Hingebungsvoll
Schritt machte. Doch dafür musste er sie erst aus der Reserve locken.
Er nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und musterte Katie, die mit verschränkten Armen vor ihm saß.
„Was mache ich hier, Dale?“
„Mir bei meinem Plan helfen und damit gleichzeitig dir selbst.“
„Ich glaube, ich komme ganz gut alleine zurecht.“
„Wie lange bist du jetzt in Julian verliebt?“
Katies Mund klappte auf und sie wollte protestieren, aber Dale hob den Arm. „Sag nichts, ich weiß es selbst: Seit knapp zwei Jahren und vier Monaten.“ Zufrieden lehnte er sich im Sessel zurück und wartete auf ihre Antwort.
Sie senkte den Blick und schluckte schwer. „Wie- Woher weißt du das?“
„Weil du exakt seitdem keinen einzigen Tag Urlaub mehr genommen hast. Was mir, nebenbei gesagt, hätte auffallen müssen. Es ist wirklich unverzeihlich, dass du so viel gearbeitet hast. Du solltest deinen gesamten Urlaub jetzt nehmen.“
„Nein!“ Geradezu panisch stieß Katie das Wort hervor.
„Hilfst du mir?“
„Warum tust du das?“, wisperte sie nun und ihre Stimme klang verdächtig zittrig.
„Hey, wein nicht. Ich will, dass du Julian bekommst und ich will Vivian zurück, aber du weißt, wie stur die beiden sind. Hilf mir und ich helfe dir. Du bist unersetzlich für den Club, aber du musst trotzdem bald Urlaub nehmen. So lang kann doch kein Mensch durcharbeiten.“
Bestürzt sah er zu, wie die Tränen begannen, über Katies Wangen zu rollen und sie leise schluchzte. Er fühlte sich hilflos – wütende Frauen waren ihm lieber als traurige. Ihre Schultern zuckten und sie sah nach unten. Dale umrundete den Schreibtisch und zog Katie in seine Arme. Da er nicht die geringste Ahnung hatte, was er sagen sollte oder warum genau sie gerade weinte, hoffte er, dass das Streicheln sie beruhigen würde. Immer wieder strich er über ihren Rücken.
Nach einer Weile fasste sie sich wieder und murmelte schließlich, während sie sich von ihm löste: „Ich muss gehen.“
Damit drehte sie sich abrupt um und zog die Zimmertür auf. Davor stand Julian, der die Hand zum Klopfen gehoben hatte und mehr als verblüfft wirkte. Katie beachtete ihn nicht und hastete davon.
Julian sah ihr hinterher und wandte sich an Dale: „Hat Katie geweint? Was ist denn los?“
Er kam langsam näher und starrte auf Dales Hemd. Dale folgte seinem Blick und sah den nassen Fleck auf seiner Brust, wo Katie gerade noch vor sich hin geschluchzt hatte. Mist!
„Was geht hier eigentlich vor?“ Er warf die Tür hinter sich zu und baute sich vor Dale auf. „Was hast du gemacht?“
„Gar nichts“, stieß Dale verärgert hervor. Zumindest hoffte er das. „Ich habe ihre Arbeit gelobt und vorgeschlagen, dass sie mal Urlaub machen sollte. Da hat sie ohne Vorwarnung angefangen zu heulen. Du weißt, dass ich damit nicht umgehen kann.“
Obwohl er nicht wollte, wich Dale einen Schritt vor seinem besten Freund zurück, dessen Augenbrauen sich bedenklich zusammen gezogen hatten. „Weißt du, womit ich nicht umgehen kann? Wenn meine Schwester wütend in mein Zimmer stürmt, auf und ab marschiert und dann wieder davon rauscht, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Rück das wieder gerade.“ Damit drehte er sich um und fügte noch hinzu: „Und lass Katie in Ruhe! Sie kann ihren Urlaub nehmen, wann sie das für richtig hält.“
Die Tür schmetterte eins Schloss. Müde rieb Dale sich über die Augen und beschloss, dass er jetzt dringend einen Drink brauchte. Dann würde er ein Taxi nach Hause nehmen und endlich wieder in Ruhe schlafen können. Morgen würde er Katie anrufen und das Chaos beseitigen. Auf der obersten Stufe nach unten blieb er stehen. Vivian saß auf einem der Barhocker und hatte ihre Beine übereinander geschlagen. Mit einer Hand stützte sie ihren Kopf ab, die andere spielte mit der Serviette, die vor ihr lag. Edgar sagte etwas zu ihr und sie lachte.
Mit angehaltenem Atem blieb Dale stehen und betrachtete sie. Auch sie wirkte müde und angespannt. Sie spitzte die Lippen, bevor sie etwas erwiderte und dieses Mal lachte Edgar. Dale wusste, dass Vivian den Barkeeper als eine Art zweiten Bruder betrachtete. Die beiden hatten sich von Anfang an blendend verstanden und immer, wenn Vivian Rat suchte, hatte sie sich an Edgar gewandt. Ihre und Julians Eltern waren früh bei einem Unfall gestorben und die Geschwister waren von ihrer alleinstehenden Großmutter aufgezogen worden, die in San Francisco lebte.
Als er ihr glockenhelles Lachen hörte, wünschte Dale
Weitere Kostenlose Bücher