Himmelssöhne - Das Erbe der Asaru (German Edition)
stoppte die Konstruktion. Weißer Nebel kroch aus dem Objekt, fiel in zarten Schwaden über dessen Außenwand nach unten und verbarg den Boden des gesamten Raumes unter einem knöcheltiefen Schleier.
Willy klatschte die Hand auf seine Stirn, sah mit offenem Mund zu Grace. „Oh Gott! Jetzt weiß ich endlich, was das zu bedeuten hatte!“
„Was meinst du?“, fragte Grace, die sich schon darauf eingestellt hatte, den tiefgekühlten Körper eines Anunnaki zu erblicken. Eher enttäuscht starrte sie auf die Konstruktion, der sie zunächst noch keinen Sinn zuordnen konnte.
„Denk mal an das Skelett im Sarkophag der Pyramide und die Aussage des Stammesältesten! Wir konnten doch mit seinen Worten nichts anfangen. ‚Inatta, die Auserwählte, Mutter der Anunnaki‘. Sie solle ihnen zu neuem Leben verhelfen, wenn die Zeit gekommen sei.“ Dann zitierte er noch einmal die Inschrift: „ Lasst uns wachsen in euch! “
Erst jetzt realisierte Grace, was ihnen die Botschaft vermittelte. „Dann sind das Embryonen?“, kam es stockend aus ihr heraus. Dabei deutete sie auf die Röhrchen, ihre Augen weit aufgerissen. Die Aufregung ließ sie schnell atmen.
„Ja!“ Willys Stimme klang euphorisch. „Sie haben dieser Inatta Eizellen entnommen und sich selbst geklont. Alles wurde vorbereitet, um ihre Spezies wiederauferstehen zu lassen.“
Er bückte sich erneut. „Und das sind ihre Namen. Die letzten 22 ihrer Rasse, denen die Flucht zur Erde gelang, bevor ihr Planet vernichtet wurde.“
„Aber warum haben sie sich nicht auf natürlichem Wege fortgepflanzt und ein neues Volk gegründet?“
„ Uns Herren von Phaeton “, antwortete Willy. „Das hat wahrscheinlich zu bedeuten, dass die Crew nur aus männlichen Mitgliedern bestand. Für diese Wesen gab es nur zwei Möglichkeiten. Sich selbst zu klonen oder ihre Rasse für immer aussterben zu lassen. Sie hatten keine andere Wahl.“
Jetzt wurde für Grace alles klar. „Das meinten sie also mit ihrer Andeutung. Helft uns, wie wir euch geholfen, zu leben mit euch in Frieden. “
Willy erhob sich. „Dafür werden wir sorgen, das verspreche ich dir!“ Er sah zum Quader, nickte. „Und ich verspreche es euch!“
„Das wird aber nicht einfach. Wir müssen an die Öffentlichkeit gehen, das alles hier gehört in professionelle Hände. Wissenschaftler, Ärzte, Genetiker. Wer hätte gedacht, dass diese Entdeckung solche Dimensionen annehmen würde?“
„Das konnte niemand ahnen. Unglaublich! Aber jetzt kümmern wir uns erst mal um diesen Mond, das kriegen wir alleine hin.“
Er berührte das Symbol für Schließen, dann schauten die beiden über den Rand ins Innere des Behälters. Die Apparatur bewegte sich nach unten, tauchte die Röhrchen in eine leicht sprudelnde Flüssigkeit, bis sie der Deckel mitsamt dem hellen Licht unter sich begrub. „Jetzt sind sie wieder sicher aufgehoben. Das ist flüssiger Stickstoff, dieselbe Technik, die auch wir inzwischen anwenden. Bei minus 196 Grad Celsius sind die Eizellen unbegrenzt lebensfähig.“
„An eine solche Überraschung hätte ich im Traum nicht gedacht“, sagte Grace noch völlig aufgeregt.
„Glaubst du etwa, ich? Bin gespannt, welche Entdeckungen noch auf uns warten. Ich würde mich jetzt gerne mit dem Hauptrechner beschäftigen. Vielleicht kriegen wir ja raus, ob man die Aktion auf Vesta früher starten kann. Das würde mich ungemein beruhigen.“
„Mich auch, glaub mir!“
Sie gingen zurück, in den mittleren Raum im vordersten Teil des Schiffes. Sie erkannten sofort, dass es sich bei diesem Sektor um das Cockpit handeln musste. Willy sah sich akribisch um. Keine Fenster oder Luken. Kein Blick nach draußen möglich. Die Piloten steuerten das Raumschiff offensichtlich mittels indirekter Sicht. Über die gesamte vordere Front zog sich ein Steuerpult mit acht Terminals.
Alle konnten von hohen, drehbaren Schalensitzen aus bedient werden. Die Bildschirme ähnelten dem Monitor, den sie im ersten Raum ihrer Exkursion vorfanden. Diese waren jedoch erheblich kleiner und nicht aktiviert. Willy drehte einen Stuhl zu sich und kletterte mit Grace’ Hilfe auf die Sitzfläche. Es gab keine Tastatur, deshalb tippte er mit dem Finger gegen den Bildschirm. Sofort erschienen linienartig angeordnete Symbole. Ein Menü, wie er vermutete. Voller Enthusiasmus begann er, den einzelnen Fenstern eine Bedeutung zuzuordnen.
Grace stand dicht bei ihm, verfolgte das Geschehen mit regem Interesse. Plötzlich spürte sie etwas Kaltes auf
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