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Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Titel: Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
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um ihren Kopf gewickelt war, dazu trug sie einen gelben Schal locker um den Hals geschlungen. Ihr Gesicht sah aus wie ein verschrumpelter Pfirsich, ihre gekrümmten Hände erinnerten an Hühnerklauen. Und als ich in die Küche kam, war es ihre Stimme, die das Schweigen durchbrach, indem sie schrill etwas auf Arabisch krächzte.
    »Das ist meine Schwiegermutter«, erklärte Fatima lächelnd, mit dem gleichen liebevoll milden Gesichtsausdruck, mit dem sie über Maya gesprochen hatte. »Komm, Omi, begrüße unseren Gast.«
    Omi Al-Djerba musterte mich mit einem Blick, der mich seltsamerweise an Armande erinnerte.
    »Schau, sie hat Pfirsiche mitgebracht«, fügte Fatima noch hinzu.
    Das Krächzen verwandelte sich in ein Gackern. »Lass sehen!« Fatima hielt ihr den Korb hin. »Mmmf«, machte Omi und schenkte mir ein pfiffiges Lächeln. Ihr Mund war so zahnlos wie der einer Schildkröte. »Das ist gut. Du kannst wiederkommen. Diese albernen kleinen Dinger, diese briouats und Mandeln und Datteln, wie soll ich die denn kauen? Meine Schwiegertochter will mich verhungern lassen. Inshallah, das wird sie aber nicht schaffen, ich werde euch alle überleben!«
    Maya klatschte lachend in die Hände. Omi tat so, als würde sie die Kleine anfauchen. Fatima lächelte, so wie man lächelt, wenn man etwas schon sehr oft gehört hat. »Sie sehen, mit wem ich leben muss«, sagte sie und deutete auf die anderen. »Das sind meine Töchter, Zahra und Yasmina. Yasmina ist mit Ismail Mahjoubi verheiratet, und Maya ist ihre Tochter.«
    Ich lächelte den Frauen zu. Zahra – mit dem schwarzen hijab – erwiderte schüchtern mein Lächeln. Ihre Schwester Yasmina reichte mir die Hand. Die beiden sahen sich sehr ähnlich, fand ich, obwohl sie so verschieden gekleidet waren. Einen Moment lang überlegte ich, ob Zahra vielleicht die Frau in Schwarz war, aber die Frau, die ich auf dem Dorfplatz – und später hier an der Haustür – gesehen hatte, war größer, glaubte ich mich zu erinnern, und vielleicht auch älter. Auf jeden Fall irgendwie eleganter in ihren Gewändern.
    Ich habe mein Arabisch fast ganz vergessen, aber so viel weiß ich noch: »Jazakallah.«
    Die Frauen schauten mich erstaunt an und schienen sich zu freuen. Zahra murmelte eine höfliche Erwiderung, Maya kicherte und klatschte wieder in die Hände.
    »Maya«, ermahnte Yasmina sie mit ernster Miene.
    »Sie ist ein süßes kleines Mädchen«, sagte ich.
    Omi lachte leise. »Warte nur, bis du meine Du’a siehst«, verkündete sie. »Schlau wie ein Fuchs. Und sie hat so ein gutes Gedächtnis. Sie kann den Koran besser auswendig als der alte Mahjoubi. Ich sag dir, wenn das Mädchen ein Junge wäre, würde sie schon längst das ganze Dorf regieren.«
    Fatima warf mir einen amüsierten Blick zu. »Omi wollte eigentlich nur Jungen. Deshalb ermuntert sie Maya immer, sie soll ruhig herumtoben. Und sich über ihren Großvater lustig machen.«
    Omi zwinkerte Maya zu. Maya grinste und zwinkerte zurück.
    Yasmina lächelte, Zahra nicht. Sie wirkte nicht so entspannt wie die anderen, eher vorsichtig und misstrauisch. »Wir sollten unserem Gast Tee anbieten«, sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, danke – ich kann leider nicht bleiben. Aber vielen Dank für die Kekse. Jetzt gehe ich lieber nach Hause. Ich will nicht, dass meine Töchter sich Sorgen machen.«
    Ich nahm meinen Korb, der nun mit marokkanischen Süßigkeiten gefüllt war.
    »Früher habe ich auch manchmal solche Kekse gebacken«, erzählte ich. »Aber jetzt mache ich nur noch Pralinen. Wussten Sie, dass ich früher den Laden gemietet habe, den bei der Kirche, in dem es gebrannt hat?«
    »Ach, tatsächlich?« Fatima schüttelte den Kopf.
    »Na ja, es ist schon ziemlich lange her«, sagte ich. »Wer wohnt jetzt dort?«
    Es entstand eine kurze, irgendwie verlegene Pause. Das Lächeln auf Fatimas Gesicht wirkte ein bisschen weniger freundlich. Yasmina senkte den Blick und zupfte an Mayas Haarschleife herum. Zahra wurde plötzlich nervös, und Omi schnaubte unüberhörbar.
    »Inès Bencharki«, sagte sie schließlich.
    Inès. So hieß sie also. »Karim Bencharkis Schwester?«, fragte ich.
    »Wer hat dir das gesagt?«, wollte Omi wissen.
    »Jemand aus dem Dorf.«
    Zahra warf ihr einen Seitenblick zu. »Omi, bitte …«
    Sie verzog das Gesicht. »Yar. Vielleicht ein andermal. Ich hoffe, du besuchst uns wieder. Bring ruhig ein paar von deinen Pralinen mit. Und deine Kinder!«
    »Ja, gern.« Ich ging zur Tür. Fatima begleitete

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