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Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Titel: Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
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kamen auf den kleinen Platz. Vor uns die Chocolaterie, der erste Ort, den Anouk und ich je als Zuhause bezeichnet haben.
    Einen Moment sagte keiner von uns ein Wort. Was wir da vor uns sahen, war einfach zu schrecklich: die leeren Fenster, das offene Dach, die Rauchspuren, die an der Hauswand emporkrochen. Der Geruch war noch relativ frisch – eine Mischung aus Gips, verkohltem Holz und Erinnerungen, die in Flammen aufgegangen sind.
    »Was ist passiert?«, fragte ich schließlich.
    Reynaud zuckte die Schultern. »Es hat gebrannt.«
    In dem Moment klang er fast wie Roux, nachdem er damals sein Boot verloren hatte. Die misstrauische, monotone Stimme, eine fast kränkende Teilnahmslosigkeit. Ich wollte ihn schon fragen, ob er der Brandstifter sei – nicht weil ich das wirklich dachte, sondern weil ich seine übertriebene Selbstbeherrschung durchbrechen wollte.
    »Ist jemandem etwas zugestoßen?«, erkundigte ich mich.
    »Nein.« Wieder diese demonstrative Distanz, während seine Farben tobten und schrien.
    »Wer hat dort gewohnt?«
    »Eine Frau und ihr Kind.«
    »Nicht von hier.«
    »Ja.«
    Mit seinen blassgrauen Augen hielt er meinen Blick fest, als wollte er mich provozieren. Ich war ja auch eine Ausländerin, eine Fremde, jedenfalls nach seiner Definition. Und ich war eine Frau mit einem Kind. Wollte er mit seiner Wortwahl noch etwas anderes ausdrücken?
    »Haben Sie die beiden gekannt?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    Das war ebenfalls ungewöhnlich. In einem Dorf wie Lansquenet kennt der Gemeindepfarrer jeden. Entweder log Reynaud, oder die Frau, die in meinem Haus gewohnt hatte, war imstande gewesen, das Unmögliche zu vollbringen.
    »Wo wohnen sie jetzt?«, fragte ich.
    »In Les Marauds, glaube ich.«
    »Glauben Sie?«
    Wieder zuckte er die Achseln. »Es gibt jetzt viele Ausländer in Les Marauds«, antwortete er. »Dort hat sich einiges verändert seit damals.«
    So allmählich glaubte ich, dass er recht hatte. Die Dinge haben sich verändert in Lansquenet. Die irgendwie bekannt erscheinenden Gesichter und die Häuser und die weiß getünchte Kirche. Die Felder und Wiesen. Die schmalen Straßen, die hinunter zum Fluss streben, die alten Gerbereien, der Dorfplatz mit dem Seitenstreifen, wo Pétanque gespielt wird, die Schule, die Bäckerei – all diese Orientierungspunkte, die ich bei unserer Ankunft als tröstlich empfunden hatte, weil sie die Illusion der Zeitlosigkeit schufen, sie bekamen jetzt eine andere Färbung, etwas Beunruhigendes. Der Schatten des Fremden im Bekannten.
    Reynaud schaute zur Kirchentür. Die Gemeindemitglieder waren alle schon drin. »Sie müssen Ihren Talar anziehen«, sagte ich. »Sonst kommen Sie noch zu spät zur Messe.«
    »Ich lese heute nicht die Messe.« Er klang immer noch vollkommen unbeteiligt. »Wir haben einen Gastpriester, Père Henri Lemaître, der für besondere Anlässe hierherkommt.«
    In meinen Ohren klang das ziemlich merkwürdig. Aber weil ich ja nie in die Kirche gehe, sagte ich lieber nichts. Reynaud bot keine weiteren Erklärungen an, sondern blieb stumm und ziemlich verkrampft neben mir stehen, als würde er einen Urteilsspruch erwarten.
    Genau wie Anouk konnte auch Rosette die Augen nicht von der Chocolaterie nehmen. Anouk hatte ihren Ohrstöpsel herausgenommen und stand vor der verkohlten Haustür. Ich wusste, dass sie daran dachte, wie wir damals das Holz abgeseift und geschmirgelt, die Farbe und die Pinsel gekauft und den Lack später nur mit Mühe aus den Haaren bekommen hatten.
    »Vielleicht ist es nicht so schlimm, wie es aussieht«, sagte ich zu Anouk und drückte gegen die Tür. Sie war nicht verschlossen und ging auf. Im Inneren war es schlimmer. Ein Haufen Stühle, in der Mitte des Raums gestapelt, die meisten halb verbrannt und nicht mehr zu gebrauchen. Ein Teppich, aufgerollt und angeschwärzt. Die Überreste einer Staffelei auf dem Fußboden. Eine abblätternde Tafel an der Wand.
    »Es war eine Schule«, sagte ich laut.
    Reynaud schwieg. Mit verkniffenem Mund.
    Rosette zog einen Flunsch und fragte in Zeichensprache: Schlafen wir hier?
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte ihr zu.
    Gut. Bam gefällt es hier nicht.
    »Wir finden was anderes«, sagte ich.
    Wo?
    »Ich weiß schon was«, sagte ich. Dann schaute ich Reynaud an. »Ich will ja nicht aufdringlich sein. Aber stecken Sie irgendwie in Schwierigkeiten?«
    Er grinste. Es war nur ein Minigrinsen, aber diesmal erreichte es immerhin seine Augen. »Ich glaube, das kann man so sagen.«
    »Hatten

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