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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Clarissa zu stehen, dabei fand ich es entsetzlich, wie skrupellos sie vorgegangen waren. Andererseits, sie hatten versucht, etwas zu bewegen. Sie hatten es nur falsch angepackt, vielleicht zu schnell zu viel gewollt. Gleichzeitig war der Bericht sehr knapp gehalten, an vielen Stellen zu allgemein, wo sich mir tausend weitere Fragen stellten. Ich suchte nach anderen Aufzeichnungen, aber ich fand keine. Sollte es wirklich nur so wenig über Alexander und Clarissa geben? Wo waren ihre Gräber? Wahrscheinlich in der realen Welt. Aber was mich am meisten beschäftigte: Wie hatten sie es geschafft, einen normalen Menschen in die magische Welt zu bringen? Hatten sie das Geheimnis mit in ihr Grab genommen? Was war aus ihren Anhängern geworden? Am Ende stand, die Bewegung hatte sich schnell aufgelöst. Es gab niemanden, der genug Macht durch Doppelbegabungen besaß, um sie fortzuführen. In der realen Welt befanden sich Leute mit magischen Fähigkeiten in Medien und wichtigen Positionen, denen es gelang, wieder Ruhe in die Welt zu bringen. Die Herrscher der Elemente wurden als verirrte Radikale abgetan, die eigentlich in die Psychiatrie gehört hätten. Alles beruhigte sich wieder. Der Rat sorgte dafür, dass die Durchgänge geändert wurden. Nun gab es auch keine Toten mehr an den alten Durchgängen, weil sie nicht mehr existierten. Das hatte einigen Aufwand und Zeit gekostet, aber ließ am Ende eine angeblich magische Welt wieder in Vergessenheit geraten. Nach der Geschichte von Alexander und Clarissa verstand ich allerdings, was der Rat gegen Doppelbegabungen hatte.
    Ich war trotzdem noch keinen Schritt weiter, wem ich trauen konnte. Am Ende meiner Grübeleien gab es jedes Mal nur eine Lösung: Niemandem als mir selbst. Wahrscheinlich wussten bereits zu viele Leute, was mit mir los war. Das musste anders werden. Ich durfte nichts mehr preisgeben. Nicht mal, wenn ich allein war, damit auch Atropa so wenig wie möglich von meinen Entwicklungen mitbekam. In dieser Nacht schlief ich unruhig, warf mich hin und her, konnte mein Gedankenkarussell nicht anhalten, aber fiel dann gegen Morgen doch noch in einen tiefen und traumlosen Schlaf.
    ***
    Die Mittagssonne schien warm durch die weißen und grünen Baumwipfel am Waldrand. Ich war mit Jerome am Durchgang Erdeverabredet und wartete davor auf ihn. Ich beobachtete den Eingang der Erdhöhle. Er verlor sich im Dunkeln. Machte ich ein paar Schritte drauf zu, begannen sofort gelbe Gnome auf dem Geröll zu tanzen. Sie spürten genau, wer befugt war, den Durchgang zu nutzen und wer nicht. Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass ich eigentlich keinen der Durchgänge besonders attraktiv fand. Ich wollte auf keinen Fall wieder durch einen tiefen See tauchen, um nach Hause zu kommen. Ich würde niemals in den Übelkeit erregenden Äther-Abgrund springen, wie Neve es tat. Und ich konnte mir nicht vorstellen, mich in eine Wand aus Feuer fallen zu lassen. Vielleicht war die Höhle doch noch am Angenehmsten, auch wenn ich kein Freund von Gnomen war.
     
    Plötzlich tauchte Jerome aus dem Innern der Höhle auf und klopfte sich ein bisschen Staub von seinem rot karierten Holzfäller-Hemd. Er hatte einen Dreitagebart, trug Jeans und modische Stiefel. Seine an den Schläfen schon leicht grau werdenden Haare waren frisch rasiert. Er hätte eine hervorragende Figur in einem Globetrotter-Katalog gemacht. Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass auch ältere Männer attraktiv sein konnten. Ob Jerome in der wirklichen Welt eine Freundin hatte? Bis jetzt wusste ich nichts über sein Privatleben.
    Wir blieben an dem Durchgang. Jerome wollte, dass ich es mit den besonders aggressiven Gnomen hier aufnahm. Er sagte, es wäre nicht unbedingt legal, mit Schülern an den Durchgängen zu trainieren, aber meine Kräfte wären durch die Doppelbegabung besonders stark und ich bräuchte größere Herausforderungen.
    „Vielleicht kannst du früher nach Hause, als du glaubst …“, stellte er mir mit einem Augenzwinkern in Aussicht. Wow, wenn ich das richtig verstand, würde ich einen heimlichen Ausflug machen dürfen vor der Zeit. Ich dachte sofort an Alexander und Clarissa. Wahrscheinlich hatten sie auch jemanden mit Erfahrungen in der magischen Welt gehabt, mit dessen Unterstützung sie nach Draußen gelangen konnten, um zu heiraten. Ich erzählte Jerome, was ich gelesen hatte. Erst wollte er nicht glauben, dass es nur noch diesen einen Bericht über Clarissa und Alexander gab. Dann machte er ein ernstes

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