Himmlische Verfuehrung
wäre, wenn man als Eltern sein Kind verlieren würde. Es musste schrecklich sein.
„Ja, seine Eltern haben jeden Tag um das Leben ihres Sohnes gebangt. Jeremie hat sehr gelitten, allerdings ist er bei sich Zuhause gestorben. Das war sein letzter Wunsch. Er war zwar noch zu klein, um zu wissen, was mit ihm geschehen würde, aber er wollte einfach nur nach Hause. Er mochte keine Krankenhäuser. Seine Eltern haben ihn zwei Wochen vor seinem Tod nach Hause geholt und wollten, dass er die restliche Zeit, die er noch hatte, in seinem gewohnten Umfeld wäre.“
„Das kann ich verstehen. Ist er eigentlich alleine in den Himmel gegangen“, fragte ich nun.
„Nein, ich habe ihn dorthin begleitet. Das ist noch so eine Aufgabe von Schutzengeln. Wir begleiten die Sterbenden in den Himmel, damit sie sich nicht allein gelassen fühlen und bringen sie dann zum Engelsrat, die sich weiter um sie kümmern“, erklärte er mir.
„Naja irgendwie ist es tröstlich zu wissen, wenn man stirbt, dass man dann nicht alleine ist.“ Ich hatte mich schon immer gefragt, ob es ein Leben nach dem Tod gäbe. Durch Sixt wusste ich, dass das Leben danach nicht vorbei war. Auch wenn man seine Lieben nicht mehr sehen durfte, so hatte man doch die Wahl im Himmelreich zu leben oder auf die Erde als Schutzengel zurückzukommen.
„Es ist für einen Schutzengelallerdings emotional auch nicht einfach, wenn ein Mensch stirbt. Vor allem wenn man jahrelang der Schutzengel des Schützlinges war. Man baut eine Art Bindung zu ihm auf, da man viel von seinem Leben mitbekommt.“
„Das kann ich mir vorstellen. Dich hat der Tod von Jeremie sehr mitgenommen.“
„Ja, das hat es. Er war so ein süßer, liebevoller, aufgeweckter Junge. Ich habe gesehen, wie er durch seine Krankheit litt und es tat mir in der Seele weh, ihn so zu sehen. Als er gestorben ist und ich ihn abgeholt habe, hat er mir auf dem Weg in den Himmel jede Menge Fragen gestellt. Ich habe versucht sie ihm so gut es geht zu beantworten. Selbst den Engelsrat hat er mit Fragen gelöchert.“ Sixt lächelte bei der Erinnerung und ich war froh ihn nicht traurig zu sehen.
„Ich hoffe, ihm geht es gut im Himmel.“
„Ja, ihm geht es gut. Nicht nur, dass er jetzt nicht mehr durch seine Erkrankung leidet, sondern auch, weil er nun bei seinen Großeltern im Himmelreich ist“, sagte Sixt und strich mir sanft über die Wange.
„Das ist gut, dass er dort jemanden von seinen Verwandten hat und nicht alleine ist.“ Sixt Handy klingelte. Er stand auf und ging ins Zimmer, um es zu holen.
„Ja“, meldete er sich. „Hi Brian, was gibt es?“ Sixt kam wieder zu mir und setzte sich neben mir auf die Liege. Er strich mir über das Haar und hörte Brian am Handy zu. „Ja, ist gut. Wir kommen sofort. Ich würde vorschlagen, dass wir uns vor der Bar treffen“, sagte er nun. „Bis gleich.“ Sixt legte auf und sah mich entschuldigend an. „Brian und seine Freundin Anastasia haben in einer Bar Viktor und Liam gesehen. Es tut mir leid, aber wir müssen dort sofort hin. Vielleicht kommt Terina ebenfalls in die Bar. Dann können wir sie uns schnappen und erledigen. Und falls nicht, können wir wenigstens schon einmal Viktor und Liam ausschalten.“
„Dir braucht es nicht leidtun. Es ist doch notwendig. Die Hauptsache ist doch, dass du mir heil wieder kommst“, sagte ich und setzte mich auf.
„Das werde ich, Süße. Und den gemeinsamen Abend holen wir nach. Versprochen.“
„Wenn ihr Terina und ihre Freunde erst einmal erledigt habt, werden wir noch viele gemeinsame Abende haben.“
„Das werden wir. Ich hoffe, es wird nicht lange dauern. Falls doch, dann leg dich schon mal ins Bett und schlaf. Du brauchst nicht extra wach bleiben“, sagte Sixt und gab mir einen Kuss. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch“, erwiderte ich und Sixt verschwand. Ich stand von der Liege auf und ging ins Zimmer. Ich setzte mich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Ich schaltete gerade durch die Kanäle, als mein Handy klingelte. Ich nahm es vom Tisch und ging dran.
„Miller“, meldete ich mich.
„Hallo mein Schatz“, erwiderte meine Mutter.
„Hallo Mum. Wie geht es euch“, fragte ich sie.
„Uns geht es gut. Ist bei euch auch alles in Ordnung?“
„Ja, es ist alles gut“, versicherte ich ihr.
„Hast du denn auch ein Auge auf Leslie?“
„Ja. Ihr geht es bei Greg gut. Ich habe heute schon mit ihr telefoniert. Es ist alles gut, Mom. Wie ist denn Miami so“, änderte ich das
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