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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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in der magischen Welt verfasst wurden. Auch in allen Sprachen.“
    Jerome öffnete einen Schrank und gab mir ein elektronisches Lesegerät. Sowas kannte ich bereits. Mein Vater hatte eins, aber benutzte es nie.
    „Hier, das ist deins. Wenn du es verlierst, hol dir einfach ein neues.“
    Er überreichte mir das Gerät und zeigte mir, wo ich darauf die Bedienungsanleitung finden konnte.
    „Du kannst damit in allen Sprachen lesen und Bücher mit einem Klick übersetzen. Das Runterladen aus der Bibliothek dauert höchstens eine Minute.“
    Er gab mir einen ledernen Einband dazu.
    „Daran befindet sich eine Lampe.“
    Er schob eine kleine schwarze Lampe aus dem Einband, die jetzt mein Display beleuchtete.
    „Aufladen musst du das Gerät in der magischen Welt nicht. Es lädt sich selbst auf. Es funktioniert aber auch nur hier. In der realen Welt ist das alles noch nicht so weit entwickelt.“
    Ich wog meine riesige Bibliothek in der Hand. Sie war nicht schwerer als ein Taschenbuch. Warum gab es solche Bücher nicht bei uns in der Schule? Ich hätte mir eine Menge Schulterschmerzen vom Schulbücher Tragen erspart.
    „Gehen wir jetzt zu Pio?“
    „Ich verstehe, du kannst es gar nicht erwarten. Aber du weißt, dass du dir eine Geschichte ausdenken musst. Es geht darum, deine Angehörigen zu beruhigen und irgendwelche Polizeisuchen abzusagen, damit Ruhe einkehrt.“
    „Alle wissen, dass ich die Tage zähle, um endlich ins Ausland zu gehen.“
    „Damit lässt sich was anfangen.“
    „Ich könnte in Indien sein.“
    „Warum nicht?!“
    „Allerdings, die merken doch, dass von meiner Kreditkarte gar nichts abgebucht wird.“
    Jerome lächelte.
    „Um sowas mach dir keine Gedanken. Da kümmert sich Pio drum. Ein Klacks für die magische Welt.“ Nähere Erklärungen gab er nicht ab und fuhr fort:
    „Im Grunde brauchst du nur deinen Eltern zu schreiben. Alle im weiteren Umfeld, denen du am Herzen liegst, werden sich bei ihnen erkundigen. Sie informieren auch die Schule.“
    „Aber ich will meiner Freundin schreiben und …“, begehrte ich auf.
    „Okay, kannst du … Ich versteh schon, die meisten wollen das, auch wenn es nicht so viel bringt.“
    Mit einem Schlag war ich wieder traurig. Ich hatte meine Freunde verloren, für unbestimmte Zeit, alle auf einmal. Die allzeit auf eine günstige Gelegenheit lauernden, trüben Gedanken griffen nach mir.
    Jerome beobachtete mich: „Du schaffst das. Bis jetzt hat das jeder überstanden. Es ist auch möglich, nach deiner Rückkehr jemanden ins Vertrauen zu ziehen, wenn derjenige dich so mag, dass er dir glaubt … Auch wenn die magische Welt da draußen eine Sache des Glaubens bleiben wird. Wenn du allerdings jetzt schon davon schreibst, halten sie dich entweder für verrückt oder sie bringen sich selbst in Gefahr, indem sie nach dir suchen und sich in die Nähe der Durchgänge verirren. Menschen ohne magische Kräfte sterben darin. Die Wesen der Elemente lassen niemanden hindurch.“
    „Ich weiß“, sagte ich leise.
    „Weiß eigentlich noch jemand von deinem geplanten Treffen mit Atropa in die Katakomben von Berlin?“, fragte Jerome.
    „Luisa … nur Luisa.“
    „Könnte sie jemand davon erzählt haben?“
    „Tim vielleicht … einem aus meiner Klasse.“
    „Deinem Freund?!“ Jerome sah es mir an. Ich zuckte mit den Schultern.
    „Naja … Hätte einer werden können …“
    „Ahh …verstehe.“
    Jerome legte in väterlicher Geste einen Arm um meine Schulter, so wie ich es schon in verschiedenen Soaps gesehen hatte. Das tat gut.
    „Sei nicht traurig. Alles wird sich relativieren. Die meisten, die hierherkommen, suchen sich später einen Partner, mit dem sie die magische Welt als einen wichtigen Bereich ihres Lebens auch teilen können. Es ist einfacher.“
    „Ich will aber nicht ...!“ Ich brach den Satz ab und atmete tief durch. Meine Gefühle waren mir peinlich vor Jerome. Es ging ihn nichts an. Und ich wollte nicht dastehen wie ein dummer Teenager.
    „Bring Luisa davon ab, dass du tatsächlich im Bunker warst, damit sich niemand aus deinem Umfeld in Lebensgefahr begibt. Okay?!“
    Ich dachte an Tim und dass er ja Taucher war. Mir rieselte es kalt den Rücken runter. Ich wollte sofort ein paar E-Mails schreiben.
    ***
    Wir waren am Ende des Flurs angekommen. Jerome klopfte an die weiße Tür, auf der in großen, mit Edding sorgfältig gemalten Buchstaben Pio stand.
    „Wunder dich nicht. Pio ist eine sehr eigene Natur, er ist autistisch. Er verlässt fast nie

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