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Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Titel: Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
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von Père Henri Lemaître, der genau wie Caro Clairmont glaubt, man müsse nur die Soutane abschaffen, multireligiöse Gruppen gründen, Kaffeevormittage veranstalten, Bildschirme in der Kirche aufstellen und bewusst die Augen verschließen – vor den Kif-Rauchern, vor der Moschee mit ihrem unerlaubten Gebetsruf sowie dem rechtswidrigen Minarett –, und schon kehre der Geist der Einigkeit nach Lansquenet-sous-Tannes zurück.
    Er irrt sich. Es gibt nichts als Spaltung und Zwietracht. Auch in unseren eigenen Kreisen sind wir uns nicht alle einig, aber die Kluft zwischen uns und den anderen wird immer tiefer. Mahjoubis Moschee mit ihrem Minarett ist noch nicht einmal der Grund, weshalb ich mir Sorgen mache. Egal, was manche Leute denken, ich habe immer noch Humor. Nein, es ist die Feindseligkeit, die ich spüre, wenn ich an Saïds Gym vorbeigehe. Jedes Mal. Es ist schlimm. Wir müssen anderen Glaubensrichtungen gegenüber tolerant sein, sagt Père Henri Lemaître. Aber was ist, wenn Anhänger dieses Glaubens uns nicht mit Toleranz begegnen? Und uns auch gar nicht mit Toleranz begegnen wollen?
    Als ich wieder auf meiner Seite des Flusses war, ging ich zielstrebig in Richtung Saint-Jérôme. Ich hatte mit Luc ausgemacht, dass wir uns um neun dort treffen. Aber irgendwie stand ich bereits um halb acht vor der Chocolaterie.
    Ich betrat das Gebäude. Es stank immer noch nach kaltem Rauch, aber der Raum war frei von Schutt. Das obere Stockwerk hatten Luc und ich gestern noch nicht inspiziert. Der Ausgangspunkt des Feuers war leicht zu identifizieren gewesen: Jemand hatte zusammengeknüllte Lappen, die mit Benzin getränkt waren, in den Briefkasten gequetscht. Dadurch war die Tür in Brand gesetzt worden, dann noch einige Mäntel, ein Wandteppich und ein Stapel Holzstühle, die zur Schule gehört hatten.
    Es ist wirklich eine Beleidigung, père. Wie können die Leute nur denken, ich hätte das getan! Jedes Kind hätte das besser gemacht. Das Feuer wütete schon, als Frau Bencharki aufwachte, aber hinten gibt es eine Feuertreppe, über die sie und das Kind unversehrt entkommen konnten, während Nachbarn mit Schläuchen und Eimern die Flammen zu löschen versuchten.
    Verstehen Sie, père, wir haben es hier mit einer Gemeinde zu tun. Da fällt es auf, dass von ihrer Seite niemand kommt! Les Marauds hätte in dieser Nacht genauso gut hundert Meilen weit weg sein können. Die nächste Feuerwache ist dreißig Minuten entfernt – in der Zeit wäre vermutlich der gesamte Laden niedergebrannt.
    Plötzlich hörte ich Schritte über mir. Es war jemand im Haus. Natürlich dachte ich gleich an Luc, aber was sollte er hier tun, über eine Stunde vor unserem vereinbarten Treffen? Wieder das Geräusch. Schleichend, verstohlen.
    »Wer ist da?«, rief ich.
    Die Schritte verstummten. Einen Moment lang war alles still. Dann hektisches Getrappel, erst über die nackten Holzdielen, dann die Feuertreppe hinunter. Kinder! war mein erster Gedanke. Kinder, die nichts Gutes im Schilde führten. Ich rannte hinaus ins Freie, in der Hoffnung, die Übeltäter noch zu erwischen, aber bis ich mich durch den verkohlten Brandschutt im Garten gekämpft hatte, waren die Eindringlinge verschwunden. Ich sah nur noch eine Maghrebinerin, die mit raschen Schritten die Straße hinuntereilte. War das reiner Zufall? Oder gehörte sie zu den Eindringlingen?
    Ich ging hinauf zu den Schlafzimmern. Es gab zwei: das eine normal groß, das andere sehr klein, und man konnte es nur über eine Leiter und eine Falltür erreichen. Der Raum hatte ein kleines rundes Fenster. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie Roux es eingesetzt hat. Von der Leiter aus warf ich einen Blick in das Zimmer. Der Schaden war hier minimal. Vom Rauch alles ein bisschen schmutzig vielleicht, aber sonst beinahe bewohnbar. Ein typisches Kinderschlafzimmer, mit einem schmalen Bett und Plakaten von Bollywood-Stars an den Wänden. Bücher waren auch da – die meisten französisch. Soweit ich das beurteilen konnte, hatten die Eindringlinge hier nichts angefasst.
    Dann hörte ich eine Stimme hinter mir, eine Frauenstimme, die sagte: »Was tun Sie hier?«
    Ich drehte mich um. Es war Inès Bencharki.

7

    Mittwoch, 18. August
    Ich glaube nicht, dass ich ihre Stimme vorher schon einmal gehört habe. Sie war klar, die Aussprache fast akzentfrei, vielleicht klang eine Spur Nordfrankreich darin mit. Wie immer war die Frau bis an die Fingerspitzen in Schwarz gehüllt. Ihre Augen, zur Abwechslung einmal fest

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