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Himmelstal

Himmelstal

Titel: Himmelstal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hermanson
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Notausgang gefunden.«
    Er hatte keine Ahnung, wo er war. Der Rauch und das T-Shirt hatten ihn blind gemacht. Er orientierte sich an Markos Schreien und Husten. Der Schweiß lief in Strömen. Er ahnte, dass er sich in der Nähe des Brandzentrums befand.
    Plötzlich spürte er einen festen Griff um seinen Unterarm. Fingernägel bohrten sich in seine Haut wie Klauen, er spürte ein schweres, panisches Atmen an seinem Gesicht. Er widerstand dem Impuls, sich freizukämpfen und versuchte, Marko zu beruhigen, aber der nasse Stoff klebte an seinem Mund, und er fürchtete zu ersticken. Kriechend änderte er die Richtung und versuchte, Marko zur Tür zu ziehen. Mein Gott, warum bewegte der Kerl sich nicht schneller? Statt zu kriechen, lag Marko bewegungslos auf dem Boden und klammerte sich an Daniels Arm fest, dabei atmete er schnell und stoßweise. Hatte er einen Herzinfarkt?
    Daniel packte seine Arme und versuchte, ihn über den Boden zu ziehen. Aber es gelang ihm nicht, den schweren Körper zu bewegen. Wie viel der Koloss wohl wog? Hundertfünfzig Kilo? Er ließ ihn los, ruhte sich einen Moment aus und versuchte es erneut. Er spürte, wie seine Unterarme an Markos schweißnassen Achselhöhlen abrutschten, und zog so fest er konnte. Zentimeter für Zentimeter schleppte er den reglosen Riesenkörper durch den Rauch. Er musste die Tür erreichen, bevor das Feuer sich ausbreitete und ihm den Weg abschnitt.
    Er wusste plötzlich nicht mehr sicher, wo die Tür war. Er versuchte sich zu erinnern, wie das Zimmer ausgesehen hatte, bevor es voller Rauch war, wie weit er gekrochen war, bevor er Marko zu packen bekam. Es war ein kleines Zimmer. Er entschied, dass es nicht falsch sein konnte. Wenn Marko nur nicht so schwer und vom Schweiß so glatt und nass gewesen wäre!
    Daniel kämpfte, blind, erschöpft und rauchvergiftet, es kam ihm vor, als täte er das seit Stunden oder Tagen, aber es waren wohl nicht viel mehr als zehn Minuten. Er wusste inzwischen nicht mehr, wo er war, warum er hier war und wen er da schleppte. Er war wie ein Tier ohne Gedanken.
    Von irgendwoher kamen Männerstimmen und Schritte von festen Stiefeln. Daniel konnte gerade noch heiser um Hilfe rufen. Schaumlöscher und Wasserschläuche dröhnten, jemand sprach direkt neben seinem Ohr beruhigend auf ihn ein.
    Wie er in den Park gelangt war, wusste er hinterher nicht mehr. Aber plötzlich saß er da auf einer Bank und atmete die kühle, saubere Alpenluft ein.
    »Das war knapp«, sagte einer der Wachmänner.
    »Wie geht es Marko?«, keuchte Daniel.
    »Es geht ihm schlechter als dir. Sie haben ihn auf die Intensivstation gebracht. Aber er wird durchkommen.«
    Er schaute sich im nächtlichen Park um. Alles war so merkwürdig ruhig.
    »Muss das Gebäude nicht evakuiert werden? Es brennt doch«, rief er erstaunt aus.
    »Das Feuer ist schon gelöscht. Es konnte sich nicht ausbreiten. Zwischen den Abteilungen sind brandsichere Wände.«
    Daniel betrachtete das große Gebäude. Die meisten Fenster waren dunkel. Nichts deutete darauf hin, dass da gerade ein Brand gewütet hatte.
    »Marko hat im Bett geraucht«, sagte er. »Seine Matratze brannte. Funktioniert der Alarm nicht? Der hätte doch losgehen müssen, als er seine Zigarette anzündete.«
    »Er hat ihn vermutlich ausgeschaltet.«
    »Kann man das?«
    Der Wachmann zuckte mit den Schultern.
    »Wo willst du jetzt hin? In eine andere Abteilung oder zurück in die Hütte? Sie nehmen morgen keine Blutproben, sagen sie. Du bist nicht in der Verfassung.«
    »Ich will zurück in die Hütte. Am allerliebsten will ich zurück nach Schweden.«
    Der Wachmann pfiff.
    »Eins nach dem anderen. Ich bringe dich zur Hütte.«
    Vor der Hüttentür drehte Daniel sich zu den Wachleuten um, weil er ihnen danken wollte.
    Die Nacht war klar. Unter ihnen schlief das Tal in der Dunkelheit.
    Aber der höchste Gipfel in der Ferne war zu seiner Überraschung hell erleuchtet wie bei Tag. Silbern glänzend schwebte er über der nächtlichen Berglandschaft wie eine Götterwohnung. Wie war das möglich?
    Der Mond erleuchtete den Gipfel, sah er dann. Es war wie ein Wunder. Er begann zu weinen.
    Einer der Wachleute legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Du bist müde. Geh schlafen.«

 
    21  Er hatte nicht viel zu packen. Max hatte schon alles mitgenommen, was er besaß. Aber Kleider zum Wechseln brauchte er schon. Er suchte ein paar Kleidungsstücke von Max zusammen und steckte sie in einen kleinen Rucksack.
    Es regnete, die Lobby ruhte im

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