Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)

Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition)

Titel: Hinter deiner Tür - Aktionspreis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia M. Dölger
Vom Netzwerk:
der äußersten Spitze, befestigte Papa einen
großen leuchtenden Stern. Unsere kleine Krippe konnte sich
sehen lassen. Mit Moos aus dem Wald legten wir sie aus und
vervollständigten sie mit einem richtige Lämpchen. Es war
wunderschön, bis meine Eltern anfingen zu streiten. Dann wurde
es Zeit für mich, in mein Zimmer zu gehen. Zeit zu singen.
    Sing, Anna-Lena, dann hörst du nichts. Horch, sie streiten
gar nicht. Sing einfach weiter. Mama kommt gleich und dann ist
alles wieder gut.
    Warum konnte ich mich nicht mehr an die Texte
erinnern? Nur daran, dass ich gesungen hatte - mit den Händen
auf den Ohren.
    Während ich das Lieblingsessen für meinen Vater -
Putenbraten mit frischen Champignons und Spiralnudeln -
kochte, erwachten meine Erinnerungen häppchenweise. Mutter
war nicht zu mir gekommen und hatte mich nicht getröstet.
Irgendwann war dann die Eingangstür zugeschlagen worden.
Mein Vater war im Zimmer erschienen. Nicht Trost spendend,
sondern suchend und fordernd. Heute wurde mir einiges
deutlich.
    Süße, nicht daran denken. Das ist lange her. Heute ist
alles gut. Denke an etwas anderes!
    Wie das Fest wohl bei Thilo und seiner Familie aussah?
Der Abend mit ihm war sehr nett gewesen. Da war so ein
Prickeln in der Luft gewesen. Ob es was zu bedeuten hatte?
    Daniel. Der süße Daniel. An ihn musste ich denken. Thilo
war recht hektisch aufgebrochen. Verständlich. Ich schickte ihm
eine SMS mit einem netten Weihnachtsgruß, damit er wusste,
dass er mich nicht verschreckt hatte. Wir waren weiterhin
Freunde oder würden es werden können.
    „Fröhliche Weihnachten, meine Prinzessin. Schön, dass
du hier bist. Gut siehst du aus! Verändert.“
    Mein Vater gab mir einen Kuss, als ich ihm die Wange
entgegenstreckte. Mein Blick fiel auf einige Kartons, die vor
dem Möchte-Gern-Weihnachts-Bäumchen standen. Sie wirkten
ziemlich alt und verstaubt. Zuoberst lag ein verpacktes
Geschenk, das mein Vater mir überreichte. Es war sehr
ordentlich eingebunden. Wahrscheinlich hatte er es verpacken
lassen. Der Inhalt fühlte sich weich an. Wahrscheinlich wieder
Kleidung. Ich zerriss das Papier mit einem Ruck. Zum Vorschein
kam ein Pullover. Viel zu weit und knallbunt. Vielleicht hätte er
mir als kleines Mädchen gefallen.
    „Danke, Papa, der ist schön. Das ist für dich. Frohe
Weihnachten“, überspielte ich wie gewohnt meine Enttäuschung.
Nicht dass ich mir etwas Wertvolles gewünscht hätte. Nur ein
paar mehr Gedanken hätte er sich machen können, um mir eine
Freude zu bereiten.
    Ich reichte ihm die verpackten Zigarren vom
Weihnachtsmarkt.
    „Lena, meine kleine Lena, danke dir, die konnte ich mir in
letzter Zeit nicht leisten, muss doch genau rechnen. Ich habe
immer noch keine Arbeit. Sonst könnte ich dir mehr schenken.
So wie deine Mutter. Louise meldet sich gar nicht mehr. Hast du
was von ihr gehört?“
    „Nur eine Karte aus dem Ski-Urlaub“, rief ich aus der
Küche, während ich noch einmal nach dem Braten im Backofen
sah.
    „Ich habe noch eine Überraschung für dich, Papa.“ Das
Essen landete auf dem Tisch. Ich strahlte ihn mit meinem besten
Weihnachtslächeln an, das ich extra für solche Familienfeste
einstudiert hatte. Doch er reagierte kaum, wirkte lethargisch.
Wenn ich mich nicht täuschte, roch er nach Rotwein. Dabei
fingen wir erst mit dem Essen an.
    „Auf dich, Lena. Und auf dein Baby“, sagte mein Vater
und prostete mir mit einem Meersburger Spätburgunder zu.
    Ich stieß mit einem Glas Apfelsaftschorle an, und wir
aßen schweigend.
    Du musst ihm sagen, wie enttäuscht du bist, dass er dich
verraten hat, Süße.
    Nicht jetzt! Nicht am Heiligen Abend! Er hatte es doch
schon schwer genug! Mein Vater schien die Überraschung schon
wieder vergessen zu haben.
    „Ein Freund von mir sucht einen Gärtner, das heißt seine
Mutter. Es wären immerhin fünf Stunden pro Woche. Was
meinst du dazu?“, fragte ich ihn nach einer Weile.
    Er stutzte, sah mich mit großen Augen an und rutschte mit
dem Stuhl nach hinten.
    „Besser als gar nichts. Aber ob ich das kann?“, antwortete
er leise. „Wo wohnen die denn, Lena?“
    „In Konstanz.“
    Er zuckte zusammen und ließ sein Messer fallen. „Das ist
aber weit“, entgegnete er abwesend.
    „Du kannst den
Seehas
nehmen, das ist ganz einfach. So
kommst du auch mal raus hier und siehst etwas anderes.
Vielleicht besuchst du mich dann auch", lockte ich ihn. „Papa,
jetzt reiß dich mal zusammen, so

Weitere Kostenlose Bücher