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Hinter blinden Fenstern

Hinter blinden Fenstern

Titel: Hinter blinden Fenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Verhältnis?«
    »Nein.« Sie drehte den Kopf weg. »Wir haben zweimal … Wir waren zweimal … zusammen. Er war … Er hatte etwas … Sind Sie jetzt glücklich? Klatschen Sie jetzt in die Hände, weil Sie mich mit Ihren Beleidigungen in die Enge getrieben haben?«
    »Soll ich Ihnen die Nummer meines Vorgesetzten notieren?« fragte Fischer und zog das Handy aus der Tasche. Weil Anita Soltersbusch nicht antwortete, tippte er die Nummer seines Kollegen Walter Gabler, mit dem er ein Büro teilte, um ihn zu bitten, Informationen über den ehemaligen Werkstattbesitzer zusammenzutragen.
    Anschließend rief Fischer Liz Sinkel an. Gemeinsam mit Hauptkommissarin Esther Barbarov befragte sie die Mieter in der Riesenfeldstraße, vor allem in dem Wohnblock, der direkt an das Müllhäuschen grenzte.
    Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die beiden Frauen im dritten Stock von Haus Nummer 61, vom mageren Ergebnis ihrer Ermittlungen enttäuscht, müde, hungrig und mit wenig Hoffnung auf eine Wendung.
    Für ihre Ahnungslosigkeit und ihren blinden Blick würden sie sich bald bis in ihre Träume hinein schämen.

17 Hinschauen ist zuviel verlangt
    E lf Stapel Papier lagen auf dem Eichenholztisch, sechs Männer und drei Frauen saßen sich gegenüber. Ihr Vorgesetzter hatte am Kopfende Platz genommen und telefonierte mit jemandem, dessen Stimme aus dem Lautsprecher durch die beiden Räume schallte, zwischen denen der Tisch stand.
    »Sie haben die bräunlich-rötlichen Verfärbungen gesehen« , sagte Dr. Justus Dornkamm durchs Telefon. »Stumpfe Gewalt beim ersten Schlag, der zweite erfolgte mit noch größerer Wucht, fast an derselben Stelle, schwerste Schädelbasisfraktur. Nudis verbis: Der Mann ist frontal erschlagen worden, die Tatwaffe ist zweifelsfrei der Steinkrug, der einen Meter zwanzig groß war und ungefähr vier Kilo wog. Das Opfer hatte zwei Komma vier Promille Alkohol im Blut und litt offensichtlich unter chronischem Alkoholismus und Unterernährung. Nach meinen bisherigen Untersuchungen wäre der Mann auch bei geringerer Gewalteinwirkung nicht in der Lage gewesen, sich zu wehren. Unter uns und ohne Zeugen: Auch ohne den brutalen Angriff hätte das Opfer dieses Jahr nicht überlebt.«
    Silvester Weningstedt, der Leiter der Mordkommission, blickte in die Runde. Nachdem niemand sich zu Wort meldete, beendete er das Telefongespräch. Wie seine Kollegen hatte er sich eine Unmenge von Namen und Daten notiert.
    »Nach den Berechnungen von Dr, Dornkamm starb der Mann in der Nacht zu Montag zwischen Mitternacht und zwei Uhr. Fundort der Leiche ist der Tatort, das heißt, er wurde im Müllhaus erschlagen und die Leiche dann in einem der Container versteckt.«
    »Warum?« fragte Liz Sinkel. Das war eines ihrer Hauptfragewörter.
    »Warum ›warum‹?« Georg Ohnmus, der fünfundvierzigjährige Hauptkommissar, der neben ihr saß, drehte sein kleines Diktiergerät auf dem Tisch.
    »Warum hat der Täter die Leiche im Container versteckt und nicht einfach liegen lassen? Hat er gedacht, niemand merkt was?«
    »Warum nicht?« sagte Ohnmus.
    »Und das Blut überall, und die Scherben?«
    »Der Täter hat die Scherben unter die Container gekehrt« , sagte Oberkommissar Micha Schell.
    »Paßt doch.« Ohnmus legte den Rekorder genau in die Mitte seines Papierstapels. »Zeit gewinnen. Ist ihm gelungen.«
    Manchmal neigte er dazu, in Stichworten zu sprechen. »Die Leiche wurde erst am übernächsten Tag entdeckt.«
    »Wieso waren Täter und Opfer zur selben Zeit am selben Ort?« Weningstedt hielt seine grüne Tasse in beiden Händen und zwang sich, nicht auf seinen Herzschlag zu achten, dessen Rhythmus ihn wieder einmal beunruhigte. Zumindest bildete er sich ein, er hätte Grund zur Sorge. »Und zwar mitten in der Nacht.«
    Nach einem Moment erhob sich Walter Gabler, der Älteste in der Runde, atmete tief ein und setzte sich wieder: Niemand achtete darauf.
    »Und kein Nachbar hat den Mann je zuvor gesehen?« sagte Gabler zu Liz und Esther, die ihm gegenübersaßen, und zu Fischer neben ihm: »Außer deiner Frau Küppersbusch.«
    »Soltersbusch«, sagte Fischer.
    »Kein Nachbar«, sagte Esther. »Allerdings haben wir noch nicht alle Mieter angetroffen.«
    Unauffällig streckte Weningstedt den Rücken. Fischer tat, als bemerkte er nichts.
    »Ich weigere mich zu glauben, daß der Stadtstreicher zufällig in der Anhalter Straße unterwegs war«, sagte Hauptkommissar Neidhard Moll.
    Gabler nahm ein handbeschriebenes Blatt aus seinem Ordner. »Ob der

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