sie wartete nicht darauf, dass er ihr eine

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