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Himmelstal

Himmelstal

Titel: Himmelstal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hermanson
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beobachtete, mit schwarzen Augen, die glänzten wie Öl.
    Er wachte auf und wusste, dass er geträumt hatte.
    Obwohl, nicht ganz. Es lag tatsächlich jemand neben
ihm im Bett. Ein schlankes Geschöpf in etwas Schwarzem, Glänzendem betrachtete ihn auf die Ellbogen gestützt, im nächsten Moment schlängelte sie sich auf ihn und saugte sich an seinem Mund fest.
    Wäre da nicht der wohlbekannte Parfümduft gewesen – schwer, süß und stechend, wie Räucherstäbchen oder überreifes Obst –, er hätte vor Schreck geschrien.
    »Na, meine Gute-Nacht-Küsse sind besser, nicht wahr, Liebling?«, flüsterte Samantha und zog ihm die Unterhose aus.
    Während Daniel sich immer noch in einem Zustand des Halbschlafs befand, schien sein Penis hellwach zu sein. Sie setzte sich auf ihn und ritt ihn langsam und saugend, immer heftiger und dann wieder langsamer, bis etwas in ihm kaputt zu gehen schien.
    Sie glitt herunter, drehte ihm den Rücken zu, rollte sich zusammen und maulte:
    »Verdammt. Verdammt. Verdammt.«
    »Was ist denn?«, fragte er erschrocken.
    »Ich habe ein Lämmchen gefunden, und jetzt fährt es wieder weg. Du wirst zu Doktor Obermann gehen, und dann schickt sie dich weg. Verdammt noch mal.«
    Sie weinte und schniefte eine Weile, er strich ihr ungeschickt über das schwarze Korsett.
    Dann stand sie auf und zog den Mantel an.
    »Vielleicht bekommt Doktor Obermann gar nicht so schnell einen Wagen«, sagte sie etwas munterer und stieg in die Schuhe. Sie hielt mitten in der Bewegung inne und sagte: »Man merkt, dass du aus einem nordischen Land kommst.«
    »Wie das?«
    »Wenn es dir kommt, flammt deine Aura auf wie ein Nordlicht. Das ist ganz toll. Schade, dass du es selbst nicht sehen kannst. Gute Nacht.«
    An der Tür drehte sie sich um und sagte:
    »Ich hoffe, dass du wenigstens morgen Abend noch da bist. Dann komme ich wieder, mein Lämmchen.«

 
    24  Zunächst sah er nur Helligkeit. Ein starkes, blendendes Licht, Daniel blieb mitten in Doktor Obermanns Zimmer stehen und hielt sich die Hand über die Augen. Große Panoramafenster reichten bis zum Boden, durch sie kam das Sonnenlicht herein und spiegelte sich im lackierten Buchenparkett und den weißen Wänden. (Erstaunlich, denn er hatte keine Sonne bemerkt, als er durch den Park gegangen war. Vielleicht kam sie nicht bis zur Erde, sondern nur bis zu den oberen Stockwerken des Gebäudes.) Als seine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah er, dass das Zimmer sehr groß war und mehr dem Direktionsbüro eines Großunternehmens glich als dem Sprechzimmer eines Arztes.
    Gisela Obermann und die anderen Ärzte hatten ihre Räume im fünften Stock des modernen Gebäudes hinter dem Haupthaus. Die Eingangshalle war so hoch wie eine Kathedrale. Daniel hatte zwei verschlossene Türen passieren müssen, ein Wachmann hatte Doktor Obermann angerufen, ehe er den gläsernen Lift betreten durfte. Die Ärzte hier waren gut geschützt.
    Gisela Obermann stand vom Schreibtisch auf.
    »Willkommen. Ich freue mich, dass du deine Meinung geändert hast. Dein Einsatz ist wichtig für die Forschung.«
    Er war sich nicht sicher, ob sie es ironisch oder ernst meinte.
    »Und worin besteht mein Einsatz?«, fragte er und blieb mitten im Zimmer stehen.
    »Hier zu sein. Zu den Terminen zu kommen, die man dir gibt, und so ehrlich wie möglich von dir zu erzählen. Das ist dein Einsatz«, erklärte Doktor Obermann ruhig und ging zu einer Sitzgruppe, strenge, viereckige Möbel, wie Würfel.
    Sie setzte sich in einen der Sessel und bat Daniel, im anderen Platz zu nehmen. Erst jetzt, als er mit dem Rücken zum Licht saß, konnte er sie richtig anschauen. Sie war um die vierzig, groß und schlank, hübsche Beine, aber ein alltägliches Gesicht. Ihre Haare waren kräftig, dunkelblond, auf der Seite gescheitelt, so dass sie diagonal über Stirn und Wange fielen.
    »Lass es mich noch einmal sagen: Ich weiß es zu schätzen, dass du hier bist, Max. Wie du weißt, kann es dir nur zum Vorteil gereichen, wenn du herkommst. Und nur zum Nachteil, wenn du es nicht tust. Und so schrecklich anstrengend ist es doch nicht. Ein Plauderstündchen.«
    Sie lächelte, und Daniel machte einen Versuch, zurückzulächeln. Merkte sie denn nichts? Samantha hatte gesagt, Doktor Obermann würde den Unterschied sofort bemerken.
    »Dann fangen wir an. Wie immer wird das Gespräch gefilmt.« Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
    Daniel schaute sich um. Er bemerkte zwei kleine Kameras, kugelrund

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