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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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sah zu Ranja. Ranja zog ihre Augenbrauen zusammen.
    „Das ist nicht unwahrscheinlich. Ich habe mir sowas bereits gedacht. Genau deshalb …“ In dem Moment sprengte Clarissa ihre Fesseln und wuchs zu übermenschlicher Größe heran.
    „Vernichten!“, schrie Jolly. Und Kim erzeugte irgendeine Armee aus unzähligen schwarzen Flecken, die auf Clarissa zuflogen und sie dort, wo sie ihre Gestalt berührten, zum Verschwinden brachten. Verflucht noch mal. Sie töteten Clarissa. Meine Mutter. Vor meinen Augen!
    „Aufhören!“ schrie ich. „“Ranja, du musst mir glauben. Du musst das stoppen! Sie beschützt mich, seit Jahren. Sie hat mich durch den magischen See gebracht, um mich vor Jerome zu retten. Sie hat mich vor ihm gewarnt. Sie findet keine Ruhe, weil sie ihre Taten bereut. Sie ist da, um alles wieder gut zu machen. Ihr dürft sie nicht zerstören!“ Kim sah mich nur kalt an. Ich hasste sie. Ich hatte sie schon immer gehasst. In Ranjas Gesicht arbeitete es.
    „Es ist zu spät.“ Clarissa Stimme klang ganz sanft. Ihr Gesicht war auf einmal dicht vor meinem.
    „Aber es ist gut so. Ich gebe dir meine letzte Kraft und dann finde ich meinen Frieden. Endlich. Ich liebe dich. Und jetzt steh auf und tu das Richtige.“
    Clarissa Arme und Beine waren von schwarzen Flecken zerfleddert und begannen sich, auf ihrem Hals auszubreiten. Ihr Gesicht stürzte auf mich zu und es war, als würde es eins mit mir. Ihre Gestalt verschwand in meiner, als würde sie durch mich hindurch fliegen wollen, aber sie ging in mich ein und kam nicht wieder hinaus. Armeen schwarzer Flecken prallten von mir ab wie Konfettis und segelten lautlos zu Boden. Kim stürzte auf mich zu. Ranja riss sie zurück.
    „Nein, dann tötest du Kira!“
    „Warum nicht? Wir müssen sie unschädlich machen. Alle beide. Und das weißt du.“ Doch Ranja hielt Kim zurück. Jolly und Sulannia wirkten unschlüssig. Ich spürte eine ungeahnte Energie in mir. Die Energie, die mir Clarissa gegeben hatte. Clarissa war fort. Sie hatte sich für mich geopfert. Der Schmerz war unerträglich. Die Stimmen um mich verschwammen. Der Raum um mich verschwamm. Sie machten mir alles kaputt, mein Leben. Sie hatten mir meine Mutter weggenommen, einfach so, ohne Vertrauen, ohne nichts.
    ***
    Erst dachte ich, ich würde ohnmächtig werden, aber das Gegenteil geschah. Das war der Moment, in dem der letzte Schutzwall in mir brach, der mich bis jetzt davor bewahrt hatte, aufgrund all dieser Entwicklungen komplett durchzudrehen. Ich wollte nur noch Asche sehen, alles um mich kurz und klein schlagen. Niemand, der mir etwas angetan hatte, sollte entkommen. Ich spürte eine Kraft in mir heran rauschen wie ein Tsunami. Die Dinge würden sich ein für alle Mal ändern - JETZT!
    Im Handumdrehen war der Fußboden mit Büscheln von Sulannias Haaren übersäet, die sie um mich geschlungen hatte. Sulannia hielt sich den Kopf. Ich war frei. Ehe jemand etwas tun konnte, krachte die Zimmerdecke, über der sich meine Dachmansarde befand, herunter. Ich kümmerte mich nicht um Jerome, aber ich riss Leo in den Flur. Dort griff ich Neve unter die Arme, trat die Wohnungstür ein und brach mit ihr durch die Fensterscheibe im Flur. Neve war ein Engel. Ich hatte gesehen, dass ihr Schnitte nichts ausmachten. Um mich selber machte ich mir keine Sorgen. Mir konnte die Welt nichts mehr anhaben, weil sie mir bereits alles angetan hatte, was möglich war.
    Wir rasten im Sturzflug dicht an der Hausfassade hinab. Der Asphalt kam auf uns zu. Neve schrie irgendwas, aber ich konnte sie nicht verstehen. Sie würde sich schon abfangen. Mir dagegen war alles egal. Kurz vor dem Aufprall verlangsamten wir. Okay, ich wollte nicht von irgendeinem unbeteiligten Asphalt zerschmettert werden. Ich hatte noch zu tun. Ich landete auf allen vieren. Neve stand neben mir, als wäre sie gerade bequem aus einem Flugzeug gestiegen. Sie stemmte die Arme in die Seiten und wollte mir eine Standpauke halten. Aber für sowas hatte ich jetzt keine Zeit. Ich richtete meine Konzentration auf den Hauseingang. Er sollte brennen. Obwohl, eigentlich war das Zeitverschwendung. Ich wollte ganz andere Orte viel dringender brennen sehen, brennen und untergehen …
    Irgendwas Schwarzes tauchte in meinem Blickwinkel auf. Es war Kim in ihren ewig schwarzen Anti-Engel-Klamotten. Sie rechnete nicht damit, dass ich sie sah. Ich warf Neve einen Blick zu, der keinen Widerspruch duldete. Wenn sie mich wirklich beschützen wollte, dann war das jetzt der Moment,

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