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Himmelstal

Himmelstal

Titel: Himmelstal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hermanson
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bekommt ihr einen Superbrunch im Restaurant«, fügte der Steward zwinkernd hinzu. Seine blonden, welligen Haare glänzten wie geputztes Messing in der Sonne. »Rührei mit Bacon. Blaubeerpfannkuchen. Exotische Fruchtdrinks.«
    »Darf man rauchen?«, fragte der Nachbar.
    »Na klar. Allerdings nicht auf der Abteilung. Das Personal geht mit dir in den Park. Du brauchst es nur zu sagen.«
    »Ich komme nicht mit«, sagte Daniel bestimmt.
    Der Steward seufzte.
    »Du willst es also auf die anstrengende Art? Dann kommen sie zum Einsatz.« Er wies mit einer ruhigen Handbewegung auf die Wachleute, die sich gleich ein wenig streckten und wacher schauten. »Lydia und ich müssen jetzt los. Macht ihr das, Jungs.«
    Der Steward und die Hostess setzten sich in das kleine Elektroauto und rollten davon.
    » Ich mache keinen Ärger«, sagte der Nachbar und hielt die Hände in die Höhe. »Ich komme freiwillig mit. Lasst mich nur noch meine Zigaretten holen.«
    »Nimm auch die Zahnbürste mit«, sagte einer der Wachleute.
    Der Nachbar schlurfte in seine Hütte, eine Wache beobachtete ihn von der Tür aus. Die anderen drei stellten sich um Daniel herum.
    »Wie willst du es? Freiwillig oder nicht?«
    »Ich möchte mit einem Arzt sprechen.«
    »Na klar. Aber erst musst du in die Krankenabteilung. Hol jetzt deine Sachen.«
    Daniel holte das kleine Necessaire mit Toilettensachen, das er in der Rezeption gekauft hatte. Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Wenn sie eine Blutprobe von mir nehmen, werden sie dann merken, dass ich nicht Max bin? Oder sind wir auch da ganz gleich? Er konnte sich diffus erinnern, dass eineiige Zwillinge die gleiche Blutgruppe hatten. Oder sogar die gleiche DNA . Aber vielleicht unterschieden sie sich in etwas anderem?
    Tatsache war, dass er eigentlich nichts dagegen hatte, wenn der Betrug entlarvt wurde. Er wollte Max nicht hintergehen, aber schließlich war er ziemlich verspätet. Auf diese Weise könnte der Tausch herauskommen, ohne dass er etwas verraten musste.
    Bei MRT handelte es sich um eine Art Röntgen. Das konnte ihm kaum schaden.
    »Okay«, sagte er. »Dann hätte ich es hinter mir.«
    Von den Wachen eskortiert, wurden Daniel und sein Nachbar in eines der großen Gebäude mit Glasfassade gebracht. Sie nahmen den Lift und gingen dann durch einen Korridor. Eine Tür ging auf, und eine Krankenschwester
kam ihnen entgegen mit einem Rollwagen aus Edelstahl, beladen mit Instrumenten und Wattetupfern. Bevor die Tür wieder zuschlug, sah Daniel noch ein blendendes Licht, wie von einer sehr starken Lampe. Es roch nach Desinfektionsalkohol und einer süßlichen Seife. Bisher war ihm die Klinik eher wie ein Luxushotel vorgekommen, aber nun bestand kein Zweifel mehr, dass er sich in einem Krankenhaus befand.
    Sie kamen in eine Krankenabteilung, und Daniel und Marko wurden in je ein Einzelzimmer mit Toilette und Dusche eingewiesen.
    »Füll das bitte aus«, sagte eine Schwester und reichte Daniel einen vierseitigen Fragebogen und einen Stift.
    Bei den Fragen ging es um seine Einstellung zu anderen Menschen und um Verhaltensmuster in verschiedenen Situationen. Viele der vorgeschlagenen Antworten waren blöd oder geradezu absurd.
    Während er darüber nachdachte, wie er darauf antworten sollte, sah er sich im Zimmer um und bemerkte eine Überwachungskamera an der Wand gegenüber vom Bett.
    Er beantwortete die Fragen so gut es ging und gab den Fragebogen der Schwester, die in einem kleinen Büro im Flur saß. Die Wachleute waren noch da und lümmelten mit verschränkten Armen an der Wand.
    »Dann machen wir mal ein paar hübsche Bilder von eurem Gehirn. Wer will anfangen? Du oder Marko?«, fragte die Schwester.
    Marko war nicht zu sehen. Er war wahrscheinlich noch mit dem Fragebogen beschäftigt.
    »Dann also du«, sagte die Schwester zu Daniel.
     
    Die Frau an der Magnetkamera stellte sich als Schwester Louise vor.
    »Bitte die Oberbekleidung, Schuhe und Gürtel ausziehen«, sagte sie. »Und alles aus Metall.«
    Sie trug einen fliederfarbenen Kittel, hatte ein blasses Gesicht und sprach mit nasaler, müder Stimme, als hätte sie diese Sätze schon sehr oft gesagt. Aber ihre Hände schienen ein eigenes Leben zu haben und auch ein ganz anderes Tempo. Ihre schnellen, effektiven Handgriffe erinnerten Daniel an die Schulschwester, die ihn einmal geimpft und ihm eine Fußwarze weggeschnitten hatte – alles schon vorbei, bevor er Angst bekommen konnte.
    »Leg dich auf die Pritsche und entspann dich.«
    Daniel legte sich auf

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