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Himmlische Leidenschaft

Titel: Himmlische Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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und Conner lagen noch im Bett, erschöpft von den langen Nächten ohne richtigen Schlaf. Einer von ihnen war immer oben auf dem Felsrand, obwohl die Banditen nicht wieder zurückgekommen waren seit dem Überfall vor vier Tagen, als Case ihnen beigebracht hatte, daß man nur zu schnell sterben konnte, wenn man sich bei Nacht und Nebel an das einsame kleine Blockhaus anzuschleichen versuchte.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung trat er in den Steigbügel und schwang sich auf Crickets Rücken.
    »Bist du sicher, daß du dich gut genug fühlst, um zu reiten und zu wandern?« fragte Sarah nun schon zum dritten Mal. »Es ist zum Teil eine ziemlich anstrengende Kletterpartie.«
    »Ich bin sicher«, erwiderte er, ebenfalls zum dritten Mal. »Und ich bin mir verdammt sicher, daß wir besser Feuerholz sammeln sollten, statt Zeit mit der Jagd nach den Schätzen von Toten zu vergeuden.«
    »Sammle du ruhig soviel Feuerholz, wie du willst«, gab sie energisch zurück. »Ich werde mich auf die Suche nach dem Silber machen.«
    Damit zog sie ihre kleine, braune Mustangstute an den Zügeln herum und sprengte in flottem Trab auf die ferne Öffnung des Lost River Canyon zu.
    »Immer mit der Ruhe, Cricket«, murmelte Case, als er den Hengst zügelte. »Es gibt keinen Grund, so hastig in eine kalte Morgendämmerung hinauszustürmen.«
    Grimmig rückte er seinen Hut auf dem Kopf zurecht. Dann überprüfte er die Schrotflinte und das Gewehr in ihren getrennten Sattelscheiden. Es war zwar völlig unnötig, daß er noch einmal nach seinen Waffen sah, aber es lieferte ihm einen Vorwand, um seine Wut besser in den Griff zu bekommen.
    Sarah ist schon zu lange ihren eigenen Weg gegangen, sagte er sich. Sie ist ausgesprochen gut darin, Befehle zu erteilen, aber wenn es darum geht, welche entgegenzunehmen, hapert es jedoch bei ihr.
    Es ist wirklich ein Wunder, daß Conner nicht schon eher auf seiner Schwester gesessen hat, um sie mit Gewalt daran zu hindern, ihren Kopf durchzusetzen.
    Mit einer schnellen Handbewegung schob Case seine Schrotflinte in ihre Sattelscheide zurück. In dem Moment, in dem er die Zügel hob, schoß Cricket vorwärts, eifrig darauf bedacht, die kleine Stute zu überholen.
    »Ruhig Blut, du Knallkopf«, murmelte Case. »Sie geht nirgendwohin, wo du nicht schneller hinkommst.«
    Der Hengst verlangsamte sein Tempo, allerdings nur geringfügig. Er haßte es, ein anderes Pferd vor sich zu haben.
    Die kleine Mustangstute trabte mit weitausgreifenden Schritten am Lost River entlang, während sie einem schwach ausgetretenen Pfad folgte, den Wild und indianische Jäger hinterlassen hatten, lange bevor Hal Kennedy sein kleines Blockhaus zusammengezimmert und begonnen hatte, nach spanischen Silberschätzen zu suchen.
    Manchmal zwang Sarah ein tiefhängender Pyramidenpappelast, sich flach über Shakers Hals zu beugen. Häufig lagen umgestürzte Baumstämme quer über dem Weg. Die kleine Stute sprang mit einer Selbstverständlichkeit über die Hindernisse, die deutlich erkennen ließ, daß ihr der fast unsichtbare Pfad vertraut war.
    Und auch das Tempo.
    In regelmäßigen Abständen überprüfte Sarah den Stand der Sonne. Sie spähte noch nicht über den Rand der Schlucht hinweg, aber es würde nicht mehr lange dauern.
    Ich hätte schon vor mindestens einer Stunde unterwegs sein sollen, dachte sie gereizt.
    Aber Case hatte sich geweigert, sie bei Dunkelheit reiten zu lassen, selbst wenn er sie begleitete. Sie hatte es mit Streiten, gutem Zureden und Vernunft versucht, um ihm die Zustimmung abzuringen, früher aufzubrechen. Nichts davon hatte gefruchtet.
    Wenn Case sich weigerte, dann blieb er auch dabei.
    Störrisches, unsympathisches Geschöpf, dachte sie erbost.
    Eine Meile flog nur so unter Shakers harten kleinen Hufen dahin, dann zwei, dann drei. Die drahtige kleine Stute atmete noch nicht einmal schwer. Sie konnte den ganzen Tag in diesem Tempo galoppieren.
    Gelegentlich warf Sarah einen Blick über ihre Schulter zurück, um zu sehen, wie Case vorankam. Jedesmal, wenn sie es tat, war Cricket an der gleichen Stelle, ungefähr dreißig Meter hinter ihr. Der Hengst zeigte keinerlei Anzeichen von Ermüdung, obwohl er fast das doppelte Gewicht dessen trug, was die Stute zu tragen hatte.
    Männliche Wesen, dachte sie mißmutig. Sie können einen wirklich aufregen. Dicke Muskeln und ein Hirn wie ein Spatz.
    Aber es fiel ihr schwer, ihre mürrische Stimmung beizubehalten angesichts des goldenen Lichts, das sich jetzt über das Land ergoß.

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