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Himmelsschwingen

Himmelsschwingen

Titel: Himmelsschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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gelang, seine ethischen Standards aufrechtzuerhalten. Das ist eben der Preis der Freiheit , hatte Gabriel einmal gesagt, der für einen der einflussreichsten Wächter ihrer Hemisphäre eigentlich ganz in Ordnung war.
    Wie auch immer. Samjiel schien davon überzeugt, die Liebesnacht mit Iris wäre der krönende Abschluss einer langen – und vor allem zölibatären – Karriere.
    Weil sie fürchtete, dass er sich anschließend seinem Richter stellen wollte, hatte sie ihm verwehrt, was sie anderenfalls mit Vergnügen geschenkt hätte. Im besten Fall ein Himmelfahrtskommando. Nephthys’ Wächter genossen viele Freiheiten, Sex gehörte im Allgemeinen nicht dazu.
    Ein Spatz landete auf dem Dachfirst. Er legte den Kopf schräg und schien zu sagen: »Das ist ja alles schön und gut. Warum hast du nun wirklich verzichtet? Wenn er liebt, wie er küsst, dann …«
    Sie streckte ihren Finger aus, er flog hoch und landete darauf. »Vielleicht möchte ich ihn nicht auf dem Gewissen haben?«
    Die Worte klangen in ihren Ohren leicht dahingesagt, und tatsächlich war sie lieber zur Diebin geworden, als sich einer Leidenschaft hinzugeben, die selbst den letzten ihrer Schutzwälle mit sich fortgerissen hätte.
    Der Vogel piepste spöttisch und flog davon.
    »Ja!«, rief sie erbost. »Es stimmt. Ich bin verliebt, verdammt noch mal! Na und?«
    Niemand antwortete. Stattdessen wurde ihr auf einmal übel, und sie fror. »Scheiße!«, flüsterte sie und war schon auf dem Weg hinunter in die Wohnung.
    Kaum hatte sie den Balkon betreten, explodierte die Wohnungstür, und ein ausgesprochen kampfbereiter Erzengel trat ihr entgegen. »Wo ist er?«
    Sie erlaubte es ihrer Furcht nicht zu wachsen und trat dem Eindringling mit dem hoch erhobenen Schwert entgegen. »Dies ist ein Refugium der Wächter. Du hast hier nichts verloren!«
    »O doch!« Er lachte bitter und sah sich um. »Beantworte meine Frage, Wächterin!«
    Auf das Lügen verstand sie sich nur unzureichend. Schon gar nicht, wenn sie jemandem gegenüberstand, dem man nachsagte, er könne die wenigen Schatten in einer im Übrigen reinen Seele aufspüren. Voller Sorge um Samjiel bemühte sie sich, jeden Gedanken an ihn zu verdrängen. Dies jedoch stellte sich als unerwartet schwierig heraus, und als sich Michaels Pupillen plötzlich zusammenzogen, wusste sie, dass er sie töten würde.
    Dann sterbe ich eben für dich! , dachte sie und betete gleichzeitig um ein Wunder.
    »Was ist denn hier los?« Gabriel erschien in derselben Tür, durch die sie Sam vor nicht einmal einer Stunde verlassen hatte. Er wirkte verschlafen und tappte auf Iris zu, die ihm vergeblich zu signalisieren versuchte, welch ungebetener Gast mitten in ihrem Apartment stand. Besitzergreifend legte er einen Arm um ihre Taille, zog sie näher und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Was will der …« Seine Augen wurden rund, und er richtete sich zu voller Größe auf. »Michael! Womit haben wir die Ehre verdient?«
    Der Erzengel verzog keine Miene, doch seine gesamte Körperhaltung signalisierte Verachtung, während er offensichtlich die falschen Schlüsse zog.
    Iris korrigierte ihn nicht, sondern sah kurz auf ihre Schuhspitzen, als könnte sie seinem Blick nicht standhalten. Sollte er ruhig glauben, was er wollte! Hauptsache, er kam nicht auf die Idee, Samjiel in ihrem Schlafzimmer zu suchen.
    Augenscheinlich hielt er dies nach Gabriels kleinem Täuschungsmanöver nicht für notwendig. Dass sie zwei Männer in ihrem Apartment versteckt haben könnte, überstieg wohl seine Vorstellungskraft.
    »Richte ihm aus, dass er von mir keine Gnade erwarten kann.« Er trat näher an sie heran. Er stand so dicht vor ihr, dass sie spürte, wie das Engelsfeuer heiß und tödlich in ihm loderte. Der einzige Hinweis darauf, dass der Erzengel Samjiels Schicksal sehr persönlich nahm – ganz gleich, wie kühl und beherrscht er sich gab. Abrupt, als hätte er ihre Gedanken gehört, drehte er sich um und war ganz einfach verschwunden.
    »Toller Stunt!«, bemerkte Gabriel und knöpfte sein Hemd zu.
    Iris ließ sich schwer auf einen Stuhl fallen, sie bemühte sich nicht einmal, das Zittern zu verbergen. »Danke!«
    »War mir ein Vergnügen!« Prüfend sah er sie an. »Als ich hier ankam, war er schon fort – wirst du ihn warnen?« Freundschaftlich legte er ihr den Arm um die Schulter. Sofort sprang er zurück, als hätte er sich verbrannt.
    »Du hast ihm das Feuer gestohlen?«
    »Was hätte ich denn tun sollen?« Erschöpft rieb sie sich über

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