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Himmelstal

Himmelstal

Titel: Himmelstal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hermanson
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Himmelstal aufgenommen wurde«, erklärte Daniel. Er war aufgeregt und ein wenig außer Atem. »Sehen Sie die Personenangaben ganz oben? Das Geburtsdatum? Wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich Sie bitten, es laut vorzulesen.«
    Der Arzt schaute ihn fragend über die Brille hinweg an. Dann las er deutlich:
    »28. Oktober 1975.«
    »Danke. Und ein Stück weiter unten. Unter ›familiäre Situation‹ das Geburtsdatum des Bruders.«
    »Ist das eine Art Gesellschaftsspiel?«
    »Bitte lesen Sie es vor, Herr Doktor.«
    »28. Oktober 1975.«
    »Genau. Max und sein Bruder sind am gleichen Tag geboren. Sie sind also Zwillinge. Und da ich der Zwillingsbruder von Max bin, kann ich diese Angabe bestätigen.«
    »Aber …«
    »… das ist nicht die Angabe, die Sie haben, Doktor Fischer? Nein, denn nachdem Max hier aufgenommen wurde, hat jemand sein Geburtsdatum im Krankenblatt verändert.«
    Doktor Fischer schaute das Papier mit neu erwachtem Interesse an.
    »Alles andere ist gleich«, sagte Daniel, »nur das Geburtsdatum ist verändert worden.«
    »Woher hast du das?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
    Daniel streckte sich rasch über den Schreibtisch und riss Doktor Fischer die kopierte Seite aus dem Krankenblatt aus der Hand. Er faltete das Papier zusammen und steckte es in die Innentasche seiner Jacke.
    »Max und ich sind also Zwillinge.«
    Doktor Fischer nahm die Brille ab und fing an, sie mit dem Hemdärmel zu putzen. Er wirkte plötzlich sehr gelangweilt. Aber Daniel fuhr fort:
    »Zweitens möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich Vater werde.«
    »Wirklich«, sagte der Doktor. Er hob eine Augenbraue,
und putzte weiter seine Brille. »Wer ist denn die glückliche Mutter?«
    »Das werden Sie bald erfahren. Wollen Sie mir nicht gratulieren? Ist es nicht schön?«
    »Schön? Es ist ein Wunder«, sagte Doktor Fischer trocken.
    »Da haben Sie völlig recht. Ein Kind zu zeugen ist immer ein Wunder.«
    Karl Fischer nickte ernst.
    »Aber du bist sterilisiert, das macht das Wunder umso größer. Auch wenn der Chirurg einen schlechten Tag hatte und du trotz der Operation fruchtbar bist – das kommt in einem von tausend Fällen vor –, dann ist kaum vorstellbar, dass er den gleichen Fehler noch einmal macht. Und …« Er kontrollierte seine Brille, hauchte sie an und putzte weiter. »… selbst wenn dem so wäre, dann wäre die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet ihr beide Gefallen aneinander findet, mikroskopisch klein. Ich ziehe es also vor, es als Wunder zu bezeichnen.«
    Er setzte die Brille wieder auf, drehte sich zum Computer und tippte etwas in die Tastatur. Zeilen glitten vorbei.
    »Da haben wir es«, rief er fröhlich und klopfte mit dem Finger auf den Bildschirm. »Max Brant. Schnips und fertig.«
    »Was beweist, dass ich nicht Max sein kann«, sagte Daniel ruhig. »Wenn es nötig ist, dann ist die Mutter bereit zu einer Fruchtwasseruntersuchung, um meine Vaterschaft feststellen zu lassen. Den dritten Beweis, dass ich nicht Max sein kann, können Sie mit einer Magnetkamera kontrollieren. Max bekam einen Chip in sein Gehirn verpflanzt, nachdem er die Zone 2 betreten hatte. In meinem Gehirn gibt es keinen Chip. Haben Sie das nicht bemerkt, als Sie das letzte MRT von meinem Kopf gemacht haben?«
    Nun sah Karl Fischer aufrichtig erstaunt aus.
    »Darauf haben wir bei dieser Gelegenheit nicht geachtet. Aber mit wem hast du gesprochen?«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Daniel und war zufrieden, endlich eine Andeutung von Unsicherheit bei Doktor Fischer zu sehen. »Aber ich möchte, dass Sie mein Gehirn noch einmal untersuchen. Wenn Sie keinen Chip finden, halten Sie die falsche Person hier gefangen, und dann müssen Sie mich rauslassen.«
    Doktor Fischer holte tief Luft. Er schob die Brille in die Stirn, rieb sich die Augen und verzog das Gesicht.
    »Du hast Doktor Obermann getroffen, nicht wahr? Hat sie dir vom Pinocchio-Projekt erzählt? Nun ja. Auch egal. Ein ziemlich misslungenes Projekt, wenn du mich fragst. Aber hier in Himmelstal will man hoch hinaus, und wir sollen ja auch eher unkonventionelle Methoden ausprobieren. Das Pinocchio-Projekt ist das Lieblingskind von Doktor Pierce. Er hat jahrelang dafür gekämpft, und schließlich habe ich ihm freie Hand gegeben. Du hast einen Chip implantiert bekommen, das stimmt. Wir haben noch die Bilder von deinem letzten MRT , wir brauchen das nicht noch einmal zu machen. Am besten fahren wir gleich nach unten und schauen sie uns an, dann haben wir das aus der

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