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Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)

Titel: Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
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um sich zu erkundigen, ob ich etwas brauche, und hat es problemlos geschafft, ein paar gehässige Spitzen anzubringen – als Mitgefühl verkleidet, versteht sich – und mir gleichzeitig alles Gute für die Zukunft zu wünschen.
    »Wieso, fahren Sie weg?«
    Sie wirkte ein wenig verunsichert. »Nein, ich …«
    »Ach, dann habe ich Sie wohl missverstanden.« Ich schenkte ihr mein bösartigstes Lächeln. »Und übrigens, sagen Sie doch Ihrem Sohn viele Grüße von mir. Er ist ein netter Junge. Armande wäre stolz auf ihn.«
    Caro zuckte zusammen. Jeder in Lansquenet weiß, dass sie und Luc in vielen Dingen nicht derselben Meinung sind. Zum Beispiel darüber, dass er lieber Literatur studiert, als in den Familienbetrieb einzusteigen. Und natürlich wegen Armandes Haus. Armandes Testament hat unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass das Haus Luc gehört, aber Caro findet, man sollte es verkaufen und das Geld anderswo investieren. Davon will Luc natürlich nichts hören, und das sorgt für Spannungen im Hause Clairmont. Auf jeden Fall braucht man Luc und seine Pläne nur zu erwähnen, da meldet sich bei Caro schon dieses Zucken. Andererseits mag es ja noch so befriedigend sein, Caro zu quälen, meine Lage hier verbessert sich dadurch keineswegs. Père Henri Lemaître hat gute Arbeit geleistet und (selbstverständlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit) mit sämtlichen Frauen hier in Lansquenet über meine Situation gesprochen, vor allem mit den Damen, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie die Neuigkeiten auch weitertragen.
    Inzwischen ist es zwei Wochen her, dass ich das letzte Mal die Beichte abgenommen habe. Aber trotzdem erfahre ich Dinge, von denen Père Henri nicht die geringste Ahnung hat. Henriette Moisson und Charles Lévy haben sich wegen einer Katze gestritten, die technisch gesehen Charles gehört, die aber Henriette so oft und so reichlich füttert, dass das Tier sich nun an sie gehängt hat. Das ärgert Charles, und neulich hat er sich als Detektiv betätigt und sich in Henriettes Garten geschlichen, in der Hoffnung, fotografische Beweise dafür sammeln zu können, dass das Tier entführt wurde. Woraufhin Henriette losschrie, ein Perversling spioniere ihr nach, was die gesamte Straße in Aufruhr versetzte – jedenfalls bis die Wahrheit offenbar wurde. Das Objekt dieser ganzen Auseinandersetzung schien von dem Trubel relativ wenig beeindruckt zu sein, fraß sein Schüsselchen mit dem Hacksteak leer, das Henriette zubereitet hatte, und machte es sich dann wieder auf einem Kissen vor dem Kamin bequem.
    Henriette hat schon ein paarmal versucht, mir zu beichten. Ich sage ihr immer, dass sie sich an Père Henri Lemaître wenden soll, aber sie versteht nicht, was los ist, glaube ich.
    »Ich habe Sie gesucht, père, ich wollte beichten, aber Sie waren nicht in der Kirche«, sagte sie. »Stattdessen habe ich so einen Perversling im Beichtstuhl sitzen sehen! Ich habe ihm gesagt, wenn ich ihn noch mal erwische, dann rufe ich die Polizei.«
    »Das war Père Henri Lemaître«, erklärte ich.
    »Wieso das denn? Was hat er da verloren?«
    Ich seufzte und sagte ihr schließlich, sie könne ja zu mir nach Hause kommen, wenn sie unbedingt beichten wolle. Ich redete auch mit Charles Lévy und sagte ihm, wenn er die Katze wirklich behalten wolle, dann müsse er ihr erlauben, nachts im Haus zu bleiben, und ihr mehr als nur Abfälle zu fressen geben.
    Heute Morgen bin ich ihm begegnet, als er mit einem kleinen eingewickelten Päckchen aus dem Laden von Benoît, dem Fischhändler, kam. Mit hochzufriedener Miene.
    »Seeteufel«, zischte er mir im Vorbeigehen zu. »Mal sehen, wie sie das findet.« Und schon war er verschwunden, seinen Fisch an sich gedrückt wie Schmuggelware. Er ahnte nicht, dass Henriette bereits junge Sprotte gekauft hatte und außerdem ein Lederhalsband mit dem Namen Tati. Charles nennt seine Katze Otto, was Henriette völlig albern findet und außerdem noch unpatriotisch.
    Sie sehen, mon père, die Leute reden trotz allem noch mit mir, jedenfalls einige. Aber andere, zum Beispiel Caro Clairmont und Joline Drou und überhaupt die ganze Clique, die Armande immer als »Bibel-Groupies« bezeichnet hat, ignorieren mich ganz demonstrativ. Ich habe Joline heute Nachmittag gesehen, wie sie den Platz bei Saint-Jérôme überquerte. Ich war gerade dabei, die umgekippten Blumenkübel wieder aufzustellen und die Erde wegzufegen. Ich glaube, der Übeltäter war einer der Acheron-Jungs – ich habe ihn

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