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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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Zusammenballung. Sie verstreuten sich weiträumig über das ganze Erdreich und für kurze Zeit sah ich keinen an der Oberfläche. Sie waren und blieben mir unheimlich.
    „In der Realwelt arbeite ich als Coach“, sagte Jerome. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Jerome sah mich irritiert an.
    „Was ist daran komisch?“ Jerome war irgendwie cool, aber wie es schien, auch leicht zu verunsichern.
    „Genau das habe ich heute früh gedacht, dass du ein guter Coach sein könntest.“
    Er entspannte sich und fühlte sich geschmeichelt.
    „Ja, ich coache Leute in Führungspositionen. Dabei helfen mir meine Erdkräfte. Ich erde sie sozusagen und im wahrsten Sinne des Worte … Die meisten dieser Chefs und Manager haben ihren Kopf in den Wolken. Ich mache ein paar Übungen mit ihnen, die eigentlich nichts zur Sache tun. Aber es muss ja nach was aussehen. In Wirklichkeit sorge ich für ein paar materielle Verschiebungen im Gehirn. Sie wachen am nächsten Morgen auf und wissen wieder, was das Wesentliche ist. Coachen ist aber nicht der einzige Job für Erdkräfte. Ein Student von mir hat Geologie studiert und sagt jetzt Erdbeben und Vulkanausbrüche voraus. Dafür muss er manchmal die Instrumente manipulieren, weil er es besser weiß.
    „Kann er das Erdbeben nicht verhindern?“
    „Nein, das ist ein zu großer Prozess, zumindest für eine einzelne Person mit Erdkräften.“
    „Oder man wird Lehrer an der Akademie …“, überlegte ich.
    „Wenn eine Stelle im Rat frei wird, ja … Oder zusätzliche Lehrkräfte gebraucht werden. In manchen Jahren gibt es mehr als sieben Studenten mit demselben Element. Dann braucht einer der Mentoren Hilfe.“
    „Wo wohnst du hauptsächlich? Hier oder in der Realwelt?“
    „Nun, beides könnte man sagen. Wer zum Rat gehört, muss seinen Hauptsitz in der magischen Welt haben. Aber ich habe auch draußen noch ein Leben.“
    „In dem du Coach bist.“
    „Ja, unter anderem …“
    Jerome wechselt das Thema:
    „Es ist eine persönliche Entscheidung, was man später mit seinen Kräften anfängt. Es wird in dir wachsen, während du hier bist.“
    Er sah mich nachdenklich an, als wollte er noch etwas sagen. Tat es aber nicht. Ich antwortete:
    „Okay. Aber irgendwie finde ich immer noch, dass es, wie soll ich sagen, banal klingt, was man später aus seinen Kräften macht. Ich meine, man könnte …“
    Jerome beugte sich zu mir. Seine Augen funkelten mich an, als wäre ich absolut auf dem richtigen Weg.
    „Man könnte … was?“ Er nickte mir zu. Die typisch ermutigende Geste eines Lehrers. Ich sollte weitersprechen. Ich wand mich und stand auf. Ich konnte auf einmal nicht mehr stillsitzen.
    „Ich weiß nicht … vielleicht nicht den Wetterbericht steuern oder so, dass soll ja schädlich sein … Aber … Ich weiß nicht… Ich verstehe noch viel zu wenig…. Hand auflegen kommt mir nur so … entschuldige ... so „wenig“, wenn man bedenkt, dass man eigentlich ein ganzes Element beherrscht.“
    Jerome stand auch auf, verschränkte die Arme, musterte mich eine Weile und grinste zufrieden.
    „Komm, Kira, genug für heute, lass uns zu Pio gehen. Ich denke, du bist mit deinen Gefühlen genau auf dem richtigen Weg.“
    Jerome ging voran. Ich folgte ihm. Auch wenn mir nicht klar war, worauf er hinaus wollte, ich hatte die richtige Seite in ihm zum Klingen gebracht. Und das gleich am ersten Tag. Ich war stolz auf mich. Und ich mochte Jerome. Er war in einem ähnlichen Alter wie Gregor und wahrscheinlich genau so erfolgreich, aber er nahm mich ernst, richtig ernst. Er wollte wissen, was in mir steckte.
     
    Wir stiegen hinauf in die dritte Etage. Jerome zeigte mir die Bibliothek. Ich staunte, wie klein sie war. Sie hatte einige Tische mit Leselampen und ein paar Bücherregale. Sie war nicht größer als eine Dorfbibliothek.
    „Gibt es hier nur Bücher über die Elemente?“, fragte ich.
    „Nein, das wäre etwas wenig. Allein die Geschichte der magischen Welt würde das ganze Haus füllen.“
    Jerome führte mich hinter die erste Bücherwand. Hier standen auf einem langen schmalen Tisch eine Reihe von Bildschirmen. Dann gab es also doch noch mehr Computer. Jerome zerstreute meine neue Hoffnung jedoch sofort. Die Bildschirme konnten per Touch bedient werden und waren reine Suchmaschinen für die Weiten der virtuellen Bibliothek, die aus über einer Milliarde Titeln bestand.
    „Du hast hier Zugang auf alle Bücher der Welt in allen Sprachen. Und auf alle Werke, die ausschließlich

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