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Himmelssucher - Roman

Himmelssucher - Roman

Titel: Himmelssucher - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: carl's books Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Blick wanderte zu Nathan und dann wieder zu meinem Vater.
    »Gut, Adnan«, erwiderte Vater abweisend.
    »Mashallah« , sagte darauf Souhef und legte die rechte Hand, die in einem Verband steckte, ans Herz. Die Herzlichkeit seiner Geste verblüffte mich; ich fragte mich, ob er Vaters Kälte überhaupt wahrgenommen hatte oder einfach nur ignorierte. »Also, Naveed, schon weitergekommen im Bemühen, das Geheimnis des Lebens zu entdecken?«
    »Ich wusste nicht, dass es überhaupt eins gibt.«
    »Es gibt eins, Bruder, es gibt eins«, antwortete Souhef mit einem dünnen Lächeln und sog an seiner Zigarette.
    »Ich schätze, da werden wir warten müssen, bis wir dich aufbahren und herausfinden können, was in deinem Hirn vor sich geht, Adnan.«
    »Das wird der Mühe kaum wert sein. Dort oben ist nichts außer Luft. Luft und Heimweh«, sagte Souhef. Aus seinem Mund kam Rauch. Lächelnd sah er zu mir.
    Ich erwiderte sein Lächeln.
    In diesem Moment kamen drei Männer an uns vorbei, stiegen die Stufen hinauf und legten zur Begrüßung die rechte Hand ans Herz. »As-salamu alaikum, Imam.«
    »Wa-alaikumu salam« , erwiderte Souhef mit einem knappen Nicken.
    Als die Männer die oberste Treppenstufe erreicht hatten, blieben sie stehen und sahen zu Nathan. Nathan nickte. »As-salamu alaikum« , sagte er.
    Sie lächelten ihn überrascht an. »Wa-alaikumu salam« , antworteten sie. Einer unter ihnen nickte erneut und wiederholte die Begrüßung. Nathan wiederholte die übliche Erwiderung. Ein weiteres Mal nickten die Männer und traten schließlich ein.
    Souhef musterte Nathan eindringlich.
    Vater räusperte sich. »Adnan … ich möchte dir meinen Kollegen im Labor vorstellen, Nathan Wolfsohn. Nathan … Adnan Souhef, der Imam des hiesigen Islamischen Zentrums.«
    »Erfreut, Sie kennenzulernen, Sir«, erwiderte Nathan und streckte ihm nervös die Hand hin. Der Imam hielt seine bandagierte Hand hoch. »Entschuldigen Sie, Bruder«, sagte er und legte sie stattdessen ans Herz.
    »Was ist mit deiner Hand passiert, Adnan?«, fragte Vater.
    »Ich habe die Spüle repariert und mich dabei verletzt.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Ein böser Schnitt, Naveed. Sonst nichts. Er diente mir sogar als Inspiration. Für die heutige Chutbah …«
    Es folgte betretenes Schweigen, als Vater nichts darauf erwiderte.
    Souhef wandte sich an Nathan. »Was führt Sie also zu uns, Bruder?«
    »Ich bin am Islam interessiert«, begann Nathan steif, als wiederholte er etwas, was er einstudiert hatte. »Ich interessiere mich für … für seine Form der Ergebenheit, Sir, so wie ich es verstehe.«
    Peinlich berührt ließ Vater den Blick über den Parkplatz schweifen. Mein Blick folgte seinem. Die Reihen der geparkten Autos schimmerten in den vom heißen Asphalt aufsteigenden Hitzeschwaden. In der Luft lag der bittere Geruch weichen Teers. »Jedesmal kommen mehr, Adnan«, sagte Vater und drehte sich wieder zu Souhef um. »Der Laden brummt anscheinend …«
    »Laden?«
    »Du weißt schon … die Geschäfte gehen gut.«
    Souhef starrte Vater nur an. Vater starrte zurück. Die Spannung zwischen den beiden war mit Händen zu greifen.
    »Wenn Allah Wohlgefallen daran hat, Bruder, dann haben wir es auch«, antwortete Souhef reserviert; seine Lippen schlossen sich um den Filter der Zigarette, wieder sog er den Rauch ein. Mir fiel auf, dass im Gegensatz zu mir – und zu Nathan und Vater –, die wir alle schweißgebadet waren, am Iman nicht der kleinste Schweißtropfen zu sehen war, weder im Gesicht noch auf den Händen.
    Mit einem Seufzer wandte sich Souhef schließlich von meinem Vater ab. »Bruder Nathan, ist Ihr Interesse an unserer Religion nur der Neugier geschuldet, oder steckt mehr dahinter? Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich das frage …«
    »Nein, keineswegs, Imam«, erwiderte der noch immer nervöse Nathan. »Hmm … wenn ich ehrlich bin, es hat mit Neugier begonnen. Aber je mehr ich über den Islam erfahren habe … umso persönlicher ist mein Interesse geworden.«
    »Verstehe.«
    »Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich hier bin«, sagte Nathan.
    Souhef lächelte. »Natürlich, Sie sind hier immer willkommen, Bruder. Achtet Sie nur darauf, unten an der Treppe die Schuhe auszuziehen. Naveed wird Ihnen alles zeigen … Und nehmen Sie beim Gebet bitte ganz hinten im Raum Platz.« Souhef zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und rauchte sie bis zum Filter hinunter. »In welchem Glauben sind Sie geboren, Bruder?«
    »Nun … ich bin Jude.«
    Ein

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