Himmlische Träume: Die Fortsetzung des Weltbestsellers "Chocolat" (German Edition)
machte es sich auf meinem Schoß bequem und schnurrte zufrieden.
»Hazrat mag dich«, sagte Omi.
Ich streichelte die Katze. »Gehört sie Ihnen?«
Omi lächelte. »Eine Katze gehört niemandem. Sie kommt und geht, genau wie der Schwarze Autan. Aber Du’a hat ihr einen Namen gegeben, und jetzt kommt die Katze jeden Tag, weil sie weiß, dass es hier was zu fressen gibt.« Sie holte eine Makrone aus der Tasche. »Hier, Hazi. Dein Lieblingskeks.«
Sie brach ein Stückchen ab und hielt es der Katze hin. Diese streckte elegant die Pfote danach aus und verspeiste dann genüsslich ihre Beute.
Omi selbst aß den Rest der Makrone. »Hazrat Abu Hurairah war ein berühmter sahabi, ein Gefährte des Propheten. Er war bekannt als der ›Katzenmann‹, weil er die Katzen so liebte. Nach ihm hat meine kleine Du’a diese Katze benannt. Sie denkt, sie ist eine Streunerin, aber ich glaube, ihr schmeckt es bei uns einfach besser.«
»Das geht nicht nur der Katze so«, sagte ich mit einem Lächeln.
»Ja, meine Schwiegertochter kocht die feinsten Mahlzeiten in ganz Les Marauds. Aber verrate ihr nicht, dass ich das gesagt habe.«
»Sie mögen Du’a sehr«, sagte ich.
Omi nickte. »Sie ist ein liebes Mädchen. Na ja, besonders brav ist sie nicht, aber sie weiß, wie sie mich zum Lachen bringt. Und sie hilft mir, indem sie auf die kleine Maya aufpasst.«
»Maya ist ganz schön lebhaft, stimmt’s?«
»Ja, sie lebt in Toulouse«, sagte Omi, als würde das alles erklären. »Yasmina kommt zum Ramadan hierher, aber sonst sehen wir sie nie. Eigentlich gefällt es ihr hier gar nicht. Das Leben in Les Marauds ist ihr zu ruhig.«
»Ich glaube, sie unterschätzt uns.«
Uns. Warum habe ich das gesagt? Aber Omi schien es gar nicht aufzufallen. Sie musterte mich amüsiert. »Yar. Hier ist einiges los. Und ich habe schon gehört, dass du Gäste hast.«
Ich verzog keine Miene. »Wir haben ständig Besuch. Neulich ist Joséphine den ganzen Abend da gewesen. Ihr gehört das Café des Marauds. Im Grunde war schon halb Lansquenet bei uns.«
Omi studierte mich aufmerksam. Ihre Augen unter den dünnen, ausdrucksvollen Brauen sind milchig-blau, wie Venen. »Du denkst wahrscheinlich, ich bin von gestern und habe keine Ahnung. Dabei passiert hier im Dorf nichts, ohne dass ich es merke. Aber wenn du unbedingt ein Geheimnis daraus machen willst …«
»Das ist nicht meine Entscheidung.«
»Na gut, das mag sein. Aber …«
»Was gibt es für ein Geheimnis?« Diese Frage stellte Fatima, die jetzt mit Zahra ins Wohnzimmer kam, in der Hand einen Teller mit marokkanischem Gebäck. »Hat meine Omi geplaudert?«
»Im Gegenteil«, sagte ich. »Omi ist wie immer sehr diskret.«
Fatima lachte. »Nicht die Omi, die ich kenne. Hier, versuchen Sie mal! Es gibt Halwa und Datteln und Makronen und Bonbons mit Rosenwasser und Sesamkekse. Nein, nein, nicht für dich, Omi …« Kichernd wehrte sie Omis Hand ab. »Wir haben Ramadan, schon vergessen?«
»Anscheinend, ja«, sagte Omi und zwinkerte ihr zu.
Ich fand, dass Fatima trotz ihres Lachens irgendwie besorgt wirkte. »Ist alles in Ordnung?«, fragte ich sie.
Sie seufzte. »Es ist wegen Yasminas Schwiegervater, Mohammed Mahjoubi. Ihm geht es nicht gut. Er wohnt bei uns, solange Ismail und Yasmina da sind, weil es ihm hier besser gefällt als bei Saïd.«
Omi schnaubte verächtlich. »Du solltest lieber sagen, dass er es nicht aushält mit dieser Frau in der Nähe.«
»Omi, bitte«, sagte Fatima mit leisem Vorwurf.
Aber ich beobachtete Zahra. Sie war ganz anders als Yasmina, trotz der großen Ähnlichkeit. Und nicht zum ersten Mal fiel mir auf, wie unwohl sie sich fühlte, wenn Inès Bencharkis Name fiel.
»Wie findest du Inès?«, fragte ich sie.
Die Frage irritierte sie. In ihrem schwarzen hijab, den sie ganz nach der traditionellen Vorschrift trug, wirkte sie zugleich älter und jünger als ihre Schwester. Sie ist immer extrem schüchtern, und sie redet seltsam monoton.
»Ich … ich finde sie interessant.«
Omi krächzte: »Na, du wohnst ja praktisch dort.«
Zahra wurde rot. »Sonia ist meine Freundin.«
»Ach, es geht um Sonia? Und ich dachte immer, du bist dort hingezogen, um diesen jungen Mann anzuhimmeln.«
Jetzt glühten Zahras Wangen. Ich merkte, dass sie gehen wollte.
Ich erhob mich schnell. »Ach, da habe ich ja Glück, wenn Zahra dort wohnt«, sagte ich. »Ich wollte nämlich gerade fragen, ob mir jemand zeigen kann, wo Inès Bencharki lebt. Vielleicht wärst du so nett, Zahra? Ich
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