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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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mir eine kleine Knubbelhand mit Wurstfingern und half mir auf. Dann musste er seinem Schock Luft machen.
    „Wat machste de denn hier mitten inna Nacht im Wald? Manomann, dit jibs doch ja nich, ick hätt dir beinah übern Haufen gefahrn, Mädel.“
    „Ich wurde überfallen.“ Er führte mich um die Kühlerhaube herum und öffnete die Beifahrertür, damit ich mich hineinsetzen konnte. Dann kehrte er zurück ans Steuer und warf meinen Rucksack auf die Hinterbank. Er war noch da. Sie hatten ihn nicht mitgenommen.
    „Überfalln? Im Schlafanzuch. Wer’s glaubt wird selich.“
    Das Auto war winzig, ein alter Minicooper. Er ließ den Motor aufheulen. Dann fummelte er an der Lichtanlage herum.
    „Verdammte Scheiße“, fluchte er. „Nur das Fernlicht geht. Wer hat mir da bloß in die Glühbirnen gepisst?!“
    „.. und gleich n Reh auf da Haube!“ Er musterte mich mit einem Seitenblick. Dann fuhr er endlich los. Ich atmete aus.
    „Dir ist überhaupt nicht klar, dass du mir das Leben gerettet hast!“, stieß ich hervor. Das klang pathetisch, aber ich war so dankbar, dass mir nichts anderes über die Lippen kam.
    „Leben jerettet! Ick hätt“ dich fast umjebracht, du Nase! ... Überfallen,ha … Aus der Anstalt biste abjehaun, stimmts?!“
    „Nicht freiwillig.“
    „Ham da Monster entführt?“
    Für einen Moment sah ich ihn entgeistert an. Wieso wusste er ... Hatte er sie noch gesehen? Dann war mir natürlich klar, was er meinte. Er dachte an Wahnvorstellungen.
    „Na, wusst ich’s doch!“ Er grinste, weil er glaubte, dass Richtige aus meiner Mimik gelesen zu haben und kam sich besonders schlau vor.
    „Wo fahren Sie hin?“
    „Andersrum jefragt. Wo solls denn hingehn?“
    „Ich wär Ihnen dankbar, wenn Sie mich in den Humboldthain am Gesundbrunnen fahren würden.“
    Er lachte ein dröhnendes Lachen.
    „Zum Bunker willse, nachts um zwei im Schlafanzuch? Hexentreffen oder wat?! Ick globs ja!“
    „Fahren Sie mich dorthin oder nicht?“
    Er sah mich kurz an und ich glaubte, eine Spur Furcht zu entdecken. Schließlich war ich eine Verrückte und bei Verrückten wusste man nie und es hatte vielleicht zu viel Bestimmtheit in meiner Frage gelegen. Wir fuhren jetzt ein Stück an der Mauer des riesigen Krankenhausgeländes entlang. Dann machte sich ein breites Grinsen auf seinem runden Gesicht breit.
    „Nee, lass ma Kleene. Da vorne is dit Tor und denn jetz ma schön nach Hause zu Onkel Dokter. Dit wird wohl dit …“
    Zum Weitersprechen kam er nicht. Das durfte auf keinen Fall passieren! Ohne groß nachzudenken, griff ich ihm ins Lenkrad, drückte ihn gleichzeitig mit voller Wucht gegen die Fahrertür, fand mit meinem linken Fuß die Bremse und schaffte es irgendwie, ihn samt Tür nach draußen zu befördern. Er landete in einem Strauch und gab zum Glück keinen Laut von sich. Der Wagen schlingerte, war aber inzwischen langsam genug, dass ich hoffen konnte, ihn dabei nicht umgebracht zu haben. Ich fühlte mich entsetzlich. Ich wusste nicht, wie ich das fertig gebracht hatte. Aber ich hatte keine andere Wahl. Es war meine letzte Chance. Diesmal musste ich es schaffen!
    Zum Glück hatte ich mich nicht angeschnallt. Das Gefühl gefesselt zu sein, war mir noch allzu gegenwärtig. Ich rutschte hinüber auf den Fahrersitz und trat aufs Gas. Oh Gott, ich fuhr Auto! Meine bisherigen Erfahrungen beschränkten sich auf einige Runden im zweiten Gang über Feldwege auf dem Land. Der Mann unserer Haushälterin in Italien hatte mir das Fahren letzten Sommer mit einem alten Fiat gezeigt. Okay, einfach lenken, nicht zu schnell fahren, der Tacho zeigte 40Km/h. Das war überschaubar. Ich betete, dass mir keine rote Ampel in den Weg kam beziehungsweise niemand in die Quere, wenn ich eine rote Ampel überfuhr. Nur erst mal wegkommen hier, dann anhalten und die Kiste stehen lassen. Kuppeln zwischendurch und sowas wollte ich dringend vermeiden. Es würde nicht lange dauern, bis sie den Typen fanden oder er die Polizei alarmierte und mit Fernlicht und Fahrertür war ich ein ziemlich auffälliges Fahrzeug. Ich durfte aus vielerlei Gründen keiner Verkehrspatrouille begegnen. Ich blieb auf der Hauptverkehrsstraße in die Innenstadt und hielt das Lenkrad fest, als wollte es mir jemand entreißen. Einer überholte mich, zwei Wagen kamen mir auf der Gegenfahrbahn entgegen, gaben Lichtzeichen, weil ich sie blendete, aber dann waren sie auch schon vorbei. Der Mann, dem ich das Auto geklaut hatte, wollte mir nicht aus dem Kopf gehen. Ich

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