Himmlische Leidenschaft
nicht....«
»Conner Lawson«, sagte Sarah mit drohender Stimme.
Wieder ertönte sein übermütiges Lachen und versetzte seine Schwester noch mehr in Rage.
»Muß wirklich hörenswert gewesen sein«, bemerkte Case in neutralem Ton.
Zornesröte breitete sich auf Sarahs bleichen Wangen aus. Dann sah sie, wie sich einer seiner Mundwinkel kaum merklich aufwärts verzog.
Und plötzlich lachte auch sie, fast schwindelig vor Erleichterung, daß Case und Conner mit heiler Haut davongekommen waren und alles in Ordnung war.
Für diese Nacht zumindest waren sie sicher.
»Ich wußte auch nicht, daß ich so viele Schimpfwörter kenne«, gestand sie.
In Cases Augenwinkeln erschienen winzige Lachfältchen.
Sie lächelte trocken.
»Ich muß wirklich einen bemerkenswerten Anblick geboten haben«, sagte sie, »als ich das Blaue vom Himmel heruntergeflucht habe, während dieses Kalb von einem Jungen fest auf mir draufgesessen hat.«
»Wenn man die Arbeit eines Mannes tut, ist man kein Junge mehr.«
Ihr Lächeln verblaßte, als sie daran dachte, wie es für Case gewesen sein mußte, als Fünfzehnjähriger im Krieg zu kämpfen - und heute abend, als er eine andere Art von Schlacht in der Dunkelheit gekämpft hatte.
Wenn es hell wird, gibt es Arbeit mit der Schaufel für uns zu erledigen.
Aber seine Augen sagten mehr als das. Sie sagten, daß der Tod selbst von den Siegern einen Preis verlangte.
Sarah wandte sich ab, um mit einer Blechtasse Wasser aus dem Eimer zu schöpfen und es in eine zerbeulte Zinnschüssel zu gießen. Schweigend nahm sie einen sauberen Lappen aus einem Weidenkorb. Als der Lappen gründlich naß war, wrang sie ihn aus und ging damit zu Case zurück.
Er beobachtete sie aus Augen, die in dem weichen Lampenlicht die Farbe grüner, mit goldenen Sprenkeln überhauchter Edelsteine angenommen hatten.
Blut quoll langsam aus einer oberflächlichen Schnittwunde auf seiner Stirn. Kleine rote Tropfen sammelten sich in seiner linken Augenbraue, liefen um sein Auge herum und rannen wie scharlachrote Tränen über seine Wange.
»Es ist wirklich nicht nötig ...« begann er.
»Es ist sogar dringend nötig!« gab sie brüsk zurück.
Es wäre ein leichtes für ihn gewesen, sich abzuwenden, den kleinen Dienst, den sie ihm anbot, schroff abzulehnen.
Aber er tat es nicht. Er saß nur ruhig da und ließ sich von ihr versorgen, als ob er ein Recht darauf hätte.
Und sie ebenfalls.
Schweigend badete sie sein Gesicht mit kühlem Wasser und wusch den Schmutz und die blutigen Tränen ab.
Doch die dunklen Schatten in seinen Augen blieben.
Ob es wohl irgend etwas gibt, was diesen Kummer aus seinen Augen vertreiben könnte? dachte sie unglücklich.
»Bist du sicher, daß du nicht verletzt bist?« flüsterte sie.
»Ja.«
»Ich hatte solche Angst um dich, als ich die zweite Salve von Schüssen hörte. Dann die dritte. Und dann die schreckliche Stille. Die Stille schien sich bis in alle Ewigkeit auszudehnen. Wie der Tod.«
»Sarah ...«
Aber Case fielen keine Worte ein, die die Erinnerung an die unaussprechliche Furcht in ihren Augen hätten auslöschen können.
Sie hatte Angst um ihn gehabt, als ob er ein Familienmitglied wäre statt eines verletzten Fremden, der nur auf der Durchreise war.
Sanft zog er sie auf seinen Schoß.
»Deine Wunde«, protestierte sie.
Er schob sie zurecht, so daß sie auf seinem rechten Schenkel saß. Dann hielt er sie tröstend in seinen Armen und streichelte ihr langes, offenes Haar.
Sarah stieß einen gebrochenen Seufzer aus und lehnte sich an ihn. Eine Zeitlang kämpfte sie gegen die Emotionen an, die in ihrem Inneren aufstiegen und ihr die Kehle zuschnürten und ihre Augen brennen ließen.
Dann, plötzlich, brachen die Tränen in einem lautlosen Strom aus ihr hervor, als sie endlich den Gefühlen freien Lauf ließ, die sich zu viele Jahre lang in ihrem Herzen aufgestaut hatten.
Case fing ihre Tränen mit den Fingerspitzen auf und wischte sie behutsam von ihren Wangen. Staub, der sich auf seinen Händen gesammelt hatte, als er in dem hohen Salbeigebüsch um sein Leben gekämpft hatte, vermischte sich mit den Tränen auf ihrem Gesicht und verfärbte sich dunkelrot.
Zärtlich griff er nach dem Lappen, den sie bei ihm benutzt hatte, schüttelte ihn aus und fand eine saubere Ecke, um ihr Gesicht von Staub und Tränen zu säubern.
Die Tränen quollen schneller hervor, als er sie wegwaschen konnte.
»Es tut mir leid«, schluchzte sie schließlich.
»Was denn?«
»Ich ... ich kann
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