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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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guten Nachrichten, die dazu führen würden, dass ich sofort zu ihm wollte, eigentlich Angst vor jeder Nachricht. Ich sprang die zwei kleinen Stufen bis zur Eingangstür hinauf, als wären es meine inneren Mauern und stieß die Tür auf, als wäre es ein schweres Eisentor. Sie flog mit der Klinke gegen die Innenwand. Neve drehte sich erschrocken um. Ich war außer Atem, als hätte ich einen Marathonlauf absolviert.
    „Hi, Neve … Du bist zurück!“, keuchte ich erwartungsvoll.
    „Ja, hi …“, antwortete sie verhalten und drehte sich wieder zum Herd.
    „Ich mache Eierkuchen. Magst du auch welche?“
    „Oh ja!“, antwortete ich, obwohl mir meine Erwartungen die Kehle zuschnürten.
    Irgendwas war, Neve war so still. Ich versuchte, das ungute Gefühl, dass sich in meinem Magen zusammenbraute, zu ignorieren.
    Neve hatte bereits einen Teller voll gebrutzelt und tat nun die letzten drei auf den Berg. Ein Fass frischer Marmelade stand schon auf dem Tisch. Dazu schwarzer Malzkaffee. Ich musste an Luisa denken. So ein Festmahl hatten ihre Eltern oft für uns bereitet, wenn ich bei ihr übernachtete.
    „Ist die Marmelade von Draußen ?“, fragte ich, obwohl sich ganz andere Fragen nach vorne drängten.
    „Ja, selbst gemachte vom Markt.“
    „Auf dem Kollwitzplatz?“ Das würde bedeuten, Neve war in der richtigen Gegend unterwegs gewesen. Sie nickte, setzte sich und tat mir zwei Eierkuchen auf.
    „Neve …“ Warum hatte sie die Ruhe weg, sie wusste doch, worauf ich brannte. Meine Wangen glühten. Ich dachte dran, mich zu konzentrieren. Das Glühen ließ nach. Neve nahm einen Schluck von dem heißen Kaffee.
    „Ich hab ihn gesehen, ja …“, begann sie.
    Mein Herz machte einen Sprung. Ich sagte nichts und starrte auf ihren Mund in der Hoffnung, dass ihn jetzt möglichst viele goldene Worte verließen. Aber er kaute erst mal bedächtig auf einem Stück Eierkuchen herum. Ich bekam keinen Bissen herunter.
    „Er ist sympathisch.“
    „Hast du ihn sofort erkannt?“
    „Das war nicht schwer. So groß und hübsch ist höchstens jeder hundertste.“
    „Wo hast du ihn gesehen?“
    „Bei Luisa.“
    „Bei Luisa?? In der Schule?“
    „Gestern war Samstag. Nein. Bei Luisa Zuhause.“
    „Bei Luisa Zuhause?“
    Mir fiel nichts Besseres ein, als alles nachzuplappern. Ich konnte mir keinen Reim machen. Warum hingen die beiden zusammen? Etwa wegen mir?“
    „Du warst mit ihnen in Luisas Wohnung?“
    Neve kaute langsam. Plötzlich wurde mir was bewusst:
    „Sag mal, du isst ja was! Was ist denn mit dir passiert?“
    „Oh … ja … ich … Manchmal überkommt es mich. Aber nur bei Eierkuchen mit roter Marmelade und Malzkaffee. Das hat meine Omi immer für mich gemacht, einmal die Woche.“
    Neve hatte also eine Oma gehabt. Es war das erste Mal, dass sie eine konkrete Andeutung auf ihre Vergangenheit machte.
    „Luisas Eltern haben das auch öfter für mich und Luisa gemacht, wenn ich da war.“
    „Ahh, verstehe. Luisa und Tim haben nämlich Eierkuchen gebraten. Es duftete so köstlich. Ich habe danach gleich Marmelade gekauft.“
    „Luisa und Tim haben zusammen Eierkuchen …?“
    Neve warf mir einen seltsam bedauernden Blick zu. Mein Herz verlor den Halt und rutschte irgendwo ins Nichts hinab. Verstand ich sie richtig?
    „Worüber haben sie denn geredet? Weswegen war Tim bei ihr? Wie bist du überhaupt …“
    Neve seufzte.
    „Ich war erst bei Tim in der Wohnung, dann in der Redaktion, bei Jonnys Kartoffelecken habe ich ihn aufgetrieben, aber er hat nur was getrunken. Er sagte, er gehe zu Luisa, sie wollten Eierkuchen braten. Ich bin ihm gefolgt. Jonny hat komisch geguckt. Es gibt Typen, die merken, wenn ein Engel in der Nähe ist. Ich glaube, so einer ist er.
    „Gott behütet dich!“, rief er ihm hinterher mit diesem ganz bestimmten Unterton.“ Neve grinste und schüttelte den Kopf. Dass Jonny von Gott faselte, war wirklich höchst seltsam.
    „Was ging in Tims Kopf vor? Hat er an mich gedacht?“
    „Ich habe mich nicht in seine Gedanken eingeklinkt. Wenn ich das tue, muss ich antworten. Und du weißt, was wir abgemacht haben.“
    Ich stöhnte. Blöde Regel. Reale Welt und magische Welt, äußeres Berlin und inneres Berlin. Das war ja wie die Mauer. Das musste sich doch alles ändern lassen.
    „Dann, was hat er gefühlt? Hast du irgendwas gespürt?“
    „Luisa und Tim haben sich umarmt, als Luisa die Tür aufmachte.“
    „Phh, na und, das macht man doch so, wenn man sich näher kennt.“ Ich zuckte mit den

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