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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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normalen, menschlichen Umständen kennen. Es wäre mein größter Wunsch. Aber er ist unerfüllbar.“
    Sie drehte ihr schönes Gesicht zu mir und sah mich aus großen, dunkel schimmernden Augen an.
    „Ich bin so glücklich, dass du mich siehst. Ich hatte gehofft, dass es klappt. Aber mit deinen Kräften musst du vorsichtig sein. Sie sind nicht fertig ausgebildet. In der Realwelt ist es anders als an der Akademie. Hier musst du mit den realen Bedingungen fertig werden. Das ist ungleich schwerer.“
    „Aber … Jerome … warum ...“
    „Es ist ganz einfach. Ich habe viele Fehler gemacht. Und ich finde keine Ruhe, bis ich sie in irgendeiner Form wieder gutmachen kann, weißt du. Du erinnerst mich an mich selbst. Ich …“, sie zögerte einen Moment, als suchte sie nach den richtigen Worten. „ … habe dich gefunden und es ist mein sehnlichster Wunsch, dass das alles nicht noch mal passiert. Niemand soll die Vision von mir und Alexander weiterführen. Es würde die Welt zerstören. Ich habe das zu spät begriffen. Viel zu spät.“
    „Es ist nicht zu spät“, tröstete ich sie auf einmal. Sie versuchte, meine Hand zu nehmen. Aber obwohl sie ansonsten täuschend echt und materiell aussah, sah ich, wie ihre Hand durch meine hindurch glitt. Es sah irgendwie gruselig aus. Es war gruselig, zu fortgeschrittener Stunde allein unter einer nach Urin stinkenden Brücke zu sitzen, zusammen mit einer täuschend echt wirkenden Gestalt, die in Wirklichkeit eine Art Hologramm war. Ein Schauer jagte mir über den Rücken. Etwas, was an all das immer noch nicht glaubte, wollte weglaufen.
    „Du wirst einmal viel Macht haben, sehr viel Macht. Du ahnst noch nicht, wie viel in deiner Hand liegt. Aber Jerome ahnt es und er wird alles tun, um sich deine Macht zunutze zu machen.“
    Ich wollte sie so viel fragen, vor allem, warum sie zu mir Kontakt aufgenommen hatte, lange bevor sich bei mir diese Veränderungen zeigten und ob Jerome von ihr wusste, ob er wusste, dass sie noch da war, dass der Geist von Clarissa noch keine Ruhe gefunden hatte, doch da hörte ich die Stimme von Jerome.
    „Jerome“, entfuhr es mir.
    „Still!“, flüsterte Clarissa.
    Ich bekam Zweifel. Warum hatte sie mich zurückgebracht, hierher an den Durchgang? Ihr musste doch klar sein, dass Jerome hier auftauchen würde. Sie war Clarissa. Mein Gott! Wie konnte ich ihr um alles in der Welt trauen?!“
    Sie schien an meinem Gesicht abzulesen, was in mir vorging und flüsterte kaum hörbar, eher so, dass ich sie wieder in mir hörte, so wie im Grünen Raum und in Jeromes Grotte:
    „Wir sind hier, weil er dich hier am wenigsten vermutet, verstehst du. Jeder hätte den Impuls loszulaufen, so wie du es getan hast, bevor ich dich wieder zurückholen konnte.“
    Das machte Sinn. Clarissa war gerissen. Natürlich war sie das. Sie war Clarissa. Atropa war Clarissa und ich hatte keine Ahnung gehabt. Eine Clarissa, die bereute, was sie getan hatte. Dabei wäre ich noch vor Tagen vor Ehrfurcht in die Knie vor ihr gesunken. Die Stimme von Jerome kam näher. Ich presste mich an die furchtbar kalte Wand. Ich sah zwei Rauchsäulen neben ihm. Die Schatten. Sie begannen sich langsam zu materialisieren. Es waren Leonard und Igor. Leonard hatte es also bereits voll drauf, sich in einen Schatten zu verwandeln. Sie wollten mich holen, einhüllen und einatmen, wie damals. Wenn sie wüssten, dass Clarissa bei mir war. Es war so unglaublich. Noch unglaublicher, als sich sowieso schon alles erwies. Bitte, lass sie umkehren, betete ich. Clarissa wurde immer durchscheinender neben mir. Ich sah sie kaum noch. Sie konnte sich gut verstecken. Und ich? Nein, bloß keine Kräfte ausprobieren. Nicht jetzt.
    Sie bogen ab, gingen über die Wiese.
    „Sie wird nach Hause gegangen sein, vielleicht nicht gleich zu Gregor, aber zu ihrer Freundin Luisa oder zu diesem Tim, falls sie es geschafft haben sollte, ihn hierher zu bringen. Inzwischen müssen wir ihr alles zutrauen“, hörte ich Jerome sagen. Ich registrierte, wie vertraut er von Gregor sprach und war mir auf einmal sicher, dass Tim sich nicht verhört hatte, als er nachts in das Büro meines Vaters geschlichen war.
    Jerome, Leonard und Igor entfernten sich. Endlich bogen sie in die nächste Querstraße ab, die auf die Friedrichsbrücke führte und kamen außer Sicht.
    „Atropa“, flüsterte ich.
    „Bist du noch da?“
    Ich sah ein Schemen am Ausgang des Tunnels und hoffte, dass sie es war.
    „Ja“, hörte ich sie wispern.
    „Woher

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