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Himmelstal

Himmelstal

Titel: Himmelstal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hermanson
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Fischer hantierte mit Dosen und Tassen, dabei pfiff er eine kleine Me
lodie. Es war offensichtlich, dass er sich hier zu Hause fühlte.
     
    Daniel stand mitten im Zimmer und ließ den Blick über die Buchrücken mit psychiatrischer und neurologischer Fachliteratur wandern, über Stiche mit alten Bauwerken und ein paar gerahmte Fotografien. Letztere weckten sein Interesse, und er trat einen Schritt näher.
    Das eine war ein Gruppenfoto mit dem Forscherteam von Himmelstal. Wenn sie denn als Team arbeiteten. Daniel hatte das Gefühl, dass es sich um einen Trupp ausgeprägter Individualisten handelte. Auf dem Bild standen sie jedenfalls Schulter an Schulter mit Doktor Fischer in der Mitte vor dem Hauptgebäude und lächelten siegessicher. Gisela Obermann sah erstaunlich munter und fröhlich aus.
    Das andere gerahmte Foto war auch ein Gruppenbild. Es war im Haus aufgenommen und zeigte sechs Männer und zwei Frauen, die meisten jung, sie waren aufgestellt wie eine Fußballmannschaft. Niemand lächelte. Sie schauten entschlossen und konzentriert in die Kamera. Nur einer nicht, ein junger, blonder Mann. Er schaute auf eine der Frauen, in seinem Gesicht war etwas Weiches, Zärtliches. Daniel hatte ihn noch nie gesehen, aber die Frau erkannte er. Es war Corinne. Die anderen kannte er aus dem Dorf, der Bierstube und dem Speisesaal. Am Rand, sozusagen als Trainer, stand Doktor Pierce.
    »So«, sagte Karl Fischer und kam mit zwei dampfenden Tassen aus der Küche. Er reichte Daniel die eine.
    »Ich habe doch einen Schluck Milch hineingetan. Nur ein kleines bisschen. Dieser Tee schmeckt sonst ein wenig bitter.« Er nickte in Richtung des Gruppenbilds. »Doktor Pierce und seine frisch geschlüpften Grillen«, sagte er erklärend.
    »Wer ist das?«
    Daniel zeigte auf den blonden Mann, der Corinne anschaute. Es sah aus, als könne er seinen Blick nicht von ihr losreißen. Vielleicht hatte er auch gerade den Kopf gedreht, um ihr etwas zu sagen, als der Fotograf auf den Auslöser drückte.
    »Das ist Mattias Block. Ein gutaussehender junger Mann, nicht?«
    Daniel betrachtete das weiche, zärtliche Gesicht und erinnerte sich plötzlich an die Textmitteilung von »M« in Corinnes Handy: Bin glücklich, wann immer ich dich sehe. Pass auf dich auf.
    »Die Ärmsten wussten nicht, was sie erwartete«, sagte Doktor Fischer mit einem kalten Lachen. »Drei intensive Monate mit physischem und psychischem Training im vierten Stock. Ohne rauszukommen. Dann bekamen sie ihre Geräte, wurden im Tal als neu angekommene Bewohner eingeführt und mussten selbst Kontakt mit ihren Objekten aufnehmen. Mutige Männer und Frauen, oder?«
    »Was sind das für Menschen?«
    »Eine bunte Truppe.« Doktor Fischer zeigte nacheinander auf die Personen: »Ein abgesprungener Spion. Ein Werbegenie. Ein Hochstapler. Ein Hypnotiseur. Ein Tierkommunikator. Und eine Schauspielerin. An die anderen beiden erinnere ich mich nicht mehr.«
    »Was macht ein Tierkommunikator?«, fragte Daniel. Doktor Fischer hatte auf Mattias Block gezeigt.
    »Redet mit den Tieren. Er hat angeblich diese Fähigkeit. Redete mit Hunden und anderen Haustieren über ihre Probleme. Doktor Pierce fand diese Begabung besonders wertvoll für das Projekt. Er hat diese Personen sehr sorgfältig ausgewählt.« Fischer seufzte, schüttelte den Kopf, und damit war die Sache für ihn abgeschlossen. »Aber
mein Lieber, setz dich. Wir wollten doch dein Gehirn anschauen.«
    Daniel setzte sich zögernd in einen der Ohrensessel. Der Doktor setzte sich an seinen Schreibtisch, schob die Brille zurecht und schaute in den Computer.
    »Da haben wir es«, sagte er zufrieden, schwenkte den Bildschirm, damit Daniel ihn sehen konnte. »Hübsch, nicht wahr?«
    Ein aufgeschnittenes Gehirn drehte sich um seine Achse, blau schimmernd, wie die Erdkugel im All.
    »Ist das meines?«
    »Dein ganz eigenes Gehirn«, bestätigte Doktor Fischer.
    Er drehte den Bildschirm zurück, und mit Hilfe von Maus und Tastatur vergrößerte er Teile des Gehirns, drehte und wendete es, vergrößerte es noch mehr. Fasziniert schaute Daniel dem Doktor über die Schulter und verfolgte jeden seiner Schritte.
    Karl Fischer schien mit seinem Gehirn zu spielen. Er ließ es Purzelbäume schlagen und wie einen Ball von rechts nach links rollen. Er schnitt es in handliche Scheiben, wie Schnitze einer Wassermelone. Er machte die Scheiben dünner, blätterte sie durch wie ein Kartenspiel, hob sie eine nach der anderen hoch, um sie schließlich wieder zu der

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