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Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Titel: Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
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»Du bist natürlich über all das bestens informiert.« Er grinste trübselig. »Wart ihr eigentlich gleichzeitig oder nacheinander mit ihm zusammen? Egal, er muss was verdammt Besonderes für euch beide gewesen sein, sonst …«
    »Halt die Klappe, Paul«, ertönte eine harsche Stimme hinter mir.
    Es war Joséphine, blass vor Wut.
    Paul feixte und drückte die Zigarette in seinem Glas aus. »Oho, da kommt ja meine Kerkermeisterin. Jetzt geht’s mir an den Kragen.« Er grinste Joséphine breit an, voller Hass. »Vianne und ich haben nur ein wenig geplaudert. Über alte Freunde, verlorene Lieben, dazu ein Gläschen Whisky – und wie war dein Vormittag, meine Süße?«
    »Halt die Klappe, habe ich gesagt.«
    Paul zuckte die Achseln. »Was denn, mein Schatz?«
    Joséphine ignorierte ihn und wandte sich mir zu. »Ich wollte es dir erzählen, ganz ehrlich. Ich wusste nur einfach nicht, wie.« Ihr Gesicht war nicht mehr blass, sondern gerötet, und zum ersten Mal seit meiner Ankunft sah ich die traurige, unbeholfene, gehemmte Joséphine von vor acht Jahren, die Joséphine, die Pralinen bei mir gestohlen hat, weil sie nicht anders konnte.
    Eine Welle der Trauer überrollte mich. Was ist aus der Joséphine geworden, die so kühne Träume hatte? Ich dachte, ich hätte sie von Paul-Marie befreit. Jetzt muss ich feststellen, dass sie immer noch seine Gefangene ist, genau wie damals. Was ist geschehen? Und ist es meine Schuld?
    Sie warf mir einen raschen Blick zu. »Komm, wir machen einen Spaziergang. Ich brauche dringend frische Luft.«
    Paul zündete sich grinsend die nächste Gauloise an. »Tut euch keinen Zwang an.«
    Ich folgte Joséphine nach draußen. Zuerst schien sie keine Lust zum Reden zu haben, und wir gingen einfach nebeneinanderher, an der Kirche vorbei, quer über den Platz, die Straße zum Fluss hinunter. Auf der Brücke blieb sie stehen und blickte über die Brüstung. Das Hochwasser unter uns sah aus wie milchiger Tee.
    »Vianne, es tut mir so leid«, fing sie an.
    Ich musterte sie von der Seite. »Es ist nicht deine Schuld. Ich bin weggegangen. Ich habe euch beide verlassen. Ich war egoistisch. Was habe ich mir nur dabei gedacht?«
    »Wovon redest du denn?«
    »Ich weiß von Pilou.«
    Sie starrte mich verständnislos an. »Von Pilou?«
    Ich lächelte. »Er ist toll, Joséphine. Du hast allen Grund, auf ihn stolz zu sein. Ich wäre es auch. Und was seinen Vater betrifft …«
    Sie verzog gequält das Gesicht. »Nicht. Bitte.«
    Ich legte meine Hand auf ihre. »Schon gut. Du hast nichts Schlimmes getan. Es lag an mir. Ich habe euch zusammengebracht. Ich bin weggegangen. Und als Roux dann nach Paris gekommen ist, habe ich die Zeichen nicht beachtet.«
    Sie musterte mich neugierig. »Roux?«
    »Aber hast du das nicht gemeint vorhin? Dass Roux Pilous Vater ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist viel schlimmer.«
    »Viel schlimmer?« Was konnte schlimmer sein?
    Sie setzte sich auf die Brüstung. »Ich wollte es dir wirklich erzählen. Aber du warst so stolz auf mich – dass ich meinen Mann verlassen habe und das Café führe, obwohl ich es dann doch nicht zum Bahnhof geschafft habe.«
    »Du hast Pilou.«
    Sie lächelte. »Ja, Pilou. Ich habe ihn die ganze Zeit angelogen, weil ich die Wahrheit nicht ertragen kann. So wie ich dich angelogen habe, Vianne, weil ich dir vorgaukeln wollte, ich hätte mehr aus meinem Leben gemacht.«
    Ich setzte an, um etwas zu entgegnen, aber sie ließ mich nicht zu Wort kommen. »Bitte, Vianne. Ich muss weiterreden. Ich wollte, dass du stolz auf mich bist. Ich wollte, dass Roux stolz auf mich ist. In meinen Träumen war ich wie du – ein Freigeist, der geht, wohin er will. Ohne Bindungen, ohne Familie. Paul war fort. Du hast Lansquenet den Rücken gekehrt, und ich hatte das ebenfalls vor. Und dann habe ich festgestellt, dass ich schwanger bin.« Sie verstummte, und ihr Gesicht nahm einen seltsamen Ausdruck an, halb zärtlich, halb traurig. »Zuerst konnte ich es nicht glauben. Ich dachte doch, ich kann keine Kinder bekommen. Wir hatten es so lange versucht, Paul und ich, und dann, kaum war er fort …« Ein Achselzucken. »Es hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt passieren können. Ich war drauf und dran, von hier wegzugehen. Aber Roux hat mich überredet hierzubleiben, wenigstens bis das Baby auf der Welt ist. Und als ich Pilou gesehen habe …«
    »Da hast du dich verliebt.«
    Sie strahlte. »Genau. Ich habe mich in ihn verliebt. Und als er alt genug war, um Fragen zu

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