Himmlische Verfuehrung
konnte, deshalb blieb ich erst einmal im Eingang stehen. Von hier aus gingen zwei Gänge ab und ein Treppenhaus befand sich neben dem Eingang. Die Luft im Gebäude war stickig, die Gänge waren dunkel und überall standen alte kaputte Büromöbel herum. Ich drehte mich um und sah Sasha aus dem Auto steigen. Jetzt waren auch Nathan und Timothy bei ihr. Ich musste mich beeilen, sonst fingen sie mich wieder ein. Aus dem Keller hörte ich Geräusche. Ich ging ins Treppenhaus und die Stufen zum Keller hinunter. Das Treppenhaus war mit großen Milchglasscheiben versehen, wobei einige schon kaputt waren und Scherben auf den Treppen herumlagen. Mir wurde es etwas mulmig, aber ich musste Sixt retten. Er würde sonst sterben. Terina würde ihn umbringen. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen. Im Keller war es dunkel. Nur das Licht vom Treppenhaus schien herein. Ich ging vorsichtig den Gang entlang, da ich nicht sehen konnte, ob etwas auf dem Boden lag, und versuchte herauszufinden, woher diese Geräusche kamen. Es hörte sich nach einem Stöhnen an. War es Sixt, der dort stöhnte? Was hatte Terina mit ihm gemacht? War er verletzt? Der Gang hatte viele Türen und ich lauschte an jeder, ob daher diese Geräusche kamen. Endlich hatte ich die richtige Tür gefunden. Sie lag am Kopf des Ganges. Die Geräusche kamen aus dem Raum, der sich hinter der Tür befand. Was würde mich dahinter erwarten? Von oben hörte ich Geschrei und laute Schläge. Terinas Stimme war deutlich zu erkennen. Also war sie nicht in diesen Raum. Etwas erleichtert öffnete ich die Tür. In diesem Raum war es dunkel, nur das dämmernde Licht von draußen schien durch ein kleines Fenster herein. Ich betrat den Raum und schaute mich nach Sixt um. Da sah ich ihn. Er saß in einer Ecke auf einen Stuhl und hatte immer noch den Kopf gesenkt. Er schien Schmerzen zu haben und stöhnte bei jeder Bewegung auf. Ich ging auf ihn zu und wäre fast über etwas oder eher gesagt jemanden gestolpert, der auf dem Boden lag. Ich schaute genauer hin und erkannte Liams leblosen Körper. So sah es also aus, wenn ein Dämon sein Körper verließ. Zumindest nahm ich es an, denn ich glaubte nicht, dass er tot war. Er musste als Geist durch das Gebäude schweben und war vielleicht schon auf der Suche nach mir. Ich ging vorsichtig um ihn herum und lief zu Sixt.
„Sixt“, rief ich, als ich fast bei ihm war. Er hob seinen Kopf und schaute mich gequält an.
„Was machst du denn hier“, fragte er erschrocken, als er mich erkannt hatte.
„Ich will dich hier raus holen.“
„Du musst sofort verschwinden. Terina wird dich töten, wenn sie dich kriegt.“
„Ich gehe nicht ohne dich“, sagte ich fest entschlossen und schaute mir an, wie ich ihn vom Stuhl befreien könnte. Es war diese Eisenkette, von der mir Sasha und Sixt erzählt hatten, mit der er gefesselt war. Ein Schloss hing daran, aber der Schlüssel fehlte.
„Sei vernünftig. Ich schaffe das schon. Wissen die Anderen, wo du bist“, fragte Sixt.
„Ja. Sie sind ebenfalls hier. Ich bin ihnen nur abgehauen, sonst hätten sie mich doch nicht gehen lassen.“
„Was ja auch richtig gewesen wäre.“
„Wie kriege ich das Schloss auf“, fragte ich und schaute mich nach dem Schlüssel um.
„Den Schlüssel hat Liam in seiner Hosentasche“, sagte er und deutete auf den Dämon, der auf dem Boden lag. „Du musst ihn erst töten, sonst kommst du nicht an den Schlüssel heran.“
„Was? Wie denn“, fragte ich entsetzt. Ich sollte wirklich einen Dämon töten?
„Da vorne steht ein Besen. Du musst ihm den Stab ins Herz stoßen. Am Besten brichst du den Besenstiel durch, dann kannst du mit der abgebrochenen Seite zustoßen“, erklärte er mir.
„Das kann ich nicht. Man darf doch nicht töten. Ich werde dafür in die Hölle kommen.“
„Nein, das wirst du nicht. Natürlich darf man nicht töten, aber bei Dämonen sieht die Sache etwas anders aus. Sie sind grundlegend böse. Abgesehen davon zählen sie nicht als Lebewesen. Sie sind von dem Bösen schlechthin erschaffen worden. Du wirst dafür nicht in die Hölle kommen. Der Einzige, der da gleich hinkommen wird, ist Liam. Dort lebt er bei seinem Beschaffer weiter, kann aber nicht mehr auf die Erde zurückkehren. Du brauchst dir also keine Gedanken zu machen. Na los. Du schaffst das.“ Sixt hatte recht. Gott würde mich nicht dafür bestrafen, wenn ich einen Dämon töten würde. Ich holte mir den Besen, der in der Ecke gegenüberstand, und stellte mich vor Liams
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