Hindernisse zum Glück (German Edition)
Doch er wollte sich Almas guten Eintopf nicht entgehen lassen. Er stand auf, nahm seinen Teller und ging ohne ein Wort zu sagen in die Küche.
Alma, die gerade den Abwasch erle digte, sah ihn erschrocken an. „Aber Herr Buchenland…“
„ Es ist alles in Ordnung, Alma! Ich möchte nur ihren wunderbaren Eintopf in Ruhe genießen, lassen sie s ich bitte nicht von mir stören!“ unterbrach er sie.
Alma schluckte und wandte sich ihrem Spülbecken zu.
Am nächsten Tag frühstückte Johann mit Marie und Jeanette im Aufenthaltsraum, um Michelle nicht zu begegnen und er aß dort mit den beiden zu Mittag.
Den Abend verbrachte er ebenso mit seinen Mitarbeitern im Aufenthaltsraum. Alma hatte Salate gemacht und Frankfurter Würstchen. Sie tranken Champagner und feierten den Verkauf der Pferde nach Dubai. Die Stimmung war gelöst. Jeanette und Marie schienen ihre Streitigkeiten für ein paar Stunden begraben zu haben und Johann und Marie gaben sich alle Mühe, sich nichts über ihre Gefühle anmerken zu lassen.
Später, als Johann auf dem Weg ins Haus den Hof durchquerte, stellte er fest, dass Michelles Cabriolet fehlte. Hatte sie ihre Sachen gepackt und war ausgezogen?
Aufgeregt lief er durch das menschenleere Haus in ihr Zimmer, das einmal ihr gemeinsames Schlafzimmer gewesen war. Ein schwerer Parfumgeruch lag in der Luft. Früher hatte er diesen Duft gemocht, doch jetzt fand er ihn abstoßend. Im Bett waren, wie früher, zwei Decken. Man konnte sehen, dass nur eine Seite benutzt wurde. Johann fragte sich, ob jemals dieser Tennislehrer oder irgendein anderer Kerl hier die Nacht verbracht hatten, während er auf einem Turnier oder einer Pferdeauktion gewesen war, um das Geld zu verdienen. Er öffnete ihren Kleiderschrank und hegte die Hoffnung, dass er leer war. Doch auf den ersten Blick war alles da! Auch im Badezimmer standen die meisten ihrer Pflegeartikel und das waren nicht wenige! Er kam wohl nicht drum herum, die Trennung selbst in die Wege zu leiten. Es wurde langsam Zeit, er konnte sie nicht mehr ertragen!
Als er am Donnerstag feststellte, dass sie immer noch nicht zu Hause war, bat er Alma, für ihn alleine im Haus einzudecken. Er genoss die Ruhe bei dem guten Essen seiner Köchin, ohne dass jemand auf ihm oder seinen Angestellten herumhackte. Er könnte sich an den Gedanken gewöhnen, dass das jeden Tag so sei und vielleicht würde Marie einmal hier sitzen…
Johann bat Alma am Wochenende im Haus nach dem Rechten zu sehen und gab ihr frei.
Nachdem er am Abend selbst die Küche aufgeräumt hatte, setzte er sich an seinen Computer und tat, was er längst hätte tun sollen: Er ließ sich per Email die Abrechnung von Michelles Kreditkarte zukommen. Vor allem interessierte ihn der gestrige Tag. Nach wenigen Minuten hatte er gefunden, was er suchte: Diverse Einkäufe in Bonner Boutiquen, Tanken an einer Autobahnraststätte, ein Abendessen in Johann Lafer ‘s Stromburg sowie drei Übernachtungen mit Frühstück im selben Hotel - natürlich im Doppelzimmer! Endlich hatte er die Beweise vor Augen, was diese Frau tat.
Er hatte das Gefühl, sich rächen zu wollen. Ohne groß nachzudenken, holte er die Geheimzahl von Michelles Kreditkarte aus dem Safe, griff zum Telefon, rief das Institut an und ließ die Karte sperren.
Als er den Hörer wieder auflegte, hatte er für einen Moment ein schlechtes Gewissen, doch dann sprang er mit einem Gefühl neu gewonnener Lebenslust auf. Es war für ihn eine Genugtuung für all die Jahre, die sie ihn ausgenutzt und betrogen hatte. Er fühlte sich plötzlich gut, wenn er daran dachte, dass sie spätestens am Sonntagmorgen an der Hotelrezeption stand und nicht weiter wusste.
Er holte sich ein Glas Rotwein aus der Küche und setzte sich auf die Terrasse. Es war schon spät und stockdunkel. Ein paar Grillen gaben ein Konzert an diesem warmen Sommerabend, sonst war es still. Johann zündete sich eine Zigarillo an. Eigentlich rauchte er nicht, nur ab und zu mit Kalli eine Zigarillo.
Als er ein Teenager gewesen war, hatte sein Vater ihn auf einem Reitturnier beim Rauchen erwischt. Er hatte fürchterlich geschimpft und ihm offenbart, dass Johanns Großvater Lungenkrebs hatte und bald daran sterben würde. Der Großvater Buchenland hatte immer viel geraucht. Von diesem Tag an hatte Johann keine Zigarette mehr angefasst.
Sein Großvater war es gewesen, der kurz nach dem Krieg mit dem Pferdehandel begonnen hatte. Damals hatte er vor allem Arbeitspferde verkauft oder gegen
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